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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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also nach wie vor keine logische Erklärung dafür, warum Magda ausgerechnet in das Haus von Dr. Belleaux geschafft worden ist?« fragte Colin spöttisch.
»Nein«, antwortete sie offen. »Am meisten bedrückt mich, daß ihm jeder vertraut. Carstairs hat mir gesagt, daß er sowohl bei der türkischen als auch bei der amerikanischen Regierung höchstes Ansehen genießt, und Sie selbst haben ihn als Berater der hiesigen Polizei geschildert. Carstairs traut Dr. Belleaux ganz bestimmt keinen Verrat zu.«
»Womit wir mit unserer gegenteiligen Meinung ganz allein dastehen. Verdammt unangenehmer Gedanke!«
»Ja«, sagte Mrs. Pollifax. »Selbst bei aller Nachsicht bleibt die Tatsache bestehen, daß zwei Kerle im Obergeschoß von Dr. Belleaux' Haus eine wehrlose Frau betäubten, während er unten im Salon eine Party gab.«
»Eine klare Doppelseitigkeit«, bestätigte Colin.
»Eben. Und das bei seinem Ruf! So eine Gemeinheit! Wir sind ihm gegenüber machtlos. Uns bleibt nur die Flucht. Und vielleicht ist auch das verkehrt, weil er inzwischen ungehindert seine Vorbereitungen treffen kann.«
»Denken Sie lieber nicht daran«, sagte Colin freundschaftlich.
Colin hatte recht. Dr. Belleaux und die Polizei konnten entweder gemeinsam oder getrennt Jagd auf sie machen und den Kreis immer enger ziehen, bis sie schließlich umzingelt und gestellt waren.
»Zumindest habe ich Magda«, sagte Mrs. Pollifax. Da sie aber nicht die leiseste Ahnung hatte, was sie mit Magda tun oder wie sie sie sicher außer Landes bringen sollte, bevor die Polizei sie aufspürte, war auch das kein großer Trost.
»Könnten Sie Ihren Bekannten in Washington verständigen?« fragte Colin.
»Ich weiß nicht«, sagte sie zögernd. »Er hat es mir ausdrücklich verboten. Wie er mir auch verboten hat, mich mit Henry in Verbindung zu setzen. Leider habe ich's doch getan, um ihn zu warnen. Was für ein schwerer Fehler das war, wissen Sie selbst. Ich habe Stefan damit den Weg zu Magda gewiesen. Ein Telegramm an Mr. Carstairs mag die gleichen Folgen haben. Muß man einen Paß vorweisen, um ein Telegramm aufzugeben?«
»Schon möglich. Ich habe meinen zwar bei mir, aber bis wir nach Ankara kommen, werde ich vielleicht auch schon von der Polizei gesucht.«
»Ja«, sagte Mrs. Pollifax niedergeschlagen. Sie blickte wieder aus dem Fenster.
Hinter Izmit senkte sich die Straße nach Geyve, stieg dann wieder an und schlängelte sich zwischen Hügeln mit Weizenund Tabakfeldem hindurch. Im Morgengrauen fuhren sie über ein Hochplateau hinter Goynuk. Dann hatten sie die Paßhöhe erreicht und steuerten wieder die Ebene an. Hinter Nallihan lenkte Colin den Wagen plötzlich an den Straßenrand und hielt an.
»Jetzt sind wir fast hundertsechzig Meilen gefahren. Ich bin müde«, sagte er und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Jetzt muß Sandor seinen Fahrpreis bezahlen. Sandor!« rief er.
»Hol´s der Teufel!« sagte Sandor und gähnte geräuschvoll.
»Es ist bereits Morgen - halb acht Uhr. Fahren Sie weiter!«
»Gibt es Frühstück?«
»Irgendwo steht ein Spirituskocher«, sagte Colin. »Und den Wasserkrug habe ich selbst gefüllt. Da kennt Onkel Hu nämlich keinen Spaß.
Ich glaube, es müssen noch ein paar Suppenwürfel da sein, zerbröselt zwar, aber noch zu gebrauchen.«
»Nein, wie schö n«, seufzte Mrs. Pollifax selig. Sie kroch nach hinten zu Magda, Bei Mrs. Pollifax' Anblick sagte Magda mit schwacher, aber leicht ironischer Stimme: »Und wo bin ich jetzt?«
»Das läßt sich nicht so leicht erklären.«
»Wer war der Mann, der so gräßlich schnarchte?«
»Das ist noch schwieriger zu erklären. Wie fühlen Sie sich?«
»Schwach und schrecklich durstig. Hatte man mir wieder ein Betäubungsmittel gegeben?«
Mrs. Pollifax nickte. »Vielleicht ist es am besten, wenn Sie aussteigen und etwas Luft schnappen. Hier drinnen ist es sehr heiß. Colin kocht eine Suppe.«
»Colin! Der komische junge Mann ist noch immer da?«
»Die Situation ist sehr wechselhaft und unkonventionell«, sagte Mrs. Pollifax. »Jedenfalls aber fahren wir in Richtung Yozgat.« Sie half Magda auf die Beine und aus dem Wagen. Am Straßenrand hockte Colin beim Spirituskocher.
»Wir werden in Kürze die anatolische Ebene durchqueren. Dort wird es noch sonniger, windiger und staubiger sein«, sagte Colin. Das Wasser begann zu kochen. Er rührte den Suppenwürfel ein und teilte die Brühe sorgfältig in vier verbeulte Zinnbecher auf. »Bitte sehr«, sagte er.
Nie hatte Mrs. Pollifax köstlichere

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