Leberkäsweckle
Betrieb.
Alfred schüttelte immer noch den Kopf. »Dr Knöpfle, genau den brauchet mer jetzt no.«
Nein, den Kommissar Knöpfle brauchte sie jetzt wirklich nicht. Aber der würde kommen, das war ihr klar. Luise Bremer saß ganz ruhig in einem Sessel im Wohnzimmer ihres Hauses. Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen und wippte zufrieden mit der Fußspitze. Was passiert war, war passiert, weil sie es so gewollt hatte. Oder weil Elfriede es gewollt hatte. Wer weiß. Sie konnte sie nicht mehr fragen. Elfriede war nicht mehr. Das tat gut. Sie würde erzählen, dass sie die Waffe gereinigt hatte. Und dann, Patrone im Lauf, Schuss und dann halt Elfriede.
Luise musste genau überlegen. Gab es Zeugen? Nein. Gab es Indizien? Nur das Gewehr. Sie ging hinüber zur Bar und schenkte sich einen kleinen Cognac ein. Nur einen kleinen, damit sie ruhig blieb. Sie würden bald kommen. Hans würde bald kommen. Sie hatte ihn angerufen, als es passiert war. Er sollte der Erste sein, der es sah. Seine Elfriede. Das sollte er sehen. Dann wusste auch er, warum.
Sie hatte das ja nicht mit Absicht gemacht. Warum saß die Elfriede ausgerechnet in dem Augenblick genau auf dem Stuhl ihr gegenüber! Freilich, sie kam schon öfters mal am Vormittag auf ein Tässchen Kaffee vorbei. Man plauderte über dies und das, was halt im Städtchen so passierte. Am liebsten hätte sie auch mal mit ihr darüber geredet, was denn so in manchem Bett passierte, aber das ging ja nicht. Als sie es herausgefunden hatte, wollte sie gleich los und Elfriede zur Rede stellen, damals noch ohne Gewehr. Sie wollte sie fragen, wie sie sich das eigentlich vorstellte, so mit ihrem Mann.
Draußen drehte sich der Schlüssel im Schloss. Jetzt kam er. Sollte ruhig sehen, wohin sein Verhalten sie gebracht hatte. Dieser Mann! So hatte es nicht weitergehen können. Stand diese Tussi plötzlich mit einer gereinigten Hose vor der Tür. Was hätte sie denn machen sollen? Fragen, was die Elfriede mit oder in der Hose ihres Mannes zu suchen hatte? Diese Erniedrigung hätte sie nicht ertragen.
Sie hörte ihn auf dem Gang. Er stand in der Tür. Sein Gesicht zeigte Entsetzen. Da war viel Blut, ziemlich viel Blut. Die Schrotladung hatte Elfriede Schuckerle mitten ins Gesicht getroffen.
Das Hackfleisch, die Zwiebeln und die Petersilie brutzelten fröhlich vor sich hin. Denn heute gab’s gefüllte Pfannkuchen in der Mensa, mit und ohne Ei. Dazu Kartoffelsalat und grünen Salat. Das Gericht war beliebt, heute würden viele Schüler kommen. Herr Schmid putzte den Salat und sah hinüber zu den Frauen, die die Hackfleischmasse in die Pfannkuchen wickelten. Eigentlich waren sie eine tolle Truppe. In der Mensa des Goethe-Gymnasiums kochten seit der Eröffnung die Eltern der Schüler. Der Betrieb lief gut, und es machte nicht nur viel Arbeit, sondern auch viel Spaß. An vier Tagen in der Woche konnten die Schüler hier ein warmes Mittagessen mit Salat und Nachtisch bekommen.
Je näher die Essensausgabe kam, desto hektischer wurde es in der Küche. Zwar hatte sich in vielen Abläufen schon eine gewisse Routine eingestellt, aber es gab immer wieder mal Engpässe, und dann war Einfallsreichtum und Schnelligkeit gefragt. Schließlich standen sie mit ihrer Küche in direkter Konkurrenz zu den Bäckern und Metzgern am Ort und natürlich auch dem Döner-Stand gleich um die Ecke. Anscheinend hatten die meisten Schüler genügend Geld, um sich ersatzweise ein Leberkäsweckle oder einen Döner zu leisten.
Die ersten beiden Container mit der Mousse waren fertig. Herr Schmid lud sie auf einen Servierwagen und schob sie Richtung Tiefkühlraum. Der lag relativ ungünstig, und so musste er mit seinem Wagen durch einige Kellergänge, durch zwei Türen und schließlich noch um eine scharfe Ecke. Dann stand er vor dem Tiefkühlraum, der seltsamerweise nicht abgeschlossen war. Langsam öffnete er die Tür.
Das tat eben auch Kommissar Schirmer, allerdings die des Polizeireviers. Er betrat sein Büro und setzte sich erst mal. Das war heute doch recht gut gelaufen. Eine gemütliche Runde durch die Gemeinde, ein schmackhafter Leberkäswecken und jetzt noch einige ruhige Stunden im Büro. Genau so hatte er sich das gedacht. Da klopfte es an seiner Tür. Herein trat Pfarrer Leonhard, höchst erregt, wie es schien.
»Endlich treff ich jemanden an. Sie müssen gleich kommen, bei mir sitzt jemand in der Kirche!«, sagte er hektisch.
Schirmer schüttelte den Kopf. »Muss do jetzt scho d’ Polizei komma, wenn
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