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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Entwicklung, Herr Doktor – es könnte die Erfüllung eines uralten Wunschtraumes bringen – die künstliche Erschaffung eines uns ähnlichen Wesens, des Homunkulus …«
    Während er die letzten Worte sagte, wollte er sich aufrichten.
    Bruck sah die Gefahr, die von der nahen Strahlröhre drohte, griff zu, um Hartford zurückzuziehen, und kam der Röhre dabei selbst zu nahe.
    Krachend schlug ein Funke von dem Stativ zu ihm hinüber.
    Wie vom Schlage getroffen, sackte er zusammen. Nur durch einen festen Griff konnte Hartford verhüten, daß er ins Wasser stürzte. Leichenblaß lag Bruck da.
    Weg von hier! wirbelte es Hartford durch den Kopf. Vorsichtig kriechend, den hilflosen Körper Brucks hinter sich her ziehend, gelangte er über die Bohle wieder auf festes Land. Auf den Waldboden legte er den von der Hochspannung Getroffenen, öffnete ihm die Kleidung und fühlte nach dem Puls. Kaum merkbar schlug er noch. Jeden Moment drohte das Leben zu erlöschen.
    *

»So, Captain, das ist nun glücklich geschafft! Der Haftbefehl gegen Percy Hartford liegt vor«, sagte Professor James Hartford zu Reinhard. »Morgen will ich auf jeden Fall abfahren.«
    »Da muß der Kunde heute noch eingesperrt werden«, meinte Reinhard nach kurzem Überlegen. »Sie dürfen sich natürlich in der Rue Saint Antoine nicht sehen lassen, Herr Professor, aber gegen mich hegt Bigot keinen Verdacht. Ich möchte doch lieber mal hingehen und das Terrain sondieren. Wenn die Sûreté auf dem Posten ist, können Sie sogar schon heute abend fahren.«
    Reinhard sagte es und griff nach seinem Hut. —
    Bigot befand sich allein in seinem Laboratorium.
    Mit einem Tuch trocknete er sich die Stirn und beschaute befriedigt sein Werk. Wieder sechs neue Barren! Wenn die erst einmal glücklich abgesetzt waren, würde er wieder über reichlich Geldmittel verfügen.
    Pläne für die Zukunft machend, stand er vor den Barrenformen. Wo mochte François wohl stecken? Wenn er nur endlich käme … einen guten Erlös mitbrächte … sofort wollte er ihn mit der neuen Ware wieder auf die Reise schicken …
    In seine Überlegungen klang die Wohnungsglocke. Das wird sicher François sein! dachte er, während er zur Tür ging. Nein!
    Der kann es nicht sein, der hat ja Schlüssel, schoß es ihm gleich danach durch den Kopf. Aber da war es schon zu spät.
    Er hatte die Klinke bereits niedergedrückt, und als er die Tür wieder schließen wollte, schob sich ein Fuß dazwischen.
    »Keine Umstände, Monsieur Bigot!« ließ sich von draußen eine reichlich unfreundliche Stimme vernehmen. Bigot kannte die Stimme; sie gehörte zu Monsieur Meunier, einem besonders zähen Gläubiger. Vergeblich machte Bigot einen letzten Versuch, die Tür zu schließen, mit Gewalt drückte der andere sie von außen auf und stand vor ihm. Im Laboratorium benahm sich der Eindringling, als ob er hier zu Hause wäre. Er warf seinen Hut auf den Tisch, ließ sich in dem bequemsten Sessel nieder und zog seine Brieftasche. Er entnahm ihr einige längliche Papiere.
    »Werden Sie heute zahlen?« fragte er mürrisch.
    Bigot rieb sich verlegen die Hände.
    »Ich habe es satt mit Ihnen!« rief Meunier. »Diese Wechsel sind protestiert. Ich kann sofort pfänden lassen; ich werde es auch tun.«
    Er schaute sich um und sah auf einem Tisch die blinkenden Barren. Interessiert stand er auf und ging darauf zu, um sie näher zu betrachten. Wie eine Henne, der man die Küchlein rauben will, lief Bigot neben ihm her. Er wollte ihn zurückziehen, als Meunier nach einem der Barren griff. Aber da hatte er das Metallstück auch schon in der Hand und wunderte sich über das hohe Gewicht.
    »Was ist denn das?« fragte er.
    »Ein chemisches Produkt, Monsieur Meunier. Das Ergebnis einer meiner Untersuchungen, das hat gar kein Interesse für Sie.«
    »Im Gegenteil, für derartige chemische Produkte interessiere ich mich sogar ganz bedeutend.« Meunier griff wieder in seine Brieftasche. »Das sind hier drei Wechsel über je tausend Francs. Ich werde mich selber bezahlt machen, das erspart Ihnen die Kosten für den Gerichtsvollzieher.« Er ließ den einen Barren in seine Rocktasche gleiten und griff nach zwei anderen. »Sagen wir, für jeden Wechsel so ein ›chemisches Produkt‹ und wir sind quitt, Monsieur Bigot …«
    Er konnte nicht weitersprechen, denn wütend fiel ihm Bigot in den Arm und versuchte ihm die kostbaren Barren mit Gewalt zu entreißen. Monsieur Meunier setzte sich zur Wehr. Im Nu war eine Rauferei im Gange, bei der

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