Lee, Julianne
von Ale und ein ganzes Fass uisge beatha aus der illegalen Brennerei des Lairds floss die durstigen Kehlen hinunter.
Dieser Whisky wurde von den Dorfbewohnern und den Bauern sehr geschätzt, denn er schmeckte ungewöhnlich weich und mild. Er wurde auch an die benachbarten Clans verkauft, was den Mathesons eine beträchtliche Summe Bargeld einbrachte. Die Herstellung war mit einem Geheimnis verbunden, das nur den Söhnen des Lairds bekannt war. Keine andere Brennerei in Ciorram produzierte einen Whisky, dessen Qualität ihrem Produkt gleichkam.
Obwohl Ciaran kein exzessiver Trinker war, betäubte er heute seinen Schmerz mit so viel Ale und Whisky, dass er bald seine Umwelt nur noch verschwommen wahrnahm. Von den aufgetragenen Speisen brachte er kaum einen Bissen hinunter. Er musste all seine Konzentration aufbieten, um sich mit seinen Clansleuten unterhalten zu können, denn seine Gedanken schweiften immer wieder in seine Kindheit ab, und dann drängte es ihn erneut zu seinem Alehumpen zu greifen.
Das Ale zeigte sehr bald Wirkung. Als seine Blase zu zwicken begann, erhob er sich unsicher, verließ die große Halle und stieg vorsichtig die Stufen des Nordturms empor, um den Abtritt an der nördlichen Brustwehr aufzusuchen. Er machte sich nicht die Mühe, die morsche Tür hinter sich zu schließen, während er sich erleichterte, denn es war stockfinster, und das Örtchen bestand ohnehin nur aus einem mit einem Holzsitz versehenen Loch, unter dem der Gemüsegarten lag. Leise vor sich hinsummend war er so mit sich selbst beschäftigt, dass er erschrocken zusammenfuhr, als sich plötzlich eine Hand unter seinen Kilt schob und an der Innenseite seines Schenkels entlangstrich. Ein paar Tropfen spritzten auf den Sitz.
»He, was soll das?« Er ließ den Saum seines Kilts fallen, trat zur Seite und drehte sich um. Bei dem ungebetenen Besucher handelte es sich um Deirdre MacGregor, die Tochter von Seumas Glas MacGregor. Er lehnte sich gegen die steinerne Wand des engen Raumes. Sie presste sich an ihn, und ihre Hand ging erneut auf Wanderschaft.
»Soll ich dich heute Abend ein bisschen trösten, Ciaran Dubhach?«
Unwillig schüttelte Ciaran ihre Hand ab. Heute war er nicht in der Stimmung für die Art von Trost, die sie ihm anbot.
»Nein, danke, Deirdre.«
Deirdre verzog schmollend die Lippen und drängte sich dabei so eng an ihn, dass er fast wünschte, sie wäre nicht diesem Schmied in Glasgow versprochen worden. Ihr rötlichblondes Haar schimmerte im Sternenlicht, das durch die Tür in den Raum fiel. Ihre Hand glitt unter sein Hemd.
»Früher hattest du überhaupt nichts dagegen ...«
»Das war vor deiner Verlobung.«
»Ich will diese Heirat überhaupt nicht.« Ihre Fingerspitze kreiste um seine Brustwarze. Er erschauerte, und sein Widerstand begann zu erlahmen.
Vorsichtig hielt er ihre Hand fest. »Das glaube ich dir gern, aber ich denke, du brauchst sie.« Ihr Mann würde ohnehin ständig ein Auge auf sie haben müssen, wenn er verhindern wollte, dass sie ihm Hörner aufsetzte.
»Ich möchte aber viel lieber in Ciorram bleiben.« Sie beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf die Hand, die die ihre bedeckte. Was sie damit sagen wollte, war, dass sie lieber ihn als den Schmied heiraten würde. Aber das ganze Tal wusste, dass sie es auch mit seinem Bruder trieb, und es sah nicht so aus, als beabsichtige sie, damit aufzuhören, so lange sie in Ciorram lebte, daher war sie für die Rolle der nächsten Lady Matheson denkbar ungeeignet. Im Grunde genommen würde sie für jeden Mann im Tal eine schlechte Frau abgeben. Ciaran war sicher, dass sie in Wirklichkeit darauf abzielte, in der Burg zu leben und dort ihren lockeren Lebenswandel unbekümmert fortzusetzen, wenn sie dieses Ziel erst einmal erreicht hatte.
»Du weißt, dass das nicht möglich ist.«
Deirdre küsste erst sein Kinn, dann seinen Mund. Ihre vollen weichen Lippen öffneten sich leicht, und die feuchte Wärme brachte ihm andere feuchte, weiche Stellen ihres Körpers in Erinnerung. Der Whisky benebelte ihm die Sinne, und die Welt schien sich plötzlich schneller zu drehen. Ihre Hüften pressten sich gegen die seinen. Einen Moment lang war er versucht, ihren Rock hochzuschlagen und sie gleich hier an Ort und Stelle zu nehmen.
Doch dann besann er sich. Er wollte keinesfalls, dass diese Frau ein Kind von ihm in ihre Ehe brachte. Seit ihrer Verlobung hatte er sie nicht mehr angerührt. Wenn sie wollte, konnte sie ihrem ahnungslosen Ehemann Calums Bastard
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