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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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vierzehn Tagen einen Kopf wie ein Kürbis haben, wenn er es nicht wieder herausnehmen läßt«, vollendete Professor Hartford den Satz.
    »Sofort muß das geschehen! Er will erst morgen zu seinem Zahnarzt fahren. Ich will ihn gleich hinbringen«, fuhr Spranger auf.
    »Es genügt, wenn es morgen geschieht«, beruhigte ihn Professor Hartford. »Wir haben im Augenblick etwas anderes vor, Mister Spranger, bei dem Herr Reinhard Sie gern dabei hätte.«
    Nur widerstrebend ließ sich Spranger von seiner Absicht abbringen, sofort zu Kelly zurückzukehren.
    Sie gingen zu Fuß auf die Zentralmarkthalle zu. Unterwegs erfuhr Spranger, worum es sich handelte. Für Reinhard galt es, Mister Percy Hartford, ohne selbst gesehen zu werden, bei einem seiner dunklen Handelsgeschäfte zu beobachten.
    Professor Hartford wollte bei der Gelegenheit feststellen, ob dieser zweifelhafte Namensvetter tatsächlich mit seinem früheren Laboranten identisch war.
    Sie waren in eine kleine Seitengasse gelangt und machten vor einem Hause halt.
    »Hier durch den Nebeneingang, meine Herren!« sagte Reinhard. Sie folgten ihm über einen Hof und landeten schließlich in dem Hinterzimmer einer Wirtschaft. Offensichtlich war Reinhard kein Neuling in diesem Lokal.
    Er begrüßte den Wirt wie einen alten Bekannten, gab eine kurze Bestellung auf und verlangte »dasselbe Kabinett wie das letztemal«. Dienstbereit öffnete der Wirt eine Schlupftür. Sie führte in ein winziges Kämmerchen, von dem aus alle Vorgänge in dem Nebenraum beobachtet, und Gespräche, die dort geführt wurden, mit angehört werden konnten. Das Mittel dazu bot ein Ausschnitt in der Wand, der ganz unauffällig hinter dem im Gastzimmer befindlichen Ofen angebracht war. Mit einer Handbewegung lud Reinhard den Professor und Spranger ein, auf den ein wenig wackeligen Stühlen Platz zu nehmen.
    Wenige Minuten später brachte der Wirt einen Liter Wein und stellte drei Gläser auf den Tisch. Kaum hatte er den Raum verlassen, als Reinhard wieder aufstand und zu dem Ausschnitt in der Wand ging.
    »Was sollen wir hier?« fragte Spranger.
    Reinhard sah auf seine Uhr. »Ruhig bleiben und sich die Zeit nicht lang werden lassen, Mister Spranger! Ich habe sichere Nachricht, daß Ihr sogenannter Experte sich hier mit einem seiner Abnehmer treffen will.«
    Schleichend verstrich eine Viertelstunde nach der anderen, bis endlich eine Tür klappte. Ein Mann kam in den Nebenraum, sah sich um und nahm dann an einem Tisch Platz. Kurz darauf klappte die Tür zum zweitenmal, und diesmal – unwillkürlich hielt Spranger den Atem an – kam der ihm wohlbekannte Percy Hartford herein und ging sofort auf den Tisch zu, an welchem der andere saß.
    Angespannt horchten die drei auf das, was sich weiter im Nebenraum abspielte.
    »Ich bringe Ihnen wieder fünf Kilogramm«, sagte Hartford, holte ein in graues Papier eingeschlagenes Päckchen aus seiner Tasche und stellte es vor sich auf den Tisch. Er knotete den Bindfaden auf und wickelte das Papier ab. Ein kleiner, gelblich schimmernder Block kam zum Vorschein.
    »Haben Sie eine Waage mitgebracht, Monsieur Dubois?« fragte Hartford.
    Der andere griff in die Tasche und legte eine Federwaage auf den Tisch; aber er benutzte sie noch nicht, sondern starrte mißtrauisch auf den Block.
    »Wollen Sie sich bitte überzeugen, daß das Gewicht stimmt«, drängte ihn Hartford. Monsieur Dubois zog eine mürrische Miene.
    »Das Gewicht ist immer in Ordnung gewesen, aber Ihre Legierung stimmt nicht, Mister Hartford.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« fuhr Hartford auf.
    »Sie haben mir Ihre Barren als chemisch reines Gold angeboten. Als reines Gold habe ich sie auch gekauft und bezahlt. Aber meine Kunden haben sich bei mir beschwert. Es ist Blei in den Barren gewesen.«
    »Blei? Das ist ausgeschlossen. Sie wissen, Monsieur Dubois, daß ich dieses Gold – Bruchgold, alten Familienschmuck, Goldmünzen und dergleichen mehr – von den verschiedensten Stellen und oft nur grammweise zusammenkaufe. Man steckt natürlich in den einzelnen Stücken nicht drin, aber gerade deshalb raffiniere ich das zusammengeschmolzene Metall in meinem Laboratorium jedesmal elektrolytisch, bevor ich es in Barren gieße. Ein Zehntel Promille wäre der Höchstsatz an fremden Beimischungen, der nach einer solchen Behandlung noch vorhanden sein könnte.«
    Dubois unterbrach sein Gegenüber mit einer energischen Handbewegung.
    »Das stimmt nicht, Mister Hartford. Es handelt sich um mehrere Prozente.

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