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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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dieser Angelegenheit vernehmen«, sagte Reinhard; bevor Bigot noch etwas erwidern konnte, war er bereits an der Laboratoriumstür und zog sie hinter sich zu. Wie ein Träumender stand Bigot allein in dem Raum.
    Das war eine üble Überraschung!
    Er begann unruhig im Zimmer hin und her zu laufen. Es war hohe Zeit, von hier wegzugehen, allerhöchste Zeit wahrscheinlich … Die letzten Ratschläge von François kamen ihm wieder ins Gedächtnis. Er ging zum Schreibtisch, blätterte in einem Adreßbuch und wählte danach eine Telefonverbindung. Eine Speditionsfirma meldete sich am anderen Ende der Leitung und nahm seine Wünsche entgegen. Befriedigt legte Bigot den Hörer wieder auf. In einer halben Stunde würde ein Vertreter der Firma bei ihm sein. Noch heute würde alles gepackt werden.
    Morgen früh könnte er schon auf der Achse sein.
    *

Wie Dr. Bruck richtig vermutet hatte, waren Eisenlohr und Professor Braun nach dem Essen zunächst mit Holthoff zu den Öfen im Keller gegangen, aber allzulange hielten sie sich dort nicht auf. Nach dem Abstich der ersten Schmelzen gab Eisenlohr dem Professor einen Wink, ihm zu folgen, und führte ihn in sein Arbeitszimmer.
    »Nun, wie gefällt Ihnen der Kollege aus Amerika?« eröffnete er die Unterhaltung.
    »Ich muß gestehen, Herr Eisenlohr, ich bin angenehm enttäuscht«, meinte Braun. »Nach dem, was mir so gelegentlich über ihn zu Ohren gekommen war, erwartete ich einen von seinen eigenen Leistungen sehr überzeugten Herrn zu treffen. Um so angenehmer hat mich seine Zurückhaltung heute bei Tisch berührt. Kaum daß er ein Wort über seine eigenen Arbeiten und doch zweifellosen Erfolge verlor. In der Hauptsache ließ er uns sprechen.«
    »Sie haben den Kern der Sache getroffen, Herr Professor«, erwiderte Eisenlohr. »Er hat uns sprechen lassen. Ich möchte fast sagen, er hat uns durch geschickte Fragen veranlaßt, manches zu sagen, was wir sonst vielleicht nicht gesagt hätten. Wenn ich mir das jetzt nachträglich überlege, so gibt es mir doch etwas zu denken.«
    »Wie meinen Sie das, Herr Eisenlohr?« fragte Braun ein wenig verwundert.
    »Es ist vorläufig nur ein unbestimmtes Gefühl, Herr Professor. Ich könnte Ihnen im Augenblick keinen Beweis dafür geben. Aber nehmen wir einmal das Schlimmste an, dann könnte es etwa so sein: Der Amerikaner hat uns bei Tisch – ohne daß wir es recht merkten – ausgehorcht und alles erfahren, was ihm noch fehlte. Vielleicht sitzt er jetzt in seinem Zimmer und entwirft nach dem, was er bei Tisch erfuhr, neue Patente, um sie baldmöglichst per Blitzfunk an das amerikanische Patentamt zu spedieren. Wir wollen jetzt noch einmal unsere Patentanmeldungen durchgehen, vielleicht lohnt es sich auch für uns, das eine oder andere noch per Funk anzumelden.«
    Professor Braun schüttelte energisch den Kopf. »Das wird nicht notwendig sein, Herr Eisenlohr. In Erwartung des amerikanischen Kollegen, habe ich das in den letzten Tagen schon sehr gründlich besorgt. Da wird schwer eine Lücke zu finden sein, wo ein Dritter noch einhaken kann.«
    Braun stand auf und holte von einem Wandregal her einen Stapel von Schriftstücken. »Hier haben Sie alle Anmeldungen, die während der letzten zwei Wochen hinausgegangen sind«, sagte er. »Ohne Rücksicht auf eine etwaige wirtschaftliche Verwertbarkeit habe ich für alle unsere Entdeckungen den Schutz beantragt.«
    In die letzten Worte Brauns klang ein abgerissener kurzer Glockenschlag. Eisenlohr blickte zu der Wand hinter dem Schreibtisch hin, wo der Zeiger eines Meßinstrumentes über die Skala zuckte, um gleich wieder in die Nullstellung zurückzufallen.
    »Was war das?« fragte Braun.
    »Rückmeldung von der Teichleitung hier. Nur eine momentane Störung; ich vermute, daß ein Vogel die Drähte im Fluge gestreift hat. Es ist schon wieder alles in Ordnung. Wir brauchen uns nicht weiter darum zu kümmern. Kehren wir wieder zu unseren Patenten zurück.« —
    Eisenlohr wäre wohl kaum so ruhig geblieben, wenn er geahnt hätte, was für eine Art von Vogel das war, der die Glocke der Alarmanlage aufklingen ließ. Eben jener Hochspannungsfunke war die Ursache, der in diesem Moment von der Strahlröhre her zu Dr. Bruck übersprang und ihn niederstreckte. Percy Hartford hatte den Bewußtlosen auf festes Land geschleppt und bemühte sich dort um ihn.
    Die Minuten verstrichen, während Hartford ratlos vor dem Ohnmächtigen stand.
    Er kniete nieder, um sich über Bruck zu beugen, und spürte dabei, wie der Stoff

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