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lebt gefaehrlich

lebt gefaehrlich

Titel: lebt gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Zigeuner. Sie könnten ja doch kein Wort mit ihm sprechen. Meine Freundin ist bestimmt nicht böse, wenn ich mir ihr Fahrrad noch etwas länger ausleihe.«
»Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte er dankbar.
Er wendete sein Rad, und sie fuhren ins Dorf zurück. Sie gelangten wieder auf den Hauptplatz. Der Autobus war endlich weggefahren. An seiner Stelle standen ein kleiner, verbeulter Pappkoffer und eine Leinentasche. »Lieber Gott - meine Kamera! Und Magdas Koffer!« rief Colin. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Er verstaute die beiden Sachen hinten auf dem Rad. Sabahat übernahm die Führung, und sie machten sich auf die Suche nach dem Zigeuner.
Der Wagen des Zigeuners stand, von verkümmerten Bäumen und Sträuchern halb verdeckt, abseits der Straße, von einem häßlichen, bissig aussehenden Hund bewacht.
»Er muß da sein, weil er den Bären an den Wagen gebunden hat«, sagte Sabahat. »Aber der Hund ist nicht angekettet«, fügte sie ängstlich hinzu.
»Ich gehe voraus«, sagte Colin. »Lassen Sie sich Zeit, bis ich dem Mann gesagt habe, daß er den Hund anbinden soll. Das heißt - falls er da ist.«
Sie brauchten gar nicht erst zu rufen. Kaum hatten sie die Straße verlassen, sprang der Hund auch schon knurrend und kläffend auf.
Drohend fletschte er die Zähne. Als Colin sich davon nicht einschüchtern ließ, sprang der Hund ihn an. Colin rührte sich nicht vom Fleck. Sein Herz hämmerte wie verrückt. Urplötzlich tauchte der Zigeuner zwischen den Bäumen auf.
»Ich muß mit Ihnen reden«, rief Colin. »Rufen Sie bitte Ihren Hund zurück!«
Sabahat stand hinter Colin und übersetzte tapfer, obwohl ihre Stimme merklich bebte.
Der Zigeuner rief dem Hund etwas zu. Colin und Sabahat schoben ihre Räder näher.
»Seien Sie vorsichtig«, warnte Sabahat leise. »Bestimmt will er die Fahrräder stehlen.«
»Werden Sie dolmetschen?«
Sie nickte.
»Sagen Sie ihm, daß ich nach Yozgat gekommen bin, um die Zigeuner zu finden, die gestern noch hier waren. Fragen Sie ihn, ob er sie kennt.«
Sahabat übersetzte. Der Mann zuckte die Schultern und antwortete.
»Er sagt, wenn Sie ihm Geld geben, erzählt er Ihnen alles, was Sie wollen«, übersetzte Sabahat.
»Sagen Sie ihm, ich suche eine Zigeunerfamilie, die sich hier in Yozgat aufhalten soll«, sagte Colin.
Sabahat und der Zigeuner wechselten einige Worte.
»Er sagt, er begreife nicht, was Sie von der Zigeunerfamilie wollen.«
»Ich habe eine Nachricht von einer Freundin für sie.«
»Von einer Freundin der Zigeuner?« fragte Sabahat.
»Ja. Sagen Sie ihm, daß ich mit dieser Freundin nach Yozgat gekommen bin. Sie hat mit den Zigeunern die türkische Grenze überschritten. Jetzt ist sie in Schwierigkeiten und braucht Hilfe.«
Der Zigeuner blickte mißtrauisch. Nachdem er Sabahat angehört hatte, entspannte sich seine Miene etwas. Er erkundigte sich nach dem Namen der Dame.
»Magda«, sagte Colin. Den Familiennamen, der in allen Zeitungen stand, wagte er nicht zu nennen.
Der Mann sagte, er kenne weder eine Magda, noch wisse er etwas von den Zigeunern, die früher hier kampiert hätten.
»Stimmt das, was Sie sagen?« flüsterte Sabahat.
Colin nickte. Wie konnte er beweisen, daß er von der FerenciSabo sprach und daß er sie tatsächlich kannte? Plötzlich fielen ihm die Paßfotos ein, die er von Magda gemacht hatte. Er kniete sich neben den Koffer und durchstöberte ihn. Er triumphierte. Er hatte zwei überzählige Fotos von Magda gefunden. Eins davon zeigte er jetzt dem Zigeuner. »Magda«, sagte er.
Die Augen des Zigeuners blitzten in jähem Erkennen auf, dann aber wurde er doppelt argwöhnisch.
Colin ächzte. »Verdammt noch mal, jetzt glaubt er bestimmt, daß ich von der Polizei bin. Sie müssen jetzt ganz genau übersetzen. Wort für Wort, genau wie ich es Ihnen sage.«
Sie nickte.
»Sagen Sie ihm, daß Magda in Yozgat ist. Sagen Sie ihm, daß Magda vor einer Stunde verschleppt worden ist. Entführt. Gekidnappt.«
Sabahat sah ihn ungläubig an. »Entführt?« fragte sie.
»Bitte - sagen Sie es ihm«, drängte Colin. »Wenn er mir nicht glaubt, dann kann er sich selbst davon überzeugen, daß ich die Wahrheit spreche. Kennen Sie den Namen der Straße?« fragte er Sabahat. »Nennen Sie ihm den auch. Sagen Sie ihm, daß Magda in einem unbewohnten Haus ist. Zwei Männer haben sie dorthin verschleppt.«
Atemlos übersetzte Sabahat. »Die Zigeuner, die Sie suchen, sind gestern aufgebrochen. Sie wandern auf der Straße nach Kayseri südwärts. Und er sagt, er möchte gern

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