Lebenssonden: Roman (German Edition)
deutete auf die zwei Dutzend Leute, die sich mit unterschiedlichem Erfolg zum Lift zogen. »Ist das das Komitee?«
»Nur die Mitarbeiter, Assistenten von Politikern, Sekretäre, wissenschaftliche Mitarbeiter, Köche und Begleitpersonal. Die hochgestellten Persönlichkeiten sind alle im zweiten Boot.«
Es dauerte ungefähr zehn Minuten, um den Rückstau aufzulösen. In diesem Zeitraum hatten Stassel und Brea ein paar hilflosen Leuten geholfen, die es tatsächlich fertig gebracht hatten, mitten in der Luft förmlich stecken zu bleiben. Dann formierte sich das Empfangskomitee für den nächsten Schub von Würdenträgern.
Die folgende Gruppe war kleiner als die erste – nur ein Dutzend Personen – und hatte einen deutlich würdevolleren Habitus. Stassel erkannte mehrere Personen, darunter den Assistenten des Botschafters der Nordamerikanischen Union und des europäischen Botschafters. Das prominenteste Mitglied der Delegation war ihr Leiter, Enrique Malagar – der Mann, den die meisten politischen Auguren schon als den nächsten Generalsekretär handelten. Als sie durch die Luftschleuse kamen, nahm jeder sich die Zeit, ein paar Worte mit Mrs. Meriweather zu wechseln und Admiral Liu die Hand zu schütteln. Anschließend wurde jeder Gast in die Obhut von zwei Marines gegeben.
Das vorletzte Gesicht, das aus der Luftschleuse lugte, erkannte Stassel auf Anhieb. Er hatte diese Gesichtszüge bereits am Tag der Debatte der Vereinten Nationen auf dem Bildschirm gesehen. Das letzte Komiteemitglied, das an Bord der Bernadotte ging, war Botschafter Nicholas Boswani von der Panafrikanischen Föderation. Stassel fragte sich, ob diese Symbolik beabsichtigt war.
Botschafter Boswani schien nicht versierter in der Bewegung in der Schwerelosigkeit als jedes andere Mitglied der Gruppe. Er zog sich unbeholfen zu der Stelle, wo Mrs. Meriweather stand, schüttelte ihr die Hand und wurde dann Admiral Liu vorgestellt. Stassels Blick fiel sofort auf den Mann hinter dem Botschafter. Im Gegensatz zu den anderen bewegte er sich mit der reflexhaften Gewandtheit eines Raumfahrers.
Boswani wandte sich an Mrs. Meriweather und winkte dem Neuankömmling. »Agusta, meine Liebe, meinen Adjutanten, Oberst Yorubi M’Buto werden Sie wohl noch nicht kennen.«
»Das Vergnügen habe ich in der Tat noch nicht gehabt«, sagte sie an M’Buto gewandt. »Oberst, wenn Sie gestatten, würde ich Sie gern Admiral Liu Tsen vorstellen, dem militärischen Befehlshaber dieser Flotte.«
M’Buto streckte die Hand aus. »Es ist mir eine Ehre, Admiral.«
»Das gilt auch für mich«, sagte Liu.
Stassel glaubte, eine gewisse Unterkühlung im Auftreten seines Chefs festzustellen, sagte sich dann aber, dass er die übliche Reserviertheit des Admirals wahrscheinlich überinterpretierte. Er richtete die Aufmerksamkeit wieder auf Boswani, der leise mit Mrs. Meriweather sprach.
»… wann treffen wir also Ihr mechanisches Glubschaugen-Monster, Agusta?«
»Jederzeit, wenn Sie es wünschen, Nicholas. Jedoch würde ich empfehlen, dass Sie warten, bis Sie eingewiesen worden sind. Die Einweisung wird etwa zwei Tage dauern und soll alle über die Erkenntnisse informieren, die wir seit der Ankunft der Sonde gewonnen haben.« Sie lachte. »Auch ein Diplomat leistet bessere Arbeit, wenn er weiß, wovon er spricht. Stimmen Sie mir zu?«
Boswani wich ihr in diesem Punkt aus. Admiral Liu führte Boswani und M’Buto zur Liftschleuse, wo das letzte Mitglied der Delegation wartete. Als sie an Stassels Position vorbeikamen, hielt der Admiral an.
»Herr Botschafter, Oberst M’Buto, darf ich Ihnen meinen Ersten Offizier, Major Stassel vorstellen?«
Der Botschafter murmelte eine Nettigkeit, aber M’Butos Augen leuchteten auf. »Ah, ja. Major Stassel hat doch die Aktivitäten geleitet, die in Projekt Jungadler mündeten. Das war eine ausgezeichnete Arbeit, Major. Ich möchte Ihnen dazu gratulieren.« Dann wandte er sich an Brea und bewerkstelligte sogar eine Verbeugung, während er sich am Korridor-Kabel verankerte.
»Und das muss die Dame sein, mit der alles anfing! Es war ein schicksalhafter Tag für die Menschheit, als Sie zufällig diesen Lichtblitz am Himmel entdeckten, Mrs. Gallagher.«
Brea errötete.
M’Buto schaute kurz zu ihr auf; seine Augen waren zwei weiße Kreise in einem Meer aus Ebenholz. »Ich vermute, nur die Zeit wird zeigen, ob es ein gutes Schicksal oder ein schlechtes war.«
Stassel war über M’Butos Anmerkung verärgert. Der Oberst schien das nicht zu
Weitere Kostenlose Bücher