Leck mich
ich Chefkoch werden. Deshalb hatte ich mich an den Computer gesetzt und nachgesehen, wie man mein Lieblingsgericht kocht, das damals eben die chinesische Gemüsepfanne war. Mom half mir bei der Zubereitung, und seitdem habe ich immer mal wieder chinesische Gemüsepfanne gekocht.
Nachdem ich dann die Schneidebretter und Töpfe wieder abwaschen musste, war es mit meinem Wunsch, Chefkoch zu werden, bald wieder vorbei. Aber ich hatte gelernt, wie man eine Sache zubereitet – und die chinesische Gemüsepfanne sollte nun auch zu Emmas Lieblingsgericht werden. Das konnte ich deutlich spüren. Jetzt würde ich die Lage retten.
Emma half mir, das ganze Gemüse aus dem Kühlschrank zu holen. Sie half mir, es zu waschen, und nachdem ich es geschnitten hatte, füllte sie alles in eine Schüssel. Immer wenn ich eine Gemüsesorte geschnitten hatte, versuchte ich, sie dazu zu bringen, es zu probieren, doch sie wollte nicht. Wir schnitten Karotten, Brokkoli, Tomaten, grüne Bohnen und sogar kleine Maiskölbchen.
Emma aß nichts.
Sie half mir, alle meine geheimen Zutaten für die Soße zusammenzumischen. In einer Schüssel vermengte sie Sojasoße, Wasabi, Teriyaki, braunen Zucker, Knoblauch, Zwiebeln und Hühnerbrühe. Dann half sie mir, braunen Reis zu kochen. Mit einem Messbecher maß sie die richtige Menge ab und schüttete ihn für mich ins Wasser. Ich war mir sicher, wenn sie überhaupt etwas essen würde, wäre es der braune Reis mit einem bisschen von meiner berühmten Soße.
Als wir fertig waren, glich die Küche einem absoluten Saustall. Es war jetzt halb eins, und ich war total erledigt. Ich ließ Emma etwas Gemüse auf vier Teller verteilen, die sie dann zum Tisch brachte, und wir gossen noch Limonade in vier Gläser. Emma machte das alles richtig Spaß.
Als alles fertig war, sagte ich ihr, wir könnten dochso tun, als wäre das ein vornehmes Restaurant, und uns schön anziehen. Das Essen war heiß, und ich fand, das wäre eine tolle Möglichkeit, es etwas abkühlen zu lassen und Emma wegen des Essens bei Laune zu halten.
»Kann ich das rosa Kleid mit den Streifen anziehen?«, fragte sie. »Das, das mir Oma geschenkt hat?«
»Klar kannst du das«, meinte ich. »Mach nur schnell, damit das Essen nicht kalt wird.«
»Und meine schicken schwarzen Schuhe«, fügte sie noch an, während sie schon zu ihrem Zimmer rannte.
»Klar«, sagte ich.
Wie ein Blitz verschwand sie in ihrem Zimmer. Auch ich rannte in mein Zimmer und zog schnell meinen einzigen Anzug an. Während ich mir vor dem Spiegel den Schlips umlegte und zurechtrückte, war ich ganz schön stolz auf mich. Warum hatten meine Eltern nicht an so was gedacht? Vielleicht war ich doch ein großer Geist. Ich meine, sie hatten schon eine ganze Weile mit dem Problem nicht umgehen können. Sie hatten mit der Lehrerin und der Ärztin gesprochen, und nun war ich drauf und dran, das Problem mit Emma und dem Essen im ersten Anlauf zu lösen.
Ich rannte wieder nach unten und setzte michschon mal an den Esstisch. Emma kam gleich darauf angeflitzt.
»Du siehst wunderschön aus, Emma. Das Essen riecht herrlich, und ich kann es kaum abwarten, es zu essen. Warum holst du nicht Mom und Dad rein?«, fragte ich.
Sie streckte beide Daumen hoch und rannte lächelnd aus dem Zimmer. Nur noch ein kurzer Augenblick, und ich würde ein Held sein. Ich konnte es kaum noch aushalten, so aufgeregt war ich.
Mom und Dad kamen zusammen rein. »Willkommen in unserem Restaufant«, sagte Emma stolz.
»Wow«, sagte Dad. »Was ist denn hier los?« Beim Hinsetzen zwinkerte er mir zu. Auch Mom sah echt glücklich aus. Es schien ihr sogar nichts auszumachen, dass Emma das zweite R in Restaurant nicht richtig ausgesprochen hatte. Es war ein echt tolles Gefühl. Die konnten ganz schön von Glück reden, dass sie hier ein Kind wie mich hatten.
»Wie ist denn der Name von deinem schönen Restaurant, Emmaschatz?«, wollte Mom wissen.
»Ich weiß nicht.« Sie blickte mich an. »Wie heißt unser Restaufant?«
»So, wie du es nennen willst, Emma«, sagte ich mit meiner herzigsten Stimme.
Einen Moment lang tippte sie sich mit dem Fingergegen die Schläfe, als würde sie schwer nachdenken, und sagte dann: »Ich hab’s.«
»Was?«, fragte Mom und leuchtete regelrecht auf.
»Mein Restaufant heißt Emmas Fufzpapast«, sagte sie und fiel vor Lachen fast vom Stuhl.
Dad fing an zu lachen, konnte sich dann aber wieder bremsen. »Emma, Fürze sind nicht lustig«, fing er an. »Willst du, dass Daddy einen
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