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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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schenkte der Prinz ihm ein warmes Lächeln und wiederholte seinen Namen, als wolle er ihn sich genau einprägen.
    »Ciaran Robert Matheson von Ciorram. Ich danke Euch für
    Euer Kommen. Eure Loyalität meinem Vater gegenüber wird reich belohnt werden.« Er sprach Englisch mit leichtem italienischem Akzent, was nicht weiter verwunderlich war, denn er hatte fast sein ganzes Leben im Exil in Rom verbracht. Ciaran registrierte angenehm überrascht, dass Charles im Gegensatz zu König Georg und seinem Vater wenigstens eine der Sprachen, die in Britannien gesprochen wurden, fließend beherrschte. Es war allgemein bekannt, dass Georg I. sein Leben lang kein englisches Wort gesprochen und die Idee, die Sprache zu erlernen, stets empört von sich gewiesen hatte. Der Georg, der momentan auf dem Thron saß, sprach zwar ein paar Brocken Englisch, zog jedoch das Deutsche bei weitem vor und machte kein Hehl daraus, dass er ebenso wie sein Vater Hannover als seine wahre Heimat betrachtete.
    Obgleich der Prinz sicherlich enttäuscht war, nur so wenige Männer vorzufinden, begrüßte er alle freundlich und bedachte sie mit seinem einnehmenden Lächeln. Bonnie Prince Charlie hatte Pa ihn immer genannt, und Ciaran musste ihm in diesem Punkt Recht geben. Der Prinz hatte angenehme Züge, war hoch gewachsen, gut gebaut und strahlte königliche Würde aus. Ein solcher Anführer gewann leicht die Herzen seiner Männer.
    Charles und sein Gefolge zogen vorbei, und Ciaran sah ihnen nachdenklich nach. Doch einer der älteren Männer, der einen teuren Mantel, eine kunstvoll frisierte Perücke und enge Hosen trug, blieb stehen, als er Ciaran erblickte. Seine Brauen zogen sich zusammen. Doch gerade als Ciaran ihn fragen wollte, ob er etwas für ihn tun könne, mischte sich ein noch älterer Mann ein.
    »George!« Der Ältere ging leicht gebückt, seine Haut schimmerte grau, und er wirkte entschieden zu zerbrechlich für das anstrengende Unternehmen, das vor ihm lag. »Komm, kleiner Bruder!«
    George wandte den Blick ab und setzte seinen Weg fort. Ciaran starrte ihm hinterher, während er sich fragte, was er von diesem Zwischenfall halten sollte.
    Die Highlander sprühten vor Erregung, jubelten dem Prinzen begeistert zu und plauderten dann angeregt miteinander. Gemeinsam folgten sie Charles und seinem Gefolge zum oberen Ende des Sees, wo gerade eine Abordnung der MacDonalds aus ihren Booten stieg, um sich dem Trupp gleichfalls anzuschließen und augenblicklich mit Fragen bestürmt wurde. Ciaran hielt sich nahe genug beim Prinzen auf, um zu erfahren, dass sie hier lagern und abwarten würden, ob noch mehr Männer zu ihnen stießen, ehe zum Aufbruch geblasen wurde.
    Die Jakobiten kehrten zu ihren Lagerfeuern zurück, verzehrten ihren Proviant und warteten ab. Der Nachmittag verstrich. Die Hügel, die den Loch Shiel säumten, warfen lange schwarze Schatten über die Wasseroberfläche. Ciaran fragte sich allmählich, ob dieser Aufstand je beginnen würde.
    Doch dann vernahm er in der Ferne leise, fast unhörbare Dudelsackklänge. Zuerst dachte er, er sei ein Opfer seiner überreizten Nerven geworden, aber gleich darauf hörte er es wieder, ein leises Pfeifkonzert, das aus südlicher Richtung kam. Jemand näherte sich ihnen.
    Alle Männer am See waren jetzt aufgesprungen um zu sehen, was da vor sich ging. Die Dudelsackklänge wurden immer lauter, und schon bald war auch die Melodie deutlich auszumachen.
    »Seht doch nur!«, rief einer der MacDonalds.
    Eine Kolonne Highlander kam über die Hügel hinweg ins Tal hinuntermarschiert. Es mussten Hunderte sein. Ihr Banner verriet, dass es sich um Lochiels Camerons handelte, die ein paar gefangene Rotröcke vor sich hertrieben.
    Die Erregung der am See versammelten Männer wuchs, je näher die Camerons kamen. Auch Ciarans Herz schlug bei diesem Anblick schneller. Unwillkürlich musste er lächeln.
    Kurz darauf wurde auf einem Hügel am oberen Ende des Sees das Banner von König James VIII. entrollt, und Prinz Charles verlas eine Proklamation, in der er im Namen seines Vaters den Thron von England und Schottland für sich beanspruchte. Ciaran
    und ein paar andere übersetzten für diejenigen, die des Englischen nicht mächtig waren, die Worte leise ins Gälische. Die rot weiß-blaue Flagge flatterte im Sommerwind, und die Männer am Fuß des Hügels brachen in Jubelgeschrei aus und warfen ihre weichen Wollkappen hoch in die Luft.
    Ciaran kam zu der Überzeugung, sein Vater müsse sich geirrt haben. Wer würde

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