Lebensstrahlen
sich jetzt die Tür öffnete und Eisenlohr hereinkam.
Eine kurze Verneigung von dessen Seite. »Herr Professor James Hartford, wenn ich recht unterrichtet bin?«
Percy Hartford erwiderte die Verbeugung.
»Hartford ist mein Name. Ich bin früher zu Ihnen gekommen, als ich ursprünglich glaubte – hoffentlich komme ich Ihnen gelegen.«
Eisenlohr hatte während dieser Worte Zeit gehabt, seinen Gast zu mustern. Er blickte in ein nicht unintelligentes bartloses Gesicht, dessen Kinn Energie verriet. Die Kleidung des Amerikaners war elegant.
Fast etwas zu elegant, ging es Eisenlohr durch den Sinn.
»Aber durchaus, Herr Professor«, beantwortete Eisenlohr die Frage seines Gastes. »Ich freue midi aufrichtig, Sie bei uns zu sehen, obwohl ich Sie nach Ihrem letzten Schreiben eigentlich erst in der nächsten Woche erwartete.«
Hartford fühlte sich unsicher, denn von einem solchen Termin hatte ihm Bruck nichts sagen können.
»Es ging zuletzt in Paris alles glatter und schneller, als es anfangs den Anschein hatte, Herr Eisenlohr«, sagte er vorsichtig.
»Um so erfreulicher für Sie, Herr Professor. Behörden sind gewöhnlich langweilig, und die Justizbehörden ganz besonders.«
»Ja, die Justizbehörden ganz besonders«, bestätigte Hartford.
»Haben Sie wenigstens den gewünschten Erfolg gehabt?« fragte Eisenlohr weiter. Mit Sekundenschnelle überlegte Hartford: Sollte er ja oder nein sagen? Er entschied sich für ja.
»Gott sei Dank, der Erfolg ist nicht ausgeblieben, Herr Eisenlohr.«
»Ah, das freut mich wirklich! Es ist Ihnen also gelungen, den Schwindler – es ist leider ein Namensvetter von Ihnen –, diesen Percy Hartford von der französischen Justiz festsetzen zu lassen?«
»Es ist mir gelungen, Herr Eisenlohr!« sagte Hartford. Mit eiserner Energie mußte er sich zwingen, eine unbewegte Miene zu zeigen.
Sein früherer Chef war also hinter ihm her, stand im Begriff, ihm die französischen und sicher wohl auch die amerikanischen Justizbehörden auf den Hals zu hetzen. USA und Frankreich waren ihm dadurch versperrt, bald wahrscheinlich auch Deutschland.
Nur jetzt Haltung bewahren und glücklich über die nächsten Sekunden kommen! Später, bei ruhigem Nachdenken, würde er vielleicht einen Ausweg aus dieser Lage finden.
*
Zur gleichen Zeit, zu der Percy Hartford von Eisenlohr auf der Eulenburg empfangen wurde, traten Professor Hartford und Reinhard aus dem Gebäude der amerikanischen Legation in Paris. Auf der Straße blieb der Professor stehen, nahm den Hut ab und holte ein paarmal tief Luft!
»Gott sei Dank, Captain, die Sache ist endlich im Rollen! Jetzt werde ich bald abreisen können.«
»Sie könnten es natürlich, Herr Professor, aber für die Sache wäre es vorteilhafter, wenn Sie vorläufig noch hierblieben und sich zur Verfügung der französischen Behörden hielten.«
Verstimmung und Mißmut malten sich in Hartfords Zügen.
Erst vor seinem Hotel kam er zu einem Schluß. »In Gottes Namen denn, Captain«, sagte er beim Abschied zu Reinhard,
»ich will in den sauren Apfel beißen und vorläufig noch hierbleiben.«
*
Auch die Laune von Monsieur Bigot war alles andere als gut.
Die Beulen und Striemen, die er bei seinem letzten Abenteuer davongetragen hatte, waren zwar im Verschwinden begriffen, aber dafür saß er ohne den doch recht nützlichen Hartford und ohne Geldmittel da. Sein Diener François jedoch schien einen Ausweg zu wissen.
»Wir brauchen Mister Hartford gar nicht«, sagte er unvermittelt, »was der kann, kann ich selber schon lange.«
»Was wollen Sie damit sagen, François?«
»Ich meine die Geschäfte, die Mister Hartford zuletzt für Sie besorgt hat.«
»Was wissen Sie denn davon, François?« fragte Bigot verdutzt.
Der Diener zuckte die Achseln. »Unsereiner hat auch seine Augen im Kopf, Monsieur Bigot. Kurz und gut, ich weiß gute Abnehmer für Ihre Barren. Wenn Sie mir die Sache überlassen, werden wir schnell in Ordnung kommen. Wollen Sie mir Barren anvertrauen?«
Was blieb Bigot in seiner augenblicklichen Lage anderes übrig, als den Vorschlag anzunehmen? Allzu bedeutend war der vorhandene Vorrat an Barren freilich nicht.
»Für das erstemal muß es damit gehen«, meinte François, während er die Barren einsteckte. »Ich werde drei bis vier Tage fortbleiben. In der Zeit müssen Sie weiterfabrizieren.«
Der Diener François packte sein Köfferchen. Er ging auf eine Geschäftsreise, deren Ziel er für sich behielt. —
Mr. James Kelly war dabei, die
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