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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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sagte er trocken. »Lauter Touristen. Diese Frau, mit der Sie in der Halle des Hotels Itep sprachen - waren Sie mit ihr verabredet?«
    »Nein«, sagte Mrs. Pollifax gelassen. »Ich habe mich in die
    Halle gesetzt, um vor dem Abendessen noch etwas auszuruhen.« »Aber Sie sprachen mit dieser Frau - oder?«
»Ja, sicher.«
»Und Sie kannten die Frau nicht, mit der Sie gesprochen
    haben?«
     
    »Ich habe sie noch nie zuvor gesehen«, antwortete Mrs. Pollifax wahrheitsgetreu.
    »Darauf kommt es nicht an«, sagte der Polizeioffizier. »Waren Sie mit ihr verabredet? Sollten Sie sich mit ihr unterhalten?«
    »Sie hat mich angesprochen und um Geld gebeten«, sagte Mrs. Pollifax fest. »Und ich muß sagen, sie sah wirklich aus, als brauchte sie es.«
    »In welcher Sprache hat sie Sie angesprochen?«
    »In englisch«, sagte Mrs. Pollifax. Zu spät begriff sie, daß man ihr eine Falle gestellt hatte.
»Englisch«, wiederholte er höflich. »In einem türkischen Hotel mit türkischen Besitzern, in der Altstadt von Istanbul, wo nur wenige Touristen absteigen, wendet sich eine Bettlerin an Sie und spricht englisch?«
»Sie wird vermutet haben, daß ich Amerikanerin bin«, erklärte Mrs. Pollifax.
»Wenn sie aber wirklich nur eine Bettlerin war, ist es doch ungewöhnlich, daß sie Ihre Sprache beherrscht, oder nicht?«
»Wenn Sie es sagen«, seufzte Mrs. Pollifax. »Aber warum ist das so wichtig? Wer ist sie denn?«
Die Mundwinkel des Offiziers verzogen sich belustigt. Er holte ein Bild unter seiner Schreibmappe hervor und schob es ihr zu. »Das ist die Frau, mit der Sie gesprochen haben«, sagte er.
Jetzt blieb es Mrs. Pollifax überlassen, ja oder nein zu sagen.
Sie sah sich das Foto an. Zum Unterschied von Mr. Carstairs und der New York Times, die auf eine alte Aufnahme zurückgreifen mußten, besaß die Polizei von Istanbul ein höchst aktuelles Foto. Natürlich war das die Frau, die ihr im Itep begegnet war. Ihre Augen waren halb geschlossen, das Gesicht war blaß und abgezehrt. Mrs. Pollifax fiel das Kleid der FerenciSabo auf. Es war dasselbe, das sie an ihr gesehen hatte. Dieses Foto war also erst entstanden, nachdem die FerenciSabo in Istanbul eingetroffen war.
Hatte man sie im Konsulat fotografiert? überlegte Mrs. Pollifax. Oder erst nach ihrer Entführung?
Neugierig sah sie den Polizeioffizer an. Konnte die türkische Regierung veranlaßt haben, daß Magda FerenciSabo aus dem englischen Konsulat entführt worden war? Zum erstenmal erfaßte sie, wie wichtig eine abtrünnige russische Agentin für die Türkei sein mußte.
Rußland war der unmittelbare Nachbar der Türkei. Die beiden Länder grenzten aneinander, und im Osten standen sich die Posten einige hundert Kilometer gegenüber. Eine gut informierte übergelaufene russische Agentin konnte den Türken eine ganze Reihe wichtiger Informationen liefern. Warum sollten sie also darauf verzichten, wenn sie praktisch im Schatten der russischen Kanonen lebten?
»Nun?« fragte der Offizier. »Ist sie das?«
»Sicher besteht eine gewisse Ähnlichkeit, aber darüber hinaus
- sie war so plötzlich verschwunden! Wer ist sie?« erkundigte sich Mrs. Pollifax neuerlich. Er überging die Frage. Da sagte sie: »Ich glaube, ich muß Ihnen wirklich jede weitere Antwort verweigern, solange ich nicht genau weiß, weshalb ich hier bin.« Gekränkt setzte sie hinzu: »Ich habe immer gedacht, daß die Türkei ihren amerikanischen Gästen freundschaftlich begegnet.«
»Den Amerikanern ja«, sagte er kurz.
»Sie glauben mir also nicht, daß ich Amerikanerin bin?« staunte sie.
Der Offizier drehte sich um und wechselte rasch einen Blick mit dem hinter ihm stehenden Zivilisten. »Das wäre nicht ausgeschlossen«, sagte er.
»Aber mein Paß...«
Er sah sie mitleidig an. »Pässe lassen sich fälschen.« Nach kurzem Zögern beugte er sich vor und sah sie aufmerksam an. Wohlüberlegt sagte er: »Die Frau, mit der Sie gesprochen haben, wird von der türkischen Polizei gesucht. Offizier Bey hätte sie heute abend um ein Haar verhaftet. Die Freunde von ihr interessieren uns sehr. Es könnten nämlich unsere Feinde sein. Sie sind vor wenigen Stunden in Istanbul gelandet, nachdem Sie ohne Unterbrechung von London hierher geflogen waren, und haben diese Frau getroffen. Ein Zufall? Das wird sich herausstellen.« Sein Finger berührte ihren Paß. »Jedenfalls werden wir Ihre Identität genauestens überprüfen. Ihr Paß bleibt solange hier.«
»Dagegen muß ich mich aber entschieden verwahren...«, sagte

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