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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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zittern begann, war Leah entschlossen, ihm die Stirn zu bieten. »Mein lieber Ciaran, ich hoffe doch sehr, dass Ihr mich nicht persönlich für die Deportation Eures Priesters verantwortlich macht. Das ist dreißig Jahre her, und ich versichere Euch, dass ich daran keine Schuld trage. Soviel ich weiß, hatten sich meine Eltern damals noch gar nicht kennen gelernt.«
    Er musterte sie eine Weile schweigend, und sie sah, wie das Feuer in seinen Augen erlosch. Dann sagte er mit merklich ruhigerer Stimme: »Ich bin noch nie zur Beichte gegangen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist... zu beichten. Oder das Abendmahl zu empfangen.«
    »Wie könnt Ihr das dann vermissen?«
    Wieder zuckte er die Schultern. »Ich tue es trotzdem. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich vermisse es, und wenn mir die älteren Leute im Tal erzählen, wie sehr ihnen ihr Priester fehlt, kann ich es ihnen nachfühlen.«
    »Und mir gebt Ihr die Schuld daran?«
    »Euch nicht. Aber Eurem König. Und Eurem Vater, der für Seine Majestät die Schmutzarbeit verrichtet.«
    »Ciaran...«
    »Nein.« Er hob eine Hand. »Sagt nichts. Nichts, was Ihr sagen
    oder tun könnt, würde daran etwas ändern.«
    Leah schob das Kinn vor. »Aber vielleicht kann ich Euch zuhören. Wenn Eure Sünden so schwer auf Euch lasten, dann erzahlt mir doch von ihnen.«
    Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schien aber keine Worte zu finden. Offenbar war er nicht sicher, ob sie sich über ihn lustig machte. Sie fuhr fort: »Ein aufrechter Mann wie Ihr hat sicher nicht viel zu beichten. Wahrscheinlich seid Ihr so rein wie frisch gefallener Schnee.« Ein Lächeln spielte um seine Lippen. »Wenn Ihr wüsstet...« Es war das erste Mal, dass sie ihn lächeln sah. Ihr wurde warm ums Herz. Er fuhr fort: »Ich muss gestehen, dass ich für viele Sünden um Vergebung bitten muss.«
    In diesem Moment zog eine Wolke, die sich vor die Sonne geschoben hatte, weiter. Ein Sonnenstrahl fiel durch die Rosette und tauchte sie beide in ein vielfarbiges Licht.
    Ciaran blickte noch immer lächelnd zum Fenster auf und seufzte. »Aye, Er hört mich, auch wenn Seine Priester es nicht tun.«
    Auch Leah blickte zu dem bunten Glas empor und musste ihm beipflichten.
    An diesem Abend schienen die Mathesons beim Essen in Festtagsstimmung zu sein. Leah fragte sich, was in der Luft lag. Bald sah sie, wie die Leute nacheinander aus der Burg strömten. Rasch eil-
    V
    te sie zum Fallgitter und blickte über das Dorf hinweg. Die Dämmerung brach bereits herein, und die Burgbewohner waren offensichtlich zu dem bewaldeten Hügel im Norden des Tales unterwegs. Was auch immer dort stattfinden mochte, Leah gedachte nicht, es zu versäumen. Sie lief zu ihrem Vater ins Büro. »Bitte, darf ich auch hingehen?«
    »Wohin denn?« Ihr Vater sah von dem Buch auf seinem Schoß auf.
    »Zu...« Sie wusste selbst nicht, wohin. »Zu der... Versammlung. Dem Treffen. Der ganze Glan trifft sich. Irgendwo.« »Warum um alles in der Welt...«
    »Sie treffen sich, Vater. Willst du nicht wissen, was dort vor sich
    geht? Wäre es nicht klug von dir, an ihrer Feier teilzunehmen, um sie unauffällig überwachen zu können?«
    Ein höhnisches Lächeln trat auf sein Gesicht. »Ich soll mit diesen Barbaren feiern?«
    Leah unterdrückte ein Stöhnen. »Du solltest dich zumindest bei diesem Treffen sehen lassen. Außerdem ist es bestimmt interessant, den Grund für all die Aufregung zu erfahren.«
    »Dir zuliebe nehme ich schon an jeder Mahlzeit teil..,«
    »Vater!« Er rang sichtlich mit sich, und so fügte sie sanft hinzu: »Bitte.«
    Endlich seufzte er und legte das Buch beiseite. »Na schön. Hol deinen Umhang.«
    Leah hätte vor Freude am liebsten laut aufgelacht.
    Obwohl Ida von dem Ausflug wenig begeistert war, folgte sie ihnen den kurzen Pfad hügelaufwärts, der auf einer großen Lichtung endete. Ein riesiger Holzhaufen war aufgeschichtet worden und wurde soeben in Brand gesteckt. Ein Krug machte die Runde. Trotz der Anwesenheit der Engländer herrschte fröhliche Stimmung.
    Leah ließ sich auf einem Felsbrocken am Rand der Lichtung nieder, während ihr Vater mit seiner Eskorte am Rand stehen blieb. Es war erbärmlich kalt, und sie hüllte sich fester in ihren Umhang. Hätte sie sich doch nur eine Decke mitgebracht! Überall standen Clansleute herum und unterhielten sich. Einige Altere saßen auf Stühlen, andere auf den Felsen oder auf morschen Holzklötzen. Dudelsackspieler stimmten eine wehmütige Melodie an. Zu Leahs

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