lebt gefaehrlich
hatte er gefunden. Daß sie jetzt zu viert waren, konnte er nicht wissen. Genausowenig wie er ahnte, daß Colin zu Ihnen gehörte. Colin hatte das zum Glück sofort erfaßt.
Sie und Sandor sahen einander bedeutsam an. Dann fuhr ein Wagen an den Autobus heran, und Dr. Belleaux befahl: »Einsteigen, bitte!« Er hielt den Wagenschlag auf. »Nein, Mr Ramsey, Sie sitzen bitte vorn, wo ich Sie erschießen kann, falls Sie Schwierigkeiten machen sollten.«
Um den verständnislosen Sandor aufzuklären, sagte Mrs. Pollifax frostig: »Gestatten Sie mir, daß ich Sie bekannt mache. Ich nehme an, daß dies hier Dr. Guilleaume Belleaux ist. Der sind Sie doch, nicht wahr? Er ist der Anführer der Bande, die uns auf der Straße nach Ankara zu ermorden versuchte.« Bei ihren Worten blitzten Sandors Augen drohend auf. »Und der Herr neben ihm ist Stefan«, ergänzte sie beißend.
»Er arbeitet nicht nur für Dr. Belleaux, er entführt auch Menschen und betäubt sie noch obendrein.«
Dr. Belleaux beachtete sie nicht. Er beugte sich vor und sagte: »Fahren Sie los, Stefan! Der Autobus dürfte noch ein Weilchen hier stehenbleiben. Kennen Sie den Weg? Die Straße dort drüben, dann links und scharf nach rechts.«
Der Wagen verließ den Platz, fuhr an einem Cafe mit dem Schild CIKOLATA - SIGARA - KOKAKOLA vorbei (das kann ich lesen, dachte Mrs. Pollifax müde) und wandte sich einer gepflasterten Straße zu, die sich bald in einen primitiven Karrenweg aus festgestampftem Lehm verwandelte.
»Wohin fahren wir?« fragte Mrs. Pollifax.
»Nicht weit«, beruhigte Dr. Belleaux sie. Seine Stimme klang gepflegt und zuvorkommend. Er war der geborene Gastgeber. »Wir hielten es für das Vernünftigste, ein leerstehendes Haus in Yozgat zu mieten, während wir auf Sie warteten. Natürlich haben wir mit Ihrem Kommen gerechnet. Ich nahm an, daß Sie entweder in irgendeiner Verkleidung oder gar nicht eintreffen würden, da doch die Polizei so emsig nach Ihnen sucht. Allerdings ahnt die Polizei nicht, daß sie Sie in Yozgat suchen müßte. Diese Kenntnis hat Stefan und mir einen unbezahlbaren Vorsprung eingeräumt.« Er beugte sich vor. »Jetzt rechts, Stefan. Und fahren Sie den Wagen gleich hinters Haus. Ich will nicht, daß man ihn von der Straße aus sehen kann.« Unverändert liebenswürdig wandte er sich an Mrs. Pollifax. »Wie Sie wissen, habe ich einen Revolver. Einige sogar, um genau zu sein. Sie sehen, daß jeder Widerstand zwecklos ist. Fügen Sie sich also, und erzählen Sie mir alles, was ich hören möchte. Dann werden wir beide uns bestens verstehen.«
Sie waren vor einem niedrigen, staubigen Haus vorgefahren, das verschlossen und unbewohnt aussah. Das nächste Haus lag etwa eine Viertelmeile entfernt. Stefan fuhr rückwärts über einen holprigen Weg in den Hinterhof und stellte den Motor ab.
»Assim ist im Haus. Hupen Sie einmal laut. Für den Weg ins Haus werden wir ihnen die Hände fesseln«, sagte Dr. Belleaux.
Die Tür fiel hinter ihnen zu und sperrte das Tageslicht aus. Durch die fast geschlossenen Holzläden drang auch nicht der kleinste Sonnenstrahl. Sie standen im Dunkel, bis Dr. Belleaux eine Kerze und dann eine Laterne anzündete. »Dort rein«, befahl er. Sie wurden in eines der beiden Hinterzimmer gestoßen.
Der Raum sah wie ein Stall aus. Bestimmt hatten in kalten Winternächten Mensch und Tier gemeinsam hier gehaust. Der Fußboden bestand aus festgestampfter Erde. In einer Ecke lag noch ein Heuhaufen, und es roch stark nach Moder und Dünger. Ursprünglich hatte es auch eine Hintertür gegeben, aber sie war mit Ziegeln zugemauert, ohne übertuncht worden zu sein. In der Mitte des Raumes standen drei hölzerne Stühle, Assim band sie hintereinander an je einen der Stühle; zuerst die Hände hinter dem Rücken und dann die Fußgelenke. Sobald das geschehen war, winkte Dr. Belleaux seine Helfer ins Nachbarzimmer. Mrs. Pollifax hörte sie dort in türkischer Sprache tuscheln. Leise sagte sie:
»Magda - wie geht es Ihnen?«
Magda lächelte verzagt: »Im Augenblick gut. Aber endlich in Yozgat und so nah am Ziel zu sein, und dann...« Sie brach ab.
Sandor sagte wutbebend: »Stellen Sie sich vor, selbst ich habe bereits von diesem Dr. Belleaux gehört! Ich bin noch immer wie vor den Kopf geschlagen. Es muß für uns einen Weg in die Freiheit geben. Es muß!«
»Ja, aber wie?« seufzte Mrs. Pollifax.
»Colin ist schließlich auch noch da.«
»Was kann er schon tun? Er weiß doch nicht mal, wo wir sind«, sagte Mrs. Pollifax.
»Ach,
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