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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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einen Reifen zu wechseln. Nach sieben Stunden engster körperlicher Berührung war jede Verkleidung sinnlos geworden. Der ganze Autobus wußte, daß drei Fahrgäste nicht türkisch konnten, aber niemand schien sich darüber zu wundem oder aufzuregen. Es waren Ausländer und daher Gäste. Ob sie Jugoslawen, Rumänen oder Bulgaren waren - an Amerikaner dachte offenbar niemand -, sie wurden zuvorkommend behandelt. Man lächelte sie an, reichte ihnen Weintrauben, Pfirsiche und Süßigkeiten und bot ihnen etwas weiter vorn Sitzplätze an, wo sie dem Staub, der in dichten Wolken durch die Fenster drang, um eine Spur weniger ausgesetzt waren. Trotzdem wollten die sieben Stunden kein Ende nehmen. Mrs. Pollifax bedauerte den Großteil der Fahrgäste zutiefst, die bis Sivas fuhren.
»Wann treffen sie dort ein?« fragte sie Sandor.
»Um sechs, um acht, um Mitternacht - wer kann das wissen? Nur Allah. Aber bedauern Sie die Leute nicht, sie finden die Fahrt herrlich.«
»Magda nicht. Sie sieht wieder entsetzlich elend aus.«
»Ich helfe ihr. Ich frage diskret nach den Zigeunern, die sie sucht«, versprach Sandor. »Auf dem Platz stehen immer Männer, und in einer kleinen Stadt weiß jeder alles von jedem. Ich habe vorausgedacht. In Yozgat wird es nicht viele Autos geben und nur wenige Tankstellen. Es fällt weniger auf, wenn wir Pferd und Wagen mieten. Hol mich der Teufel - okay?«
»Hol mich der Teufel - okay«, lächelte Mrs. Pollifax.
Der Bus hielt auf dem Dorfplatz von Yozgat an und hupte gebieterisch.
Mrs. Pollifax stand auf und sah sich nach Colin um. Er war hinter ihr eingezwängt und konnte ihr nur zuwinken.
Sandor half Magda auf die Beine. Zu dritt verließen sie den Bus.
Sandor sprang als erster ab. Ihm folgte Magda, die ihm beinahe in die Arme fiel. Mrs. Pollifax kam hinter ihnen. Sie hob den Kopf, um sich in Yozgat umzusehen - und erstarrte. Aus der kleinen Menschengruppe auf dem Gehsteig hatte sich ein Mann gelöst und kam näher, um jeden aussteigenden Fahrgast genau zu mustern. Jetzt betrachtete er eindringlich das vom Kopftuch halb verdeckte Gesicht von Mrs. Pollifax. Sein Blick wanderte weiter zu Sandor und fiel schließlich auf Magda, die sich mühsam auf Sandors Arm stützte.
Der Mann war wegen seines kleinen weißen Spitzbarts leicht zu erkennen. Außerdem hatte Mrs. Pollifax schon einmal mit ihm Blicke getauscht - in Istanbul. Es war Dr. Guilleaume Belleaux.
Jetzt kam er näher und richtete einige Worte in türkischer Sprache an Mrs. Pollifax. Belustigt ruhte sein Blick auf den weißen Haarsträhnen, die unter ihrem Kopftuch verfügten. Während sie noch überlegte, wie sie antworten sollte, hob er die Hand und riß ihr das Kopftuch herunter. »Mrs. Pollifax, wenn ich nicht irre«, sagte er liebenswürdig. »Haargenau die Dame, der ich mich auf Mr. Carstairs Wunsch annehmen soll. Was ich augenblicklich tun werde.«
Entsetzt wich Mrs. Pollifax zurück.
»Und Ihre beiden Begleiter sind sicher Madame FerenciSabo und Mr. Colin Ramsey von der Firma Ramsey.« Er hob den Arm und winkte jemand auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu. »Es ist mir bekannt, daß Sie Karate beherrschen«, fuhr er schmeichelnd fort.
»Eine falsche Bewegung, und ich erschieße Sie mit dem Revolver, den ich unter dieser Zeitung halte.«
»Hol mich der Teufel«, sagte Sandor. Ob er jedoch über den Revolver erschrocken war oder darüber, daß er irrtümlich für Colin gehalten wurde, ließ sich nicht erraten.
Mrs. Pollifax seufzte tief. Um der Fahndung der Polizei von Ankara zu entgehen, hatte sie sieben beschwerliche Stunden ertragen, und was war nun das Ergebnis? Sie war Dr. Belleaux geradewegs in die Arme gelaufen. Das war mehr als ungerecht und sehr dazu geeignet, jede Unternehmungslust zu ersticken.
"Der Wagen kommt gleich. Etwas Geduld, wenn ich bitten darf«, sagte Dr. Belleaux. »Wir fahren nur ein kurzes Stück. Ich würde Ihnen raten, widerstandslos einzusteigen.« Er drehte sich um und sah Colin an, der wie gelähmt auf der untersten Stufe des Autobusses stand und ihn mit offenem Mund anstarrte. »Hareket etmek - cabucak!« herrschte BelIfaux ihn an.
Colin schloß den Mund. Mit offenem Mund hatte er unwahrscheinlich dumm ausgesehen. Verwundert hörte Mrs. Pollifax ihn mit beleidigter Stimme »evet, evet« sagen. Dann entfernte er sich steifbeinig.
Einen Augenblick traute Mrs. Pollifax ihren Augen nicht. Allmählich begriff sie, daß Dr. Belleaux Colin nicht erkannt hatte. Er hatte zwei Frauen und einen Mann gesucht, und die

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