Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
Auffallenderweise haben Sie übrigens bei den ersten Barren viel mehr Blei zugegeben als bei den späteren.«
    Mit einem Wortschwall wies Hartford den Vorwurf des Betruges zurück. Kopfschüttelnd hörte der andere ihn an.
    »Dann gäbe es nur noch eine Möglichkeit«, meinte er nach längerem Überlegen. »Ihre elektrolytische Raffination hat vielleicht im Anfang noch nicht einwandfrei gearbeitet. Es kommt da viel auf die Stromstärken und Spannungen an.«
    Die drei stillen Zuhörer im Nebenraum wunderten sich über die technischen Kenntnisse, die dieser wie ein gewöhnlicher Markthelfer aussehende Mann hier vorbrachte. Offenbar war alles Maske an ihm, und in dieser gewollt ärmlichen Kleidung steckte ein ganz anderer Mensch. Ihre Vermutung verstärkte sich beim weiteren Verlauf der Dinge.
    Wieder griff dieser Monsieur Dubois in seine Taschen, zog einen schwärzlichen Stein und verschiedene Nadeln heraus, brachte danach noch ein Fläschchen mit einer wasserklaren Flüssigkeit zum Vorschein. Er rieb den Stein an dem Barren, den Hartford mitgebracht hatte, daß es einen gelben Strich gab, zog mit seinen eigenen Probiernadeln andere Striche daneben und träufelte schließlich etwas von jener Flüssigkeit darauf, die bei der Berührung mit dem Stein leicht aufzischte.
    Lange betrachtete er das Ganze. Kopfschüttelnd legte er den Stein dann vor sich hin.
    »Nun, was haben Sie gefunden, Monsieur Dubois?« fragte Hartford.
    »Diesmal ist es wirklich hundertprozentiges, chemisch reines Gold, Mister Hartford. Es muß die früheren Male doch an Ihrer Raffination gelegen haben.«
    »Also wollen Sie den Barren nehmen?«
    Dubois nickte und legte den Goldbarren in die Haken der Federwaage. Er las das Gewicht ab, schrieb es nieder, machte dann eine kurze Rechnung auf und nannte einen Preis.
    »Einverstanden, Monsieur Dubois. Haben Sie Kasse bei sich?«
    Wieder ein Nicken des anderen, aber vergeblich wartete Hartford darauf, daß der wie bei früheren Geschäften sofort die Brieftasche ziehen und und ihm die so sehnlich erwarteten Banknoten in die Hand drücken würde. Zwar griff Dubois in die Tasche, aber was er herauszog und Hartford hinschob, war ein mit vielen Zahlen und einer langen Rechnung bedecktes Blatt.
    Hartford überlas es und wurde blaß dabei. Entrüstet stieß er es zurück.
    »Ausgeschlossen, Dubois! Was soll das heißen? Fast drei Kilo Blei sollen in den früheren Barren stecken? Einfach unmöglich!«
    Dubois zuckte die Achseln. »Die Analysen stammen von zuverlässigen Fachleuten, Mister Hartford.«
    Hartford schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. »Wenn wirklich Blei drin ist, hat’s ein anderer dazwischengemischt! Von mir haben Sie reines Gold bekommen.«
    »Schreien Sie nicht so, Hartford!« mahnte ihn Dubois.
    »Aber es ist nicht wahr!« ereiferte sich Hartford von neuem.
    »Es ist Tatsache, Mister Hartford – und ich muß meinen Kunden für die Differenz geradestehen.«
    »Machen Sie mit Ihren Kunden, was Sie wollen! Das geht mich nichts an.«
    »Doch, Mister Hartford, es geht Sie sehr viel an. Wenn ich meine Kundschaft nicht zufriedenstelle, springt sie ab. Dann kann ich Ihnen auch keine Barren mehr abkaufen.«
    Hartford versuchte seinen Schreck zu verbergen.
    »Was haben Sie nun eigentlich vor, Dubois?« fragte er unsicher.
    »Ich muß von dem Preis für den Barren hier den Bleigehalt Ihrer früheren Lieferungen abziehen …«
    »Unmöglich, Dubois! Das ist kein reelles Geschäft!«
    Dubois zog seine Brieftasche und fing an, Banknoten daraus zu entnehmen. Eine schöne Summe, aber doch nur die knappe Hälfte von dem, was der Komplice Bigots erwartet hatte.
    »Nein, Monsieur Dubois! Entweder den vollen Preis oder …«
    »Oder …?«
    »Es gibt noch andere Abnehmer für gutes Gold, Monsieur Dubois.« Hartford schickte sich an, den Barren wieder einzuwickeln.
    Dubois bedeckte die vor ihm liegenden Banknoten mit seiner Brieftasche. »Wie Sie wollen, Mister Hartford. Aber hoffentlich kommen Sie mit dem da« – Dubois deutete auf den Barren – »gesund nach Hause!«
    Dubois sagte es in lässigem Ton, aber sein Blick wollte Hartford nicht gefallen. Sollte er die kaum verhohlene Drohung überhören, es riskieren, daß man ihn morgen oder übermorgen irgendwo aus der Seine fischte? Lieber nicht. Das war die Sache am Ende nicht wert.
    Langsam begann er den Barren wieder auszuwickeln. Ebenso gemächlich nahm Dubois seine Brieftasche von den Banknoten.
    »Sie sind ein Gauner, Dubois!«
    Monsieur Dubois machte

Weitere Kostenlose Bücher