Lebensstrahlen
sich Bigot als der Schwächere sehr bald im Nachteil befand.
Meunier ließ den zweiten Barren in die Tasche gleiten. Mit einem würgenden Griff umklammerte er Bigots Kehle, um auch den dritten noch an sich zu reißen, als der Druck seiner Hand plötzlich nachließ.
Bigot bekam seinen Kopf frei und konnte wieder um sich schauen. Zwei kräftige Arme lagen wie eine Schlinge um Meuniers Hals. Sie gehörten François. Während ihres Ringkampfes mußte der robuste Normanne ungehört in den Raum gekommen sein und hatte auf seine Weise in den Streit eingegriffen. Mit einem Arm hielt er Monsieur Meunier fest, mit der andern Hand griff er ihm in die Taschen, holte die Barren wieder heraus und legte sie auf den Tisch zurück. Ohne ein Wort zu sagen, hob er seinen immer noch benommenen Gegner dann empor und warf ihn in den nächsten Sessel.
Erst nachdem das geschehen war, öffnete er den Mund zum Sprechen und fragte Bigot:
»Was haben Monsieur für Befehle für mich?«
Während Bigot sich mit zitternden Händen bemühte, seine Krawatte in Ordnung zu bringen, überzeugte er sich erst einmal, daß die Barren wieder an ihrem alten Platz lagen. François enthob ihn der Antwort.
»Der Herr hat eine Forderung?« fragte er mit einem Blick auf Meunier. Bigot nickte nur und deutete auf die Papiere, die zu Boden gefallen waren.
François bückte sich, um sie aufzuheben.
»Drei Wechsel à tausend Francs … schon protestiert … unnötige Kosten für Monsieur.« Mit einem Ruck riß er die Wechsel mitten durch.
Wütend fuhr Meunier von seinem Stuhl auf.
Ohne sich um ihn zu kümmern, zog François seine Brieftasche, entnahm ihr drei Tausend-Franc-Scheine, legte sie auf den Tisch und zählte noch Kleingeld für die Protestkosten daneben auf.
»Wollen Sie sich überzeugen, daß der Betrag stimmt«, sagte er mit unerschütterlicher Ruhe.
»Habe schon gesehen! Stimmt!« keuchte Meunier.
»Wollen Sie nun die Güte haben, die Wohnung von Monsieur Bigot zu verlassen?«
Meunier griff nach seinem Hut und eilte schleunigst zur Tür.
Erst als er draußen war, fand Bigot die Sprache wieder.
»Ein Glück, François, daß Sie im letzten Augenblick dazukamen. Der Mensch wollte drei Barren wegnehmen. Denken Sie: Drei Barren! Ein Vielfaches von dem, was er zu fordern hatte.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, wechselte er das Thema und fragte François nach dem Erfolg seiner Reise.
»Es ist vorzüglich gegangen«, beeilte sich François zu erwidern. »Alles bin ich zu guten Preisen losgeworden. Die Kundschaft wünscht noch mehr. Ich sehe, Monsieur hat schön vorgearbeitet. Ich möchte gleich wieder auf Tour gehen. Aber … Monsieur hat noch mehr Papiere von dieser Art ausgegeben?«
Bigot machte eine schwache Bewegung, die Zustimmung bedeuten sollte. Er mochte nicht an die zahllosen Wechsel denken, die von ihm im Umlauf waren.
»Es ist schade um das schöne Geld, das für die Einlösung draufgeht«, setzte François seinen Gedankengang fort. »Monsieur sollte das vermeiden und muß diesen Leuten aus dem Weg gehen. Dieses Land hier ist nichts mehr für Monsieur. Wenn wir in ein anderes gingen, könnte Monsieur noch viel Geld machen.«
Es waren die ureigensten Gedanken Bigots, die er jetzt aus anderem Munde zu hören bekam. Interessiert wartete er, was François weiter vorbringen würde.
»Ich habe einen Verwandten, der als Farmer in Kanada lebt und mir öfter schreibt. Wenn Monsieur sich entschließen könnte, dorthin zu gehen, ich würde Monsieur mit Vergnügen begleiten. Wir würden uns drüben wie zu Hause fühlen.«
»Hm!« Bigot wiegte den Kopf hin und her. »Wenn das so ist, hat Ihr Vorschlag vieles für sich, François. Aber wir werden Reisegeld brauchen. Erst müssen Sie das da«, er deutete auf die Barren, »noch an den Mann bringen, dann könnten wir fahren.«
François holte seinen Handkoffer und verstaute die kostbaren Metallblöcke zwischen einigen Wäschestücken. »Ich werde mit dem Einuhrzug fahren«, sagte er, während er den Koffer zuschloß. »Länger als drei Tage wird das Geschäft nicht beanspruchen. Wenn Monsieur entschlossen ist, von hier fortzugehen, könnten wir uns heute in drei Tagen in Le Havre treffen.«
Bigot sah sich in dem Laboratorium um. »Es ist viel zu packen.«
»Es ist einfacher, als Monsieur glaubt«, verfocht François seine Ansicht. »Monsieur braucht hier nur einer Speditionsfirma den Auftrag zu geben, die Sachen zu verpacken und nach Quebeck in Kanada zu schicken. Danach ist Monsieur
Weitere Kostenlose Bücher