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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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schüttelte den Kopf. »Ich habe Kleider für meine Familie daraus genäht.«
    »Hast du Geld?«
    Erneutes Kopfschütteln.
    Ciaran stieß ein undefinierbares Grunzen aus und kratzte sich an der Nase. Nachdem er kurz nachgedacht hatte, entschied er.
    »Dann wirst du alle Eier, die deine Hühner legen, bei Iseabail abliefern, bis die Schuld bezahlt ist. Außerdem stehst du drei Tage im Stock.«
    »Nein!« Laut jammernd stampfte Anna mit den Füßen auf und schlug mit den Fäusten in die Luft.
    »O doch! Widersprich mir nicht! Wenn ich noch ein Wort von dir höre, mache ich vier Tage daraus!«
    Anna presste die Lippen so fest zusammen, dass ihr Mund einem weißen Strich glich, setzte sich wieder auf ihren Platz und funkelte die Schneiderin böse an.
    Ciarans Anspannung ließ merklich nach, als der nächste Fall aufgerufen wurde. Das Atmen fiel ihm wieder leichter. Alasdair MacGregor, der Sohn von Seumas Glas und ein Vetter des legendären Rob Roy, erhob sich. Ihm wurde der widernatürliche Verkehr mit einer Kuh vorgeworfen.
    Von einem solchen Vorfall hatte Ciaran nichts gehört. Fragend blickte er Robin an. Dieser nickte bestätigend.
    »Mit einer Kuh?« Ciaran rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. Wieder nickte Robin.
    Ciaran brauchte einen Moment, um das zu verdauen. Wenn Alasdair schuldig sein sollte, würde er am Galgen enden. Derartige Perversionen wurden streng geahndet. »Wer beschuldigt ihn?« »Aodán.«
    »Och.« Das ergab einfach keinen Sinn. Ciaran rieb sich das Kinn, um Zeit zu gewinnen.
    Robin forderte Alasdair auf, vorzutreten. Der Beschuldigte hielt zwar den Kopf hoch erhoben, doch sein Gesicht und der Hals waren dunkelrot angelaufen. Das sprach gegen ihn, denn wenn er unschuldig war, hatte er keinen Grund, sich zu schämen. Doch Ciaran zwang sich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Er kannte Alasdair gut. Eine solche Tat passte überhaupt nicht zu ihm. Also rief er Aodán zu sich. »Du sagst, du hättest widernatürlichen Geschlechtsverkehr mit angesehen?« Er musste sich räuspern, weil sich ein Kloß in seiner Kehle bildete.
    Aodáns Augen blitzten. »Aye. In der Wand des Kuhstalls der MacGregors ist ein Loch. Als ich vorbeiging, hörte ich einen Mann stöhnen, also blieb ich stehen und schaute hinein.«
    »Weil du dachtest, er hätte eine Frau bei sich? Seine Frau vielleicht? Da wolltest du wohl selber ein bisschen Spaß haben wie?«
    Schallendes Gelächter ertönte, und Aodáns Gesicht rötete sich. Dennoch erwiderte er mit fester Stimme: »Er hatte keine Frau bei sich. Er stand hinter seiner Milchkuh und trieb es mit ihr.«
    Ein verlegenes Kichern lief durch die Menge.
    »Und du bist sicher, dass er nicht einfach nur versucht hat, sie wegzuschieben, weil sie auf seinen Fuß getreten ist? Kannst du wirklich so genau unterscheiden, ob ein Mann vor Lust oder vor Schmerz stöhnt?«
    Die Bemerkung zog eine neuerliche Lachsalve nach sich.
    Aodán hob die Stimme. »Er hat das Vieh gevögelt, ich habe es selber gesehen! Und du solltest der Sache etwas mehr Ernst beimessen, Cia... Sir. Er und sein Vater verkaufen nämlich die Milch dieser Kuh an die Leute im Tal.«
    Ciaran erbleichte, als er daran dachte, dass die Milch, die er gestern zum Abendessen getrunken hatte, vielleicht mit dem Samen eines Mannes besudelt gewesen sein könnte. Er schüttelte die Ekel erregende Vorstellung rasch ab, fuhr sich mit dem Finger über die Lippen und wandte sich an Alasdair. »Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
    Alasdair senkte den Kopf, sagte aber: »Ich habe es nicht getan.«
    Lange herrschte Stille, dann fragte Ciaran: »Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Warum sollte Aodán so etwas behaupten, wenn es nicht wahr ist?«
    Alasdair warf Aodán einen verstohlenen Blick zu, seufzte und gestand: »Ich habe gesagt, dass ich gerne einmal mit seine Frau ... du weißt schon.«
    Ein unterdrücktes Raunen lief durch die Menge. Ciaran runzelte die Stirn. »Du hast gesagt, du wolltest seine Frau...?« Er zwinkerte ungläubig. »Meine Schwester? Hast du den Verstand verloren?« Er begann, mit den Fingern auf der Lehne seines Stuhls herumzutrommeln.
    »Ich habe es ihm natürlich nicht direkt ins Gesicht gesagt Ich wusste nicht, dass er in der Nähe war und mich hören konnte.« Alasdair blickte auf und fügte rasch hinzu: »Außerdem würde ich so etwas wirklich nie tun. Ich würde deiner Schwester nie zu nahe treten, ich schwöre es, Ciaran.«
    Der Laird lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

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