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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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um sein Gesicht und hielt seinen Kopf fest. »Nein! Sieh nicht hin!«
    Ciaran versuchte, sich loszumachen. »Was ist denn...?«
    Doch sie gab ihn nicht frei. »Ich sagte, du sollst nicht hinsehen. Dreh dich nicht um, was auch immer passieren mag!«
    »Was ist denn los?«
    »Der Hund! Der weiße Hund ist da! Er läuft entgegen dem Uhrzeigersinn im Kreis herum - und jetzt setzt er sich vor das Torhaus.« Ihre Hände zitterten. Nacktes Entsetzen malte sich in ihrem Gesicht ab. »Ein furchtbares Omen! Sieh nicht hin, dann bleibst du vielleicht vom Unglück verschont!«
    Ciaran empfand trotz ihrer Warnungen den überwältigenden Drang, sich umzudrehen. Es kostete ihn all seine Willenskraft,
    sich zu beherrschen. Er hatte den weißen Hund noch nie zu Gesicht bekommen. Aber er bezwang sich, denn er wusste, welche Unheil der Anblick des gespenstischen Tieres mit sich brachte Also blieb er still stehen, wartete ab und sah dabei Sinann an. Tränen glitzerten in ihren Augen. »Bist du sicher, dass das Unglück an mir vorübergeht?«, flüsterte er.
    Sie schüttelte den Kopf, während sie fortfuhr, lautlos einen schützenden Zauberspruch zu murmeln.
    Endlich gab sie sein Gesicht frei. »Er ist weg. Der Geist hat sich aufgelöst. Jetzt gibt es nichts mehr zu sehen.«
    Ciaran wirbelte herum. Der Platz vor dem Torhaus war leer. Rasch bekreuzigte er sich und sprach ein Ave Maria zum Schutz gegen das Böse.
    Dann setzte er mit einem unbehaglichen Gefühl in der Magengegend seinen Weg fort. Einige Stunden später erreichte er den vereinbarten Treffpunkt, wo ihn seine Männer erwarteten, und marschierte mit ihnen von dort aus weiter nach Glenfinann.
    Am Abend des 18. August, kurz vor Sonnenuntergang, trafen die Mathesons am oberen Ende des Loch Shiel ein, wo das kleine Dorf Glenfinann lag und wo sich bereits eine Anzahl Clansleute zusammengefunden hatte. Die Männer scharten sich um Lagerfeuer, während sich die Neuankömmlinge einen Weg zwischen ihnen hindurchbahnten, um in der Nähe des Wassers zu lagern. Dabei fing Ciaran Bruchstücke der Unterhaltungen auf. Alle schienen sich um den Prinzen zu drehen. Ein paar Soldatenfrauen und einige zerlumpte Huren bereiteten Essen zu. Kinder spielten kreischend im Schilf. Irgendwo erklang eine Fiedel, aber alles in allem schien die Stimmung eher gedrückt.
    Ciaran befahl seinen Leuten, an der Mündung eines kleinen Baches zu lagern, wo reichlich Platz war, um Lagerfeuer zu entfachen. Es hatten sich nur wenige Clans bereit gefunden, Charles zu unterstützen und der kleine Trupp Mathesons trug nicht entscheidend dazu bei, ihre Zahl zu erhöhen. Ciaran beobachtete die zwischen Schilf und Ginsterbüschen lagernden Jakobiten und fragte sich, ob diese jämmerlich kleine Armee überhaupt so lange durchhalten würde, wie sein Vater es vorhergesagt hatte. Voll böser Vorahnungen wickelte er sich in sein Plaid und legte sich neben dem Feuer zum Schlafen nieder.
    Am nächsten Morgen herrschte Unruhe im Lager. Alle warteten auf die Ankunft des jungen Stuart. Ciaran unterhielt sich mit ein paar Männern, die allesamt Vermutungen darüber anstellten, ob Charles wohl zum vereinbarten Zeitpunkt eintreffen würde oder ob die Engländer ihn bereits gefangen genommen hatten.
    Doch all diese Bedenken verflogen, als weit draußen auf dem See ein Boot gesichtet wurde. Die Jakobiten stürmten zum Seeufer, um besser sehen zu können. Ciaran stieg auf eine kleine Anhöhe in der Nähe einiger Bäume. Eine hoch gewachsene Gestalt mit einer Perücke auf dem Kopf stand in dem Boot, umgeben von weiteren gut gekleideten Männern. Das Boot kam rasch näher, und der junge Mann sprang in das seichte Wasser, um ans Ufer zu waten. Er trug hohe schwarze Stulpenstiefel, von denen das Wasser abperlte, als er das feste Land erreichte.
    Während seine Begleiter gleichfalls aus dem Boot stiegen, verließ Ciaran seinen Beobachtungsposten und bahnte sich einen Weg durch die Menge, um als Laird seines Clans den Prinzen zu begrüßen, der die jakobitische Armee anfuhren würde. Dabei warf er Calum einen verstohlenen Blick zu. Sein Bruder funkelte ihn neiderfüllt an.
    Ein Raunen lief durch die am Ufer versammelten Männer, als sie Charles sahen. Die Ausstrahlung des jungen Prinzen schlug sie alle in ihren Bann. Ciaran musterte ihn beinahe ehrfürchtig. Als er an der Reihe war, verneigte er sich vor Charles und stellte sich vor. Die wachen braunen Augen, in denen eine nahezu greifbare Energie brannte, bohrten sich in die seinen, dann

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