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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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zusammenführte. Ein kurzes Alltagsgespräch, in dem er, Hartford, seine vergebliche Suche nach einem Job erwähnte. Schnell hatte der gerissene Franzose in ihm einen Fachgenossen entdeckt und weiter erkannt, daß er hier einen geeigneten Helfershelfer für seine zweifelhaften Pläne werben könne, halte ihm eine rosige Zukunft ausgemalt.
    Er selber, hoffnungslos, hatte das Anerbieten Bigots, mit ihm nach Europa zu gehen, wie eine Befreiung empfunden, hatte bedingungslos eingewilligt, ohne zu ahnen, in was für Hände er damit geriet.
    Lange Wochen hindurch war dann das Gaukelspiel gegangen, in dem der frühere Laborant in der Rolle seines Chefs auftreten mußte. Bigot hatte vorgesorgt. Noch in New York hatte er sich jenes falsche Diplom verschafft, das Percy Hartford zum Professor machte. Nur ein kleiner Fehler war ihm dabei! unterlaufen: Nicht auf den Namen James, sondern auf Percy lautete dies sonst so prunkvolle Dokument, ein Versehen, das sich folgenschwer auswirken sollte.
    Mit einem Seufzer setzte Hartford sich auf.
    Er durfte keine Zeit verlieren. Kostbar waren die Stunden, vielleicht sogar die Minuten für ihn.
    Was war das Wichtigste, das Nächstliegende? Mit Bruck mußte er unter vier Augen sprechen, ihn bis zum letzten aushorchen und dabei doch immer auch gegenüber ihm in der Rolle des Professors aus Schenektady bleiben.
    Das Zimmer Brucks lag unmittelbar neben dem Raum, der Hartford angewiesen war; das hatte er noch erspäht, als der alte Diener Eisenlohrs ihn hier heraufführte. Er beschloß, den Versuch zu wagen, ging hin und klopfte.
    »Herein!« antwortete drinnen die Stimme Brucks. Hartford trat ein. Er fand Bruck an einem Tisch sitzend, über Berechnungen und Formeln gebeugt.
    Im ersten Augenblick schien Bruck unwillig über die Störung zu sein, doch als er den Amerikaner erblickte, den Mann, von dem er für sich eine neue, bessere Zukunft erhoffte, begrüßte er ihn mit offensichtlicher Freude.
    »Ich sehe, Herr Kollege«, sagte Hartford mit einem Blick auf die Formel, »daß Sie sich für die Metallumwandlung interessieren, obwohl Herr Eisenlohr nicht viel damit im Sinn zu haben scheint.«
    »Leider, Herr Professor, ist es so«, meinte Bruck mit einem leichten Seufzer. »Der Chef geht schon wieder ganz anderen Dingen nach und hält vieles vor seinen ältesten Mitarbeitern geheim. Es ist kein rechtes Vertrauen mehr da. Von seinen Plänen mit dem strahlenden Pulver erfuhr ich zum erstenmal heute bei Tisch etwas.«
    »Oh, das ist bedauerlich!« sagte Hartford. »Ich halte das in Schenektady grundsätzlich anders. Übrigens, im Vertrauen gesagt, Herr Doktor, teile ich die Ansicht Ihres Chefs über die Metallumwandlung nicht. Ich halte das Problem im Gegenteil für recht aussichtsreich und unter gewissen Umständen auch für recht lohnend für den, der es löst. Wir werden nach meiner Abreise in Verbindung bleiben, Herr Kollege. Nach Ihren Arbeiten hier«, er deutete auf die Berechnungen und Formeln auf dem Tisch, »möchte ich Sie unter allen Umständen für Schenektady gewinnen, aber Sie begreifen wohl, daß die Angelegenheit diskret geführt werden muß. Ich werde postlagernd Ihlefeld mit Ihnen korrespondieren.«
    Bruck gab seiner Freude über das Angebot Hartfords unumwunden Ausdruck. Er sah sich bereits in einer angenehmen, gut dotierten Stellung im National-Laboratorium von Schenektady.
    Auch Hartford war mit der Entwicklung der Dinge zufrieden.
    Er glaubte Bruck jetzt sicher genug an sich gefesselt zu haben, um ihn bis aufs letzte ausholen zu können. Eben wollte er damit beginnen, als ihm Bruck noch einmal mit etwas anderem kam.
    »Verzeihung, Herr Professor«, fragte er in Erinnerung an die Wechsel Bigots, die er noch immer in seiner Tasche trug, »Sie erwähnten bei Tisch einen französischen Physiker namens Bigot. Wissen Sie zufällig etwas Näheres über ihn?«
    Hartfords Miene wurde abweisend. »Ich weiß nur, Herr Doktor, daß er ein großer Schwindler ist.«
    »Die Vermögensverhältnisse des Herrn Bigot sind wohl nicht sehr gut?« fragte Bruck unsicher.
    Hartford lachte. »Ich glaube, Monsieur Bigot weiß im Augenblick nicht, wie er sein Zahnpulver und seine Zigaretten bezahlen soll. Soviel ich hörte, sitzt er nach der endgültigen Absage Mister Kellys vollständig auf dem Trockenen.«
    Unbewußt fuhr sich Hartford dabei über die Rockseite, in der Dollarnoten knisterten, die eigentlich Bigot zukamen. Und Bruck spürte bei sich Papiere, die er immer noch für Wertpapiere angesehen

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