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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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Haar im Nacken zusammengebunden. Sein Gesicht wirkte angespannt, die dunklen Augenbrauen waren konzentriert zusammengezogen. Fasziniert sah sie ihm zu. Seinem Tanz haftete eine seltsame, fremdartige Schönheit an, und die einzelnen Schritte schienen eine Bedeutung zu haben, die sie nur ansatzweise verstand. Doch die Kraft und Anmut des Tänzers schlug sie in ihren Bann. Sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden.
    Doch schließlich verbeugte er sich in den leeren Raum hinein und begann, Arme und Beine auszuschütteln, als sei er eine lange Strecke gelaufen. Dann verschwand er in der großen Halle.
    Leah eilte den Weg zurück, den sie gekommen war. Alle Nischen, an denen sie vorbeischlich, waren leer, die Tür zur Kammer des betenden Mannes jetzt geschlossen. Sie betrat ihre eigene Kammer. Ida saß auf einem Stuhl neben dem Feuer, erhob sich aber sofort und deutete auf das Tablett, das auf dem kleinen Tisch unter einer der Schießscharten stand. »Euer Abendessen, Miss.«
    Leah löste die Schnallen ihres Umhangs, damit Ida ihn ihr abnehmen konnte, dann setzte sie sich an den Tisch. Ida hängte den Umhang in den Schrank und blieb dann hinter ihrer Herrin stehen, während diese ihre Mahlzeit verzehrte. Auf dem Holzteller lag ein Stück Fleisch, Hammel vermutlich, daneben ein flaches, rundes Brot. Dahinter stand ein Hornbecher, an dem sie misstrauisch schnupperte.
    »Ale? Gibt es hier keinen Wein?«
    »Es tut mir Leid, Miss, aber Wein war nicht zu bekommen.«
    Leah runzelte die Stirn. »Das gibt es doch gar nicht. Wein hat doch wirklich jeder im Haus.«
    »Nein, Miss, es gibt hier keinen Wein. Soweit ich weiß, hätte man Euch eher einen Becher illegal gebrannten Whisky angeboten. Ich habe Euch Ale gebracht, weil ich dachte, es wäre Euch immer noch lieber als Wasser.«
    »Naja...« Leah nippte an der undefinierbaren Flüssigkeit Trinkbar, entschied sie, wenn auch mit gutem Wein nicht zu vergleichen. Dann wollte sie zu Messer und Gabel greifen. »Ida, du hast die Gabel vergessen.« Ein hölzerner Löffel sowie ein eisernes Messer mit Holzgriff lagen auf dem Tablett, die Gabel jedoch fehlte.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Miss, aber hier gibt es im Umkreis von vielen Meilen keine einzige Gabel.«
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein! Sie kennen keine Gabeln? Womit essen sie denn? Etwa mit den Fingern?«
    »Aye, Miss, meistens jedenfalls. Für Suppen und Hafergrütze gibt es Löffel.« 
    Leah schloss stöhnend die Augen. Einmal mehr haderte sie mit dem Schicksal, das sie an diesen fürchterlichen Ort verschlagen hatte, und wünschte, sie wäre wieder daheim. Dann seufzte sie ergeben, nahm das Brot, riss es auseinander und legte das Fleisch zwischen die beiden Hälften. Vorsichtig biss sie ein Stück von dem Sandwich ab.
    Es schmeckte strohtrocken, also spülte sie rasch mit Ale nach. Mit etwas Käse hätte ihr das Brot besser geschmeckt, aber vermutlich war an den Käse des Lairds genauso schwer heranzukommen wie an seinen Wein. Doch da sie völlig ausgehungert war, schlang sie die Mahlzeit mit ein paar Bissen hinunter und zwang sich, dabei nicht an die erlesenen Speisen zu denken, die in London auf den Tisch gekommen waren.
    Während sie kaute, wanderten ihre Gedanken von der armseligen Verpflegung zu dem Tanz des Lairds. So ungewöhnlich er auch war, ihr hatte er gut gefallen. Ihr Vater würde außer sich sein,
    wenn er wüsste, dass sie an einem unzivilisierten Highlander Gefallen gefunden hatte! Sie lächelte in sich hinein, als sie erneut in ihr Brot biss.
    Nachdem sie ihr Abendessen verzehrt hatte, ließ sie sich von Ida beim Auskleiden helfen, schlüpfte in ein seidenes Nachthemd und kroch unter die Decken. Vor Kälte erschauernd zog sie das
    schwere Bärenfell über sich und kuschelte sich tief in die Kissen. Auch Ida richtete ihr Bett her, dann blies sie die Kerzen aus.
    Doch Leahs Gedanken kreisten in der Dunkelheit noch lange um den jungen Laird, bis sie endlich einschlief.
    Ciaran stand in der Schlafkammer seines Vaters vor der Waschschüssel und verwünschte insgeheim die vermaledeite Fee, die seine Geduld auf eine harte Probe stellte. Sie kauerte auf ihrem Lieblingsplatz auf der Vorhangstange und bombardierte ihn von dort aus mit spitzen Bemerkungen, als er seinen Gürtel löste und seinen Kilt zu Boden gleiten ließ. Die Kälte im Raum jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken.
    »Du hättest deinen Vater sehen sollen, als er gerade in dieses Jahrhundert gekommen war. Er war schüchtern wie eine

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