Lee, Julianne
kann dich zwar nicht davor bewahren, verwundet oder getötet zu werden, aber du wirst nicht allein sein.«
Er dachte einen Moment darüber nach, dann nickte er. »Gut.« Aber eigentlich verspürte er überhaupt keine Angst, nur ein leises Kribbeln in der Magengegend, das auch von der Aufregung herrühren konnte. Sein ganzes Leben lang hatte er auf die Gelegenheit gewartet, Rotröcke zu töten. Nun bekam er sie, und darüber war er froh.
Flüchtig überlegte er, ob er es genießen würde, englische Bastarde in die Hölle zu befördern. Wie mochte es sein, einem verhassten Rotrock die Kehle aufzuschlitzen? Er hatte schon häufig Schweine geschlachtet und dachte, dass da vielleicht kein großer Unterschied bestand. Als er endlich in einen unruhigen Schlaf fiel, wurde er von Albträumen heimgesucht, in denen ihm ein hoch gewachsener blonder Dragonermajor einen Säbel in den Hals stieß. Er erwachte angespannt und gereizt; das Kribbeln in seinem Magen War verschwunden und hatte einem Gefühl Mörderischen Hasses Platz gemacht. Danach lag er schlaflos da, grübelte über die Sassunaich nach und betete, möglichst viele von ihnen töten zu können, ehe er selbst umkam.
Es war stockfinster, als der Befehl zum Aufbruch gegeben wurde. Bald verbreitete sich das Gerücht, der Prinz habe einen Mann gefunden, der sich in der Gegend auskannte und einen Weg durch das Moor wusste.
Die Jakobiten formierten sich und begannen im Dunkeln mit dem Abstieg vom Hügelkamm. Die Silhouetten der Männer waren im Mondlicht nur schwach auszumachen. Ciaran hoffte, dass es ihnen gelingen würde, das Moor unbemerkt zu durchqueren.
Die wenigen Mathesons fielen inmitten der viel zahlreicheren Stewarts überhaupt nicht auf, als sie eine lange Linie bildeten, um über einen schmalen Pfad durch das Moor zu marschieren. Der Himmel verfärbte sich allmählich, die Sonne musste bald aufgehen. Als sie das Moor hinter sich ließen und auf ein freies Feld gelangten, erkannte Ciaran die Umrisse der Rotröcke in der Ferne. Einige liefen im Lager umher, doch die meisten schienen noch zu schlafen. Während der Nacht hatten sie ihr Lager verlegt, sodass sie jetzt auf das Moor blickten, dennoch wurden sie von der Ankunft der Feinde völlig überrumpelt.
Die Männer des Prinzen beschleunigten ihre Schritte, denn sowie die Sonne höher stieg, würde man sie entdecken. Die Mathesons scharten sich um Ciaran, und die erste Reihe der Jakobiten rückte geschlossen vor, um Platz für die Leute zu schaffen, die aus dem Moor nachrückten. Ciaran nahm seinen Schild vom Rücken und schob ihn über seinen linken Arm.
Im Lager der Rotröcke wurde plötzlich ein Warnschuss abgegeben, eine kleine Rauchwolke stieg in die Luft. Die am Boden liegenden Soldaten sprangen schlaftrunken auf, rannten wie aufgescheuchte Hühner hin und her und versuchten fieberhaft, sich zu formieren, um dem Feind entgegentreten zu können. Ciarans Pulsschlag beschleunigte sich. Er bückte sich und zog Brigid mit der linken Hand unter seiner Gamasche hervor; dabei presste er die Lippen zu einem schmalen, blutleeren Strich zusammen. Die wenigen Jakobiten, die über Musketen verfügten, legten sie an, die anderen zückten ihre Schwerter. Auch Ciaran schwang das silberne Schwert des Königs hoch über seinem Kopf. Die gegnerischen Soldaten bemühten sich immer noch, eine Kampflinie zu bilden, während die Jakobiten immer näher rückten.
Ciaran hörte den Befehl nicht, vielleicht wurde er auch nie ge-
geben. Aber plötzlich ging die erste Reihe der Jakobiten zum Angriff über, und er ließ sich mitreißen. Die Rotröcke wirkten noch immer vollkommen überrumpelt, viele von ihnen waren nur unvollständig bekleidet oder sahen aus, als seien sie noch nicht richtig wach. Jetzt kamen ihnen die berittenen Dragoner zu Hilfe; Ciaran stieß einen markerschütternden Kampfschrei aus und stürmte mit erhobenem Schwert auf den Feind los. Die Jakobiten umzingelten die verwirrten Rotröcke und begannen sie erbarmungslos niederzumetzeln. Schwerter, Dolche und Mistgabeln sausten durch die Luft, das Blut floss in Strömen, und die Schreie sterbender Männer und Pferde vermischten sich mit dem metallischen Klirren, mit dem Stahl auf Stahl traf. Musketen dröhnten, dichte weiße Rauchwolken zogen über das Feld, und immer mehr Rotröcke sanken leblos zu Boden. Viele wurden bei dem Versuch, die Flucht zu ergreifen, in den Rücken getroffen. Ciaran tötete den ersten Rotrock, auf den er traf, mit einem Schwerthieb in den
Weitere Kostenlose Bücher