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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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Dùghlas Matheson war mit seinen Pächtern aus dem südöstlichen Teil des Tales gekommen. Sie mussten die ganze Nacht lang marschiert sein, um rechtzeitig zu den anderen stoßen zu können. Die Männer versammelten sich auf dem Dorf platz in der Nähe der Zugbrücke und scharten sich um das steinerne Piedestal, das in der Mitte des Platzes stand.
    In den letzten Jahrzehnten war das Dorf beträchtlich gewachsen. In den eng beieinander liegenden Häusern wohnten diejenigen, denen nicht genug Land zugestanden worden war, um ihre Familien zu ernähren, und die deshalb anderen Tätigkeiten nachgingen. Einige dieser Kleinbauern verarbeiteten die Wolle, die die Herden des Lairds lieferten, einige betrieben die im Wald verborgene Brennerei. Donnchadh Matheson verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Dorfschmied und hatte es zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Da er keinen Sohn hatte, war er gezwungen
    gewesen, einen Lehrling einzustellen, doch im Gegensatz zu seinem Vorgänger Tormod Matheson bearbeitete er kein Land. Die Felder, die der letzte Schmied beackert hatte, waren an Keith Rómach Campbell und seine Familie verpachtet worden. Der alte Seumas Glas betrieb am Dorfplatz einen kleinen Kramladen nicht mehr als ein Torfhäuschen mit einer Art Theke in einer Wand, über die er seine Ware verkaufte. Er und seine Söhne reisten häufig nach Inverness, Glasgow oder gar Edinburgh, um Wolle, Leinen und Eisenwaren aus Ciorram gegen Dinge einzutauschen, die im Tal nicht hergestellt werden konnten.
    Während Ciaran den Pfad zum Friedhof entlangschritt und dabei das Gewicht des Sarges seines Vaters auf der Schulter verlagerte, dachte er über die Veränderungen nach, die Dylan Dubh im Laufe seines Lebens im Tal eingeleitet hatte. Sein System behagte denen, die kein Land besaßen, nicht sonderlich, doch der Laird hatte seine Leute langsam und behutsam daran gewöhnt. Das Land ging nach dem Tod des Pächters auch weiterhin auf den erstgeborenen Sohn über, und die jüngeren Kinder mussten sich anderweitig Arbeit suchen.
    Da die Ländereien von Ciorram im Vergleich zu denen der großen Clans Fraser, MacDonald, MacKenzie, Cameron und anderen eher bescheiden zu nennen waren, hatte der Laird auch nur einen Pachtverwalter eingesetzt. Dùghlas, der sich gleichfalls als Sargträger zur Verfügung gestellt hatte, kümmerte sich um die abgelegenen Höfe im Südosten, trieb die Pachtgelder ein, zog den ihm zustehenden Anteil davon ab und schickte die restliche Summe dann an den Laird. Allerdings hatte er nicht in allen Fragen völlig freie Hand, sondern war von Dylan Dubh angewiesen worden, die Höfe nicht zu sehr zu verkleinern. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte waren viele jüngere Söhne, die von der Erbfolge ausgeschlossen waren, ins Dorf gekommen, um Arbeit zu suchen. Wenn sie nicht die nötige Bereitschaft zum Arbeiten an den Tag legten, wurden sie angehalten, nach Glasgow oder Inverness zu gehen. Einige waren aus dem Tal verschwunden, andere waren
    geblieben. Der Laird hatte jedoch nie einen Zweifel daran gelassen, dass er diejenigen, die blieben und sich eine Existenz aufbauten, für die besseren Männer hielt. Für sie hatte er Beschäftigungsmöglichkeiten gefunden oder geschaffen und so für wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt; trotz des starken Anstieges der Bevölkerung nach dem letzten Aufstand hatte deswegen niemand Hunger leiden müssen.
    Die Mathesons von Ciorram, die sich auf dem Dorfplatz eingefunden hatten, um ihrem Laird das letzte Geleit zu geben, trauerten aufrichtig um ihren starken, besonnenen Führer. Ciaran bemerkte, dass einige von ihnen ihm zweifelnde Blicke zuwarfen. Offenbar fragten sie sich, ob er fähig war, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, und je länger Ciaran darüber nachdachte, desto stärkere Zweifel daran keimten in ihm selbst auf.
    Der Clan folgte den Sargträgern aus dem Dorf heraus und dann den Pfad entlang, der zur Kirche hochführte. Dudelsackklänge wehten durch das Tal und riefen noch die letzten Säumigen auf, sich der Prozession anzuschließen. Die alte Kirche Unserer Lieben Frau vom See stand an der schmalen Krümmung, die den Eingang des Tals bildete, direkt gegenüber der Königin-Anne-Garnison.
    Obgleich sich die von einer Mauer umgebene Baracke, die die rotberockten Handlanger Seiner Majestät beherbergte, sich in Sichtweite der Kirche befand, rechnete niemand mit Schwierigkeiten. Zur Zeit war nur eine einzige Dragonerkompanie hier stationiert. Und obwohl die Ausübung des

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