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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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Sohn, sondern sein Lieblingssohn.«
    Ciaran brauchte eine Weile, um die Worte der Fee zu verarbeiten. »Du würdest mich doch nicht anlügen?«
    »Ich würde niemanden anlügen, der Dylan Dubh so viel bedeutet hat. Er war ein großer Mann, der sich meine Anhänglichkeit verdient hat. Du und seine Schwester, ihr wart sein Lebensinhalt.«
    Ein Kloß bildete sich in Ciarans Kehle, und seine Augen begannen zu brennen. Die nagenden Zweifel, die ihn in den letzten Monaten gequält hatten, verflogen, und er fühlte sich plötzlich wieder wie ein vollständiger Mensch. »Aye, Tinkerbell«, flüsterte er. »Danke.«
    Ein breites Grinsen trat auf ihr Gesicht. » Hast du Tinkerbell gesagt?«
    »Aye. Tinkerbell. Tink.«
    Die Fee lachte silberhell auf. »Du hast mich Tink genannt!« Wieder kicherte sie. »Och, er hat mich Tink genannt!«
    Als Ciaran zu seinen Männern zurückkehrte, lachte er leise in sich hinein. Es war so einfach, der weißen Fee eine kleine Freude zu machen.
    Am nächsten Tag überschritt die jakobitische Armee die Grenze zu England. Zum ersten Mal in seinem Leben verließ Ciaran Schottland, und er hoffte, es werde auch das letzte Mal sein. Bald darauf belagerten die Truppen des Prinzen die Stadt Carlisle im Norden Englands. Eine Woche lang kampierten sie vor den Stadtmauern, nahmen die Stadt mit den erbeuteten Kanonen unter Beschuss und drohten, alles niederzubrennen, wenn die Tore nicht geöffnet würden. Berichten zufolge marschierte des Königs General Wade von Newcastle aus auf sie zu, aber die Nachricht erwies sich als falscher Alarm, und die Belagerung wurde fortgesetzt. Kurz darauf wurde die Stadt eingenommen, und die Soldaten des Prinzen quartierten sich in den Häusern und Schenken von Carlisle ein, wo sie zum ersten Mal, seit das Wetter umgeschlagen war, ein Dach über dem Kopf hatten. Allerdings war ihre Zahl seit Prestonpans stark gestiegen, und so mussten viele Männer noch immer in ihre Plaids gewickelt auf dem Boden schlafen, wie sie es in der Heide getan hatten.
    Auf Grund seines Ranges bewohnte Ciaran eine kleine Kammer für sich allein. Sie lag im obersten Stock einer Schenke in der Stadtmitte, und wegen der schrägen Dachbalken konnte er nur in der Mitte des Raumes aufrecht stehen. Kanonendonner dröhnte in der Ferne. Die Burggarnison hielt der jakobitischen Artillerie
    verbissen stand.
    Lange würden sie sich gegen die Jakobiten nicht mehr zur Wehr setzen können, davon war Ciaran überzeugt. Falls dann auch London rasch erobert wurde, bestand Hoffnung, dass ihnen der französische König Verstärkung schickte. Konnten sie London einnehmen, so konnten sie auch das ganze Land unterwerfen, und sogar diejenigen unter den Schotten, die sich am heftigsten gegen den Marsch nach England gesträubt hatten, wussten das. Alle brannten darauf, endlich die alles entscheidende Schlacht zu schlagen, denn sie waren überzeugt, den Sieg davontragen.
    Trotzdem war Ciaran im Moment froh, eine angenehm warme Kammer für sich allein zu haben. In seinem Hinterkopf geisterte immer die Befürchtung herum, sein Vater könne Recht behalten und die Armee würde sich nach Derby zurückziehen, statt Hauptstadt direkt einzunehmen. Und je länger der Marsch
    dauerte, desto länger würde er warten müssen, bis er herausfand, ob all die Prophezeiungen seines Vaters zutrafen.
    Nachdem er das Fenster geschlossen hatte, entkleidete er sich und setzte sich vor dem Feuer auf den Boden, um sich von Läusen und Flöhen zu befreien. So oft er das auch tat, stets fielen neue Parasiten über ihn her, krochen unter seiner Kleidung über seine Haut und saugten sein Blut. Das Gekrabbel hasste er am meisten. Das Jucken eines Flohbisses war harmlos im Vergleich mit dem Ekel, den er empfand, wenn eines dieser Tiere über seinen Körper kroch. Die meisten Männer machten sich gar nicht mehr die Mühe, die Plagegeister zu vernichten, weil ja doch immer neue hinzukamen, doch Ciaran hatte von Kind an auf Reinlichkeit gehalten und hatte nicht die Absicht, etwas daran zu ändern. Sorgfaltig arbeitete er sich von den Füßen aus an den Beinen empor, ehe er zu intimeren Körperteilen überging. Dabei murmelte er leise: »Tinkerbell, bist du da?«
    »Aye. Immer.« Sinann materialisierte sich und landete am Fuß seiner Pritsche.
    »Weißt du, was daheim in der Burg vor sich geht?« Er klaubte eine Laus aus seinem Schamhaar, schnippte sie ins Feuer und suchte nach Artgenossen.
    »Aye.«
    »Gibt es etwas Neues?«
    »Allerdings.«
    Er drehte sich

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