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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Herr Professor. Aber das wollte ich Ihnen nicht zeigen, sondern das da vor uns.«
    Bruck ging weiter, während Hartford an seiner Seite blieb.
    Der Weg wurde jetzt ein wenig breiter, zu beiden Seiten trat der Forst etwas zurück, und Hartford sah auf Wiesenstreifen, deren Vegetation ihn verblüffte. Reichlich mannshoch waren die breit ausladenden Wedel des Farnkrautes, weit über Mannshöhe reckte der Fingerhut seine Schäfte empor. Reichlich Faustgröße hatten die Blüten der Glockenblume, einen ähnlichen Riesenwuchs zeigte das Gras dazwischen.
    Hartford stand und staunte. »Das ist phänomenal, Herr Doktor! Ist das …?«
    »Ein Versuchsfeld Eisenlohrs, Herr Professor. Vor einer Woche kam ich das erstemal hierher. Es ist seitdem mächtig weitergewachsen. Damals glaubte ich noch, daß der Chef hier ebenso wie an einem Teich weiter unten mit Strahlröhren experimentierte. Seit heute mittag denke ich anders darüber. Jetzt bin ich mir sicher, daß er hier den strahlenden Stoff ausgestreut hat.«
    Percy Hartford ging ein paar Schritte in die Wiese hinein. Bis weit über die Knie reichte ihm das saftstrotzende Gras.
    »Phantastisch!« stammelte er benommen. »Hat Herr Eisenlohr noch mehr Versuchsfelder?« fragte er. »Sie sprachen von einem Teich, Herr Doktor.«
    Bruck sah auf die Uhr, bevor er antwortete. »Jawohl, Herr Professor. Die Zeit wird langen, wir können noch hingehen.«
    Sie folgten dem Weg talwärts und standen nach wenigen Minuten am Teichrand.
    Bruck ging zu dem Gebüsch, holte die Bohle hervor und kippte sie zu dem Stein hinüber.
    »Jetzt aber bitte ich um äußerste Vorsicht, Herr Professor!« sagte er, während er auf dem schwankenden Brett voranging.
    »Hier steht eine Strahlröhre, die unter Hochspannung arbeitet. Sie dürfen ihr nicht zu nahe kommen. Halten Sie sich hier auf dem äußersten Rand des Steines.«
    Er griff nach einem Käscher, der im Schilf lag, und ließ sich auf die Knie nieder; Hartford folgte seinem Beispiel. Bruck strich mit dem Käscher ein paarmal durch das Wasser und zog ihn mit allerlei Schleimigem, Undefinierbarem gefüllt wieder heraus. »Sehen Sie hier, Herr Professor«, erklärte er, während er den Inhalt auf dem Stein ausbreitete. Hartford betrachtete kritisch, was Bruck ihm wies.
    »Das scheinen Gasträaformen zu sein«, meinte er nach kurzer Prüfung. »Hm, das ist ja eigenartig. Soviel ich davon verstehe, kommen diese Urformen der Hohltiere sonst nur im Meer vor. Merkwürdig, daß sie sich hier in einem Tümpel gehalten haben.«
    »Sie haben sich nicht gehalten! Sie sind hier unter dem Einfluß der Strahlung neu entstanden, Herr Professor«, fiel ihm Bruck ins Wort. »Sie wissen, die Urzeugung! Das Steckenpferd Eisenlohrs! … Er hat das erste Leben, das sich in seinen Reagenzgläsern bildete, in diesen Teich getan, hat es hier wochenlang weiter bestrahlt … was daraus geworden ist, sehen Sie da vor sich … höhere Lebensformen. Was die Natur in Hunderttausenden von Jahren bildete, hat sich hier unter der Wirkung der Strahlung in wenigen Wochen entwickelt … Der Himmel mag wissen, wie das noch weitergehen soll.«
    »Erstaunlich!« murmelte Hartford und griff nach dem Käscher, den Bruck neben sich auf den Fels gelegt hatte. Sich vorbeugend zog er ihn durch das Wasser, während seine Augen etwas zu suchen schienen. Mit einem Ruck zog er das Netz wieder heraus. Er hatte darin gefangen, was er soeben erspähte.
    Glasig zappelte es in den Maschen.
    »Was haben Sie? Einen Fisch, Herr Professor?« fragte Bruck.
    Hartford griff in den Käscher und holte ein zappelndes fischartiges Lebewesen heraus.
    »Ein Fisch, der noch nicht ganz fertig ist, Herr Doktor«, sagte er. »Es ist unfaßbar, was hier geschieht.«
    »Gewiß ist es wissenschaftlich interessant«, erwiderte Bruck,
    »aber eigentlich doch ziemlich überflüssig. Was hat es für einen Zweck, künstlich nachzuahmen, was die Natur schon lange gekonnt hat?«
    »Zweck, Herr Doktor? Wer fragt bei solcher fundamentalen Entdeckung nach dem Zweck?« Ohne es zu wollen, sprach Percy Hartford ganz im Geiste eines echten Wissenschaftlers weiter. »Diese Entdeckung allein würde Eisenlohr für immer einen ehrenvollen Platz in den Annalen der Forschung sichern. Und wer weiß denn, Herr Doktor, wie die Entwicklung noch weiterlaufe, wenn die ultrafrequente Strahlung sie millionenfach beschleunigt?«
    Immer schneller, immer erregter sprach Hartford. Wie von der eigenen Ideenflut fortgerissen, sprach er weiter:
    »Das Ende der

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