Lee, Julianne
Prinz Teàrlach an. Er vergräbt sich nur noch in seinem Zelt, hadert mit seinem Schicksal, nährt seine Wut hält es nicht mehr für nötig, seinen Männern Mut zu machen. Er hört auch nicht mehr auf die Clanführer, sondern überlässt alle Entscheidungen seinen Generälen. Unser junger Prinz hat die Sache aufgegeben.
Aber du wirst deine Leute nicht im Stich lassen. Du wirst deine Verantwortung ihnen gegenüber nie vergessen, und du wirst für sie da sein, bis keiner von euch mehr am Leben ist. Du läufst nicht vor deinem Schicksal davon.«
»Das heißt, dass ich sterben werde.«
»Alle Menschen müssen einmal sterben, Ciaran Dubhach.«
»Glaubst du, Pa hatte Recht? Werde ich bei Drummossie Moor fallen?«
Die Fee schwieg lange, ehe sie bedächtig erwiderte: »Ich kann es dir nicht sagen, mein Freund. Wenn du ganz sicher gehen willst, dann halte dich von diesem Ort fern.«
Ciaran erwiderte nichts darauf.
Die Nacht war bereits hereingebrochen, als ein Späher meldete, die Rotröcke seien gesichtet worden. Die Atholl-Brigade und Ciarans Männer verbargen sich hinter der Hecke, die die Straße säumte, und bereiteten sich auf den nahenden Kampf vor. Die Minuten verstrichen, die Anspannung wuchs. Ciarans Pulsschlag beschleunigte sich. Zwar war er sicher, dass er heute nicht sterben würde, aber ob eine Verwundung möglich wäre, konnte er nicht wissen.
Eine Weile später vernahmen sie in der Ferne das Knirschen schwerer Stiefel auf dem Schotter. Die Jakobiten duckten sich hinter die Hecke und legten ihre Musketen an. Als sich der Mond kurz hinter den Wolken hervorschob, konnten sie die Dragoner deutlich erkennen. Die roten Röcke wirkten im Nachtlicht grau, die Musketen glitzerten bedrohlich. Sie legten ein beachtliches Tempo vor, offenbar brannten sie darauf, die Männer des Prinzen in einen Kampf zu verstricken. Ciaran wartete mit wild hämmerndem Herzen ab. An seine eigene Sicherheit dachte er in diesem Moment nicht, er war froh, noch ein Mal eine Gelegenheit zu bekommen, Rotröcke zu töten. Geduldig lauerten die Jakobiten darauf, dass Cumberlands Truppen in ihre Falle tappten.
Dann wurde Befehl zum Angriff gegeben. Die Jakobiten brachen durch die Hecke, deren winterkahle Zweige kein großes Hindernis darstellten. Ciaran richtete seine Muskete auf den ihm ^ nächsten stehenden Rotrock, drückte ab und rannte dann durch eine Pulverdampfwolke auf sein sich am Boden windendes Opfer zu. Dabei zog er seine Pistole, gab einen Schuss auf einen anderen Gegner ab, schob die Pistole wieder in seinen Gürtel zurück, stieß dem ersten Verwundeten sein zerbrochenes Bajonett in den Hals und schlitzte ihm wie ein Metzger, der ein Schwein schlachtet, die Kehle auf. Dann rannte er weiter.
Die abgeschossene Muskete warf er sich am Riemen über die Schulter und zog sein Schwert. Musketenkugeln pfiffen durch die Luft, eine davon zerfetzte den Ärmel seines Hemdes. Erschrocken fuhr er zusammen und stürzte sich dann mit einem Wutschrei auf einen Rotrock, der ihm mit gezücktem Bajonett entgegentrat. Er parierte den Angriff des Gegners, sprang zur Seite, holte aus und schlug dann dem Dragoner mit einem mächtigen Hieb den Kopf ab.
Doch schon drang ein weiterer Rotrock auf ihn ein, und Ciaran musste sich erbittert zur Wehr setzen. Bald zeigte sich, dass der kleine Trupp Jakobiten überwältigt und niedergemetzelt werden wurde, wenn sie nicht schleunigst den Rückzug antraten.
Auch Ciaran wandte sich zur Flucht, obwohl er sich selbst dafür verabscheute. Er hatte noch nicht genug Rotröcke getötet; zu viele dieser Bastarde waren noch am Leben. Er hatte sich an ihnen rächen wollen, nun war er gezwungen, vor ihnen zu fliehen. Die Murrays und Mathesons rannten, bis es ihnen gelungen war, die Verfolger abzuschütteln. Zwar hatten sie ihr Ziel erreicht und die Soldaten des Königs daran gehindert, die Armee des Prinzen vor der Grenze abzufangen, dennoch empfand Ciaran eher Scham ALS Genugtuung. Er war vor dem Feind davongelaufen. Die Gruppe gesellte sich wieder zum Haupttrupp der jakobitische Armee, und sie setzten ihren Marsch fort. Bald mussten sie teilen, dass von den enttäuschten Schotten in den Lowlands keinerlei Unterstützung zu erwarten war. Am Weihnachtstag er-
reichten sie Glasgow, wo sie ausgesprochen unfreundlich empfangen wurden. Nach dem mehr als viermonatigen Marsch waren ihre Schuhe durchlöchert, ihre Kleider glichen Lumpen, und es , gab keine Möglichkeit, sie zu ersetzen. Das Vertrauen der Schotten in die
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