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Lee, Julianne

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Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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weiter Richtung Süden vorrückte und Stockport, Macclesfield und Leek durchquerte, stellte sich heraus, dass es unter den englischen Jakobiten mehr Lippenbekenntnisse als echte Unterstützung für Charles zu geben schien. Viele tranken öffentlich auf James' Wohl, und die Menschen jubelten dem Prinzen zu, aber nur wenige waren bereit, sich seiner Armee anzuschließen. Immer deutlicher zeigte sich, dass Charles den entscheidenden Sieg in London dringend benötigte, wenn die Stimmung im Land umschlagen sollte. Seit ihrer Ankunft in England hatten sie keinen Rotrock zu Gesicht bekommen, und ihr Ziel schien in greifbarer Nähe zu liegen.
    Ciaran baute seine innere Anspannung ab, indem er jeden Abend, wenn sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, sein Trainingsprogramm absolvierte. Seit sie aus Glen Ciorram fortgezogen waren, hatte er nur selten Gelegenheit dazu gefunden, und so nutzte er den Aufenthalt in Leek, um seine vom Marsch verkrampften Muskeln zu lockern und seine alte Kampffertigkeit zurückzugwinnen. Seine Männer lagerten auf einer Weide vor einem alten Herrenhaus, und bei Sonnenuntergang suchte er sich eine ebene Fläche, verbeugte sich vor einem unsichtbaren Gegner und begann mit seinen Übungen.
    Schon bald erfüllt ihn ein tiefer Friede. Diese altvertraute Gewohnheit aus der Zeit, als sein Vater noch am Leben gewesen war rief ihm immer wieder in Erinnerung, wer er war und welcher Weg vor ihm lag. Er konzentrierte sich voll und ganz auf die einzelnen Bewegungen, wobei all seine Sorgen und Probleme von ihm abfielen. Sein Herz schlug kräftig und regelmäßig, sein Atem ging ruhig, und er nahm seine Umwelt bewusster wahr als sonst Er war froh, am Leben zu sein.
    Gegen Ende seines Trainings drehte er sich um und stellte erstaunt fest, dass Prinz Teàrlach hinter ihm stand und ihn beobachtete. Ein paar Gefolgsleute hielten sich zu seiner Verfügung und warteten auf Befehle. Ciaran unterbrach seine Übungen und nahm Haltung an. »Königliche Hoheit...« Doch Charles winkte ab. »Macht nur weiter, Ciorram.« Ciaran wunderte sich, dass der Prinz seinen Namen behalten hatte, fasste sich aber rasch wieder und fuhr mit seinen Übungen fort. Da er wusste, dass die Augen des Prinzen auf ihm ruhten, fiel das Ergebnis nicht zu seiner Zufriedenheit aus. Seine Ohren brannten vor Scham, als er daran dachte, was sein Vater zu dieser Leistung zu sagen gehabt hätte. Schließlich verbeugte er sich erneut vor seinem unsichtbaren Gegner und wandte sich dem Prinzen zu.
    Charles applaudierte ihm. »Bravo, Ciorram! Das habt Ihr gut gemacht. Und ganz ohne Musik! Beherrscht Ihr noch mehr solcher Tänze?«
    »Aye, Hoheit, aber das war kein Tanz, sondern eine Kampftechnik. Damit kann man einen Gegner ohne Waffen besiegen.« Die Augen des Prinzen wurden groß. »
    Ein Kampf ohne Waffen? Tatsächlich? Wie macht man das? Ihr müsst es mir beibringen.« Die Begeisterung in seiner Stimme entlockte Ciaran ein Lächeln. Als kleiner Junge hatte er auch unbedingt alles lernen wollen, was sein Vater konnte, und das so schnell wie möglich. Er trat einen Schritt auf den Prinzen zu.
    »Dann versucht doch einmal, mir einen Schlag zu versetzen.«
    Ein breites Grinsen trat auf Charles' Gesicht. »Überlegt Euch
    gut, was Ihr da sagt«
    »Schlagt mich zu Boden, wenn Ihr könnt.« Immer noch grinsend holte Charles aus, um Ciaran einen Fausthieb zu versetzen. Dieser sah den Schlag kommen und wehrte ihn mit einer Armbewegung ab, ohne sich von der Stelle zu rühren.
    Verblüfft holte Charles erneut aus. Ohne Erfolg. Eine Reihe von Schlägen mit der Linken ging ebenfalls ins Leere.
    »Himmel!« Der Prinz starrte seine Fäuste an. Er konnte es nicht fassen, dass es ihm nicht gelungen war, einen Treffer zu landen. »Diesen Trick müsst Ihr mir unbedingt zeigen!«
    »Es ist kein Trick, und man kann diese Technik auch nicht von heute auf morgen lernen.« »Zeigt es mir. Jetzt sofort.«
    Ciaran unterdrückte einen resignierten Seufzer. »Gerne, Hoheit. Zuerst müsst Ihr die Füße so setzen ...« Er führte die Grundhaltung vor, die sein Vater seinen Schülern stets zuerst beigebracht hatte. »Schulterbreit auseinander, Zehen nach vorne gerichtet, Knie leicht gebeugt.«
    Charles schüttelte den Kopf. »Nein, Ciorram. Ich möchte das lernen, was Ihr mit Euren Händen gemacht habt.«
    Ciarans Geduld erschöpfte sich allmählich. »Bei allem nötigen Respekt, Hoheit - was ich tue, tue ich mit meinem ganzen Körper. Die Hände sind nur ein Teil davon.« Charles

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