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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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werden Sie anders über die Sache denken.«
    Braun machte sich über das Schreiben her. Schon während des Lesens begannen seine eigenen Gedanken zu arbeiten.
    »Nicht übel!« begann er, als er mit dem Schriftstück fertig war. »Herr Hartford beabsichtigt, im Laboratorium die gleichen Vorgänge wiederherzustellen, die sich vor Millionen oder Milliarden von Jahren einmal auf unserer Erde abgespielt haben sollen. Hellglühende Metallkarbide der verschiedensten Art in einer Stickstoffatmosphäre … dann allmähliche Abkühlung … dann Wasserdampf und flüssiges Wasser darauf … so soll nach seiner Ansicht der geeignete Stoff entstehen, den er mit Ihrer Strahlung, Herr Eisenlohr, beleben will. Was sagen Sie dazu?«
    »Ich halte die Idee für durchaus vernünftig, Herr Braun. In den nächsten Tagen will ich selber ähnliche Versuche machen.«
    Professor Braun warf noch einmal einen Blick auf den Brief aus Schenektady.
    »Hellglühende Karbide verschiedener Art … Stickstoffatmosphäre … Das erfordert bedeutend chemische und technische Hilfsmittel, Herr Eisenlohr. Daß Hartford sie hat, ist klar. Aber Sie? …«
    »Ich habe sie auch, Herr Professor. Meine Karbidöfen haben die letzten drei Tage fast ununterbrochen gearbeitet. Wenn das Glück uns günstig ist, werden wir vielleicht noch früher als Mister Hartford Erfolg haben.«
    »Das wäre zu wünschen, Herr Eisenlohr!«
    Gerade überlegte dieser, ob er Braun schon jetzt vorsichtig auf den bevorstehenden Besuch Hartfords vorbereiten solle, als eine elektrische Glocke an der Wand langsam zu klingen begann.
    Eisenlohr stand auf und ging zu einem Meßinstrument, dessen Zeiger wild über der Skala hin und her pendelte.
    »Was ist das, Herr Eisenlohr?« fragte der Professor.
    »Ein Kurzschluß in einer Außenleitung. Ich muß hingehen und die Sache untersuchen. Wollen Sie mich begleiten?«
    »Wenn ich Ihnen dienlich sein kann, gern, Herr Eisenlohr.«
    Fünf Minuten später waren sie auf dem Burgweg. Eisenlohr hatte sich eine starkkerzige Handlampe eingesteckt. In der Linken trug er eine Handtasche, die allerlei Geräte enthielt, in der anderen einen kräftigen Knotenstock. Ein zweites, ebenso knorriges Exemplar hatte er Braun vor dem Aufbruch in die Rechte gedrückt und auf dessen verwunderte Frage scherzend geantwortet:
    »Es ist nur für den Fall, Herr Professor, daß uns jemand im Mondschein begegnen sollte.«
    Schon nach wenigen Schritten bog Eisenlohr von dem breiten Burgweg auf einen Fußpfad ab, der so schmal war, daß Braun hinter ihm gehen mußte. Der Pfad führte um die halbe Burg herum und dann auf der anderen Burgseite zu Tal.
    Endlich machte Eisenlohr an einer starken Buche halt. Braun sah weiße, in den Stamm geschraubte Isolatoren und blanke Kupferdrähte, die bergauf zu anderen Isolatoren an der Burgmauer verliefen und talwärts im Walde verschwanden. Schritt für Schritt stapfte Eisenlohr weiter talwärts, dabei den Lauf der beiden Drähte unaufhörlich mit dem Lichtkegel der Lampe anstrahlend. Schon schimmerte kaum noch fünfzig Meter entfernt ein Wasserspiegel durch das Gebüsch, als er haltmachte.
    Eisenlohr hatte die Ursache des Kurzschlusses entdeckt. Etwas Dunkles klebte zwischen den beiden Drähten.
    Eisenlohr setzte seine Tasche auf den Boden und holte stabartige Stücke eines Isolierstoffes heraus, die er zu einer langen Stange zusammenschob. Danach ein Schlag damit gegen das Dunkle zwischen den Drähten, und es fiel im Sturz schon zum Teil zerbröckelnd zu Boden.
    »Was ist es?« fragte der Professor.
    »Eine große Waldeule, Herr Braun. Wir haben mehrere.
    Schade um das arme Tier! Gegen dreitausend Volt ist kein Kraut gewachsen.« Er packte seine Geräte wieder in die Tasche und schickte sich an, der Leitung bergab zu folgen.
    Und dann standen sie am Teichrand.
    »Ein üppiges Schilf haben Sie hier«, sagte Braun. »Sehen Sie dort an der anderen Seite: Das sieht ja schon fast wie ein kleiner Bambushain aus.«
    Eisenlohr schaute selbst wie fasziniert nach jener Stelle hin, von der Braun gesprochen hatte. Dort war das Schilf bedeutend höher gewachsen und viel stärker in seinen Schäften als am übrigen Ufer.
    Fieberhaft suchte er nach einer Erklärung dafür. Die Strahlung? Der Gedanke lag nahe. Aber dieses wunderliche Schilf war ja der Strahlung nicht ausgesetzt. Mit gutem Vorbedacht hatte er die Röhre seinerzeit so aufgestellt, daß sie nur die Wasserfläche anstrahlte. Kam die Wirkung von unten her? Hatte die im Wasser verstreute

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