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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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irgend etwas!«
»Ja, aber was?«
Sandor schwieg. Schließlich sagte er wütend: »Ich weiß es auch nicht!«
»Er weiß nicht, wohin man uns gebracht hat«, wiederholte Mrs. Pollifax. »Und selbst wenn er es wüßte, wie sollte er uns helfen? Er ist allein und völlig unerfahren.«
»Seit er Sie kennt, hat sich das geändert«, bemerkte Sandor trocken.
Die Stimmen im Nebenraum verstummten. Dr. Belleaux kehrte zurück.
»Ach, da sind Sie ja!« sagte er, als hätte er sie in seiner Zerstreutheit vergessen. »Unweit von hier liegt eine kleine archäologische Ausgrabungsstätte, an der ich beteiligt bin. Dort werden Sie heute nacht beerdigt werden.« Er kicherte. »Vielleicht gräbt man Sie in ein paar Jahren wieder aus und feiert Sie als antiken Fund.«
»Sehr komisch«, sagte Mrs. Pollifax sauer. »Und Mr. Carstairs? Was werden Sie ihm sagen?«
»Daß ich fieberhaft nach Ihnen gesucht habe, aber Sie leider wie vom Erdboden verschwunden sind«, antwortete Dr. Belleaux mit liebenswürdigem Lächeln.
»Hat er Ihnen wirklich meinetwegen telegrafiert?« fragte Mrs. Pollifax neugierig.
Dr. Belleaux lehnte sich an die Wand und sah sie wohlwollend an. »Aber selbstverständlich, gestern abend erst. Und er gab mir auch Ihre volle Personenbeschreibung durch. Woraus ich sofort schloß, wie gefährlich Sie für mich sind. Vorher hatte er mich auch telegrafisch über Henry Miles informiert. Nur Sie hatte er leider verschwiegen. Miles aus der Welt zu schaffen, war nicht schwer. Ebensowenig wie den ersten Mann, den Miles vermutlich ersetzen sollte. Aber für wen Sie arbeiten, das ahnte ich wirklich nicht. Selbst als Sie mir die FerenciSabo vor meinen Augen - und vor meinen versammelten Freunden - wegschnappten, ahnte ich noch nicht, daß Sie in Carstairs' Auftrag handeln. Komisch, wie?«
»Sicher kommen Sie sich jetzt reichlich dumm vor«, bestätigte sie freundlich. »Wie lange sind Sie schon Doppelagent?«
»Das ist doch unwesentlich«, wehrte er bescheiden ab. »Eigentlich war ich das, was man im allgemeinen einen Schläfer nennt. Das heißt, ich wurde für wichtige Aufgaben in Bereitschaft gehalten. Obzwar ich nicht behaupten will, daß ich meine bevorzugte Lage nicht ab und zu benützt habe, um diskrete Hinweise zu geben. Der Absprung der FerenciSabo aber war so folgenschwer, daß ich den Befehl erhielt, sie um jeden Preis zurückzuholen. Das ließ sich mit me iner Eigenschaft als Freund der Amerikaner und der Türken ausgezeichnet vereinbaren.« Er lächelte. »Zu meinem Glück jedoch scheint der Preis ausgesprochen niedrig zu sein. Ab morgen kann ich mein so angenehmes Leben in Istanbul wieder aufnehmen. Jetzt allerdings«, schloß er in verändertem Tonfall, »muß ich mich ans Werk machen.«
»Hain«, knurrte Sandor.
»Was heißt das?« fragte Mrs. Pollifax.
»Verräter«, übersetzte Dr. Belleaux gleichmütig. Er wandte sich an Magda. »Vor allem interessiert es mich, weshalb die Amerikaner in diese Sache mit einbezogen wurden und wie die Verbindung zu ihnen hergestellt wurde«, sagte er. »Das finde ich nämlich - nun, sagen wir äußerst verdächtig.« Er sah Magda unverwandt an. »Reden Sie!« befahl er. Seine Stimme klang plötzlich drohend. »Sie werden mir jetzt genau berichten, warum und wie Sie sich an Mr. Carstairs gewandt haben. Sie werden mir weiter sagen, welche Unterlagen Sie mitgebracht und weshalb Sie darauf bestanden haben, nach Yozgat zu fahren.«
»Nein«, erwiderte Magda ruhig.
Dr. Belleaux begann, Magda zu ohrfeigen. Mrs. Pollifax schloß die Augen. Niemand sollte die Tränen sehen, die sie um Magda vergoß.
Hin und her pendelte seine Hand – eins, zwei, eins, zwei. Er hatte jedoch Magdas Kräfte überschätzt. Sie erschlaffte plötzlich und versank in barmherziger Ohnmacht.
»Dreckskerl!« brüllte Sandor.
Dr. Belleaux wandte sich Mrs. Pollifax zu. Nun war die Reihe an ihr.
Wieder schloß sie die Augen. Sie dachte plötzlich an ihre kleine hübsche Wohnung in New Brunswick. Dann schlug sie die Augen auf und erwiderte fest Dr. Belleaux' Blick. Er stand mit zusammengekniffenen Augen und erhobener Faust vor ihr.
Mrs. Pollifax betete um Mut.
    Als Colin aus dem Bus stieg, sah er Dr. Belleaux mit Mrs. Pollifax sprechen. Es wurde ihm fast übel. Er hatte zwar Dr. Belleaux in seinem Haus in Istanbul nicht gesehen, aber er erkannte ihn nach den Zeitungsfotos. Momentan war er schwer schockiert, diesem Mann leibhaftig und ausgerechnet hier zu begegnen. In der nächsten Sekunde empfand er grenzenlose

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