Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
fieberhaft. »Nein, Herr Doktor Bruck«, entschied er dann, »das wollen wir anders arrangieren. Es ist besser, wenn Sie jetzt vorausfahren und sich erst einmal bei Ihren Leuten sehen lassen. Ich werde mir hier einen andern Wagen nehmen und in einer halben Stunde nachkommen. Richten Sie es so ein, daß Sie mir in nächster Nähe der Burg begegnen. Das würde dann ein gänzlich unverdächtiges Zusammentreffen geben. Ich denke, Sie verstehen mich, Herr Doktor?«
    Bruck hatte voll und ganz begriffen. Er stieg wieder in seinen Wagen, sauste im Eiltempo zur Eulenburg zurück und stellte mit Befriedigung fest, daß seine Abwesenheit nicht sonderlich aufgefallen war. Eine gute Viertelstunde leistete er Holthoff Gesellschaft, dann ging er wieder nach oben. Auf dem Flur zum Laboratorium lief ihm Michelmann in den Weg.
    »Hallo, Michelmann!« hielt Bruck das alte Faktotum an.
    »Gut, daß ich Sie gerade treffe. An der ersten Bank auf dem Burgweg sind ein paar Latten lose. Holen Sie sich Werkzeug, wir wollen die Sache gleich in Ordnung bringen!«
    Michelmann nahm einen Hammer und eine Handvoll Nägel und schlurfte neben Bruck den Burgweg hinab, bis sie zu der Bank kamen.
    »Schlagen Sie die Latten wieder fest und geben Sie noch ein paar neue Nägel hinzu«, gab Bruck Anweisung. Er hielt inne, weil hinter ihm eine Autohupe ertönte, sprach aber danach zu Michelmann weiter: »Was kommt denn da angefahren … ein Mietwagen aus Ihlefeld …«
    Auch Michelmann richtete sich von seiner Arbeit auf und besah sich neugierig den Wagen, der langsam herankam. »Wird wohl wieder ein Geschäftsreisender sein, der uns irgend etwas verkaufen will«, brummte er vor sich hin.
    Bruck trat an den Wagen heran, der jetzt unmittelbar bei ihnen hielt.
    Michelmann konnte beobachten, wie Bruck den Fremden ziemlich barsch nach seinem Begehr fragte, sah dann, wie er plötzlich sehr höflich wurde, den Hut zog, eine Verbeugung machte, und hörte ihn sprechen:
    »Ah, Herr Professor Hartford! Welche Ehre für mich, Sie hier als erster begrüßen zu können! Wir erwarteten Sie erst später. Ich werde Sie dem Chef sofort melden, Herr Professor.«
    »Hartford? Professor Hartford …?« murmelte Michelmann vor sich hin. Aus früher aufgefangenen Gesprächsbrocken wußte er, daß ein amerikanischer Wissenschaftler dieses Namens erwartet wurde.
    »Das ist unser alter Michelmann, der für unser leibliches Wohl sorgt«, stellte Bruck ihn danach Hartford vor. Der nickte ihm zu, schüttelte ihm kräftig die Hand und ließ den Wagen langsam wieder anrollen. Bruck und Michelmann gingen das kurze Stück bis zum Burgtor zu Fuß nebenher. Dort verschwand Michelmann in Richtung Küche, während Bruck den neuen Gast in ein Empfangszimmer führte und dann ging, um ihn bei Eisenlohr anzumelden. —
    Eisenlohr und Professor Braun saßen seit einer guten Stunde beisammen und besprachen das durch die letzten gelungenen Versuche Erreichte.
    »Wir müssen so schnell wie möglich einen Bericht über unsere Arbeiten an die Fachpresse geben«, sagte Eisenlohr schließlich. »Es wäre mir lieb, wenn er schon gedruckt vorläge, bevor Herr Professor Hartford hierherkommt.«
    Braun pflichtete ihm bei. »Wir hätten dann eine geklärte Situation. Der Amerikaner könnte …« Er brach ab, weil es klopfte. Dr. Bruck öffnete von außen die Tür ein wenig und machte Eisenlohr ein Zeichen, herauszukommen.
    »Einen Augenblick, Herr Kollege!« entschuldigte sich Eisenlohr bei Braun und ging hinaus. »Was haben Sie, Bruck?« fragte er unwillig über die Störung.
    »Herr Professor Hartford ist soeben angekommen«, platzte Bruck mit seiner Neuigkeit heraus.
    »Was? Herr Professor Hartford ist jetzt schon gekommen?« fragte Eisenlohr offensichtlich verwundert. »Merkwürdig – merkwürdig …«, warf er ein paarmal dazwischen, während Bruck von dem Zusammentreffen bei der Bank am Burgweg erzählte. Bruck konnte nichts Merkwürdiges daran finden. Er wußte auch freilich nichts von einem Brief, den Eisenlohr erst vor drei Tagen von Professor Hartford aus Paris bekommen hatte.
    »Wo ist der Professor?« fragte Eisenlohr kurz.
    »Im Empfangszimmer.«
    »Gut! Ich werde zu ihm gehen.« —
    Neugierig sah sich Percy Hartford in dem Zimmer um, in das Dr. Bruck ihn geführt hatte.
    Nur kurze Zeit blieb er jedoch in dem Sessel sitzen, dann sprang er auf und begann im Zimmer hin und her zu gehen. Er war doch aufgeregter, als er es sich selber eingestehen wollte, und das Herz schlug ihm bis an den Hals, als

Weitere Kostenlose Bücher