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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Volkstum studiert? Sie sind ja wie ein Bauer gekleidet!«
    »Ich muß den Wagen finden!« sagte Colin verzweifelt. »Der ist nach links abgebogen. Sehen Sie denn nicht den Staub?« sagte sie ruhig.
    »Ich verspreche Ihnen, daß ich Ihnen Ihr Fahrrad zurückgebe. Oder kommen Sie mit, wenn Sie mir nicht trauen, aber ich muß diesem Wagen nach!«
    »Ich komme mit«, entschied sie.
    Gemeinsam setzten sie die Fahrt fort. Die Häuser standen wie kleine Schachteln in einer Zeile beisammen. Ein schmutziges Bächlein floß neben der Straße her. Plötzlich machte die Straße eine Biegung.
    Dahinter setzten sich die vernachlässigten Häuser fort. Colin mußte einer Ziege ausweichen. Unter einem Baum schrie ein Esel. Da und dort hockten alte Männer. Frauen waren nirgends zu sehen. Die Zwischenräume zwischen den Häusern wurden größer, und noch immer sah Colin keinen Wagen. Vor dem letzten Haus der Dorfstraße, das völlig abseits stand, hing jedoch noch eine dünne Staubwolke.
    »Sie sind im letzten Haus«, sagte das Mädchen. »Was tun sie dort? Das ist seit Jahren nicht mehr bewohnt. Sind Sie sicher, daß sie dort drinnen sind? Ich warte, während Sie anklopfen.«
    Colin stieg vom Rad. »So einfach ist das nicht.«
Er drehte sich um und sah das Mädchen an. Das hätte er lieber nicht tun sollen. Sein erster Eindruck war der einer etwas plump geratenen, rundlichen jungen Frau gewesen, die auf recht banale Art hübsch war.
Auf den zweiten Blick jedoch stellte er fest: sie war einfach hinreißend. Sie hatte einen makellosen Teint, volle, sinnliche Lippen, und unter dichten Wimpern blickten große, blaue Augen hervor. Diese leuchtendblauen Augen standen in reizvollem Kontrast zu dem hellbraunen Haar. Mit unverhohlener Bewunderung schaute er sie an.
»Wie heißen Sie?« fragte er.
»Sabahat Pasha. Und Sie?«
»Nazim Aziz«, sagte er geistesabwesend.
Sie lachte. »Wie? Aber Sie sind doch kein Türke!«
Er wurde rot. »Eigentlich heiße ich Colin Ramsey, aber - ach, hol's der Teufel, fahren Sie jetzt zurück«, sagte er und lehnte sein Fahrrad gegen eine baufällige Mauer. »Ich gehe den Rest des Wegs zu Fuß.«
»Fahren?« sagte sie lachend. »Wie kann ich denn gleichzeitig auf zwei Rädern zurückfahren? Und warum fahren Sie nicht zur Haustür und überzeugen sich, ob Ihre Freunde wirklich da sind?«
»Verdammt«, sagte er. Ratlos betrachtete er ihre strahlenden Augen und den ausdrucksvollen Mund. Wie sollte er ihr die Situation erklären? Das war unmöglich.
»Etwas stimmt nicht«, sagte sie, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Sie haben irgendwelche Schwie rigkeiten.« Das Lachen war aus ihren Augen verschwunden, und sie blickte ihn ernst an.
»Ja«, gestand er. »Aber es ist kein Fall für die Polizei«, fügte er hastig hinzu. »Es handelt sich um Amerikaner, und wenn ich die Polizei rufe, wäre das mehr als peinlich.«
»Amerikaner!« rief sie. »Hier in Yozgat! Die möchte ich unbedingt kennenlernen! Was hat sie nach Yozgat geführt?«
Deutlich stand Colin plötzlich vor Augen, weshalb sie nach Yozgat gekommen waren. Vielleicht gab es doch noch eine Hilfe. Aufgeregt sagte er: »Hören Sie, Sabahat, haben Zigeuner in oder bei Yozgat ihr Lager aufgeschlagen?«
Sie sah ihn verdutzt an und überlegte. »Ein paar haben einige Tage vor dem Dorf kampiert. Das weiß ich, weil sich viele meiner Freundinnen von ihnen aus der Hand lesen ließen. Aber angeblich sind sie gestern in südlicher Richtung aufgebrochen. Jetzt ist nur noch der Mann mit dem Tanzbär da.«
»Und das ist auch ein Zigeuner?«
Das Mädchen lachte. »Aber ja - nur Zigeuner haben Tanzbären!« Sie sah ihn verwundert an. »Aber der Mann ist sehr schmutzig und ungepflegt«, warnte sie.
»Wissen Sie, wo er haust?«
»Ja. Hinter der Moschee, an der Straße zum Dorf. Ich habe seinen Wagen gesehen. Seinen Hund auch.«
»Wenn ich auf dem Rad mit Ihnen zurückfahre, würden Sie mich dann zur Straße begleiten, die zu dem Zigeuner mit dem Tanzbären führt?« bat er leichtsinnig.
»Sie wollen ihn aufsuchen?« fragte sie verblüfft.
»Ich muß.«
Mißtrauisch rückte sie von ihm ab. Dann sah sie ihm ins Gesicht und begann zu lachen. »Ihr Schnurrbart ist verrutscht. Er hängt ganz schief.«
»Das wundert mich nicht. Das verdammte Ding kitzelt entsetzlich.«
Er tastete nach dem Bart und löste ihn ab.
Während ihres Gesprächs hatte sie versucht, sich ein Urteil über ihn zu bilden. Sie schien einen Entschluß gefaßt zu haben. »Kommen Sie - ich bringe Sie selbst zu dem

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