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Lee, Julianne

Lee, Julianne

Titel: Lee, Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schwert der Zeit 04 - Die Erfüllung
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Wesentlichen ablenkten und ihn daher verwundbar machten. Ob nun Dylan Dubh wirklich sein Vater war oder nicht - Ciaran glaubte fest
    an seine Lehren und wandte jetzt dieselbe Methode an, um wieder zur Ruhe zu kommen.
    Er sog die klare Nachduft in tiefen Zügen ein und konzentrierte sich auf die Flammen vor ihm. Allmählich spürte er, wie sich sein Körper entspannte und die verkrampften Muskeln sich zu lockern begannen. Sein Atem ging ruhiger und regelmäßiger, und er fing an, den leichten Wind, der über seine Haut strich, zu genießen.
    Sein Blick fiel auf einen kleinen schwarzen Gegenstand neben dem Feuer. Geistesabwesend hob er ihn auf. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, was er da in der Hand hielt. Einen menschlichen Zahn, an der Krone halb verfault, aber mit drei intakten Wurzeln. Dieser Zahn war bestimmt nicht vom Dorfschmied gezogen worden, denn Donnchadh brach stets die Wurzeln ab - und oft genug dem Patienten auch den Kiefer. Der Zahn war das letzte Überbleibsel eines längst verrotteten Leichnams. Ciaran drehte ihn zwischen den Fingern, dann warf er ihn ins Feuer und widmete sich wieder seinen Meditationsübungen. Erneut spürte er, wie er sich entspannte. Seine Sinne schärften sich, und er nahm die Welt um sich herum, das Mondlicht auf seiner Haut und die Nachtluft bewusster wahr als je zuvor.
    Plötzlich ertönte ganz in seiner Nähe eine nahezu unhörbare, kaum verständliche Stimme. Ciaran schlug die Augen auf, um nach dem Sprecher Ausschau zu halten, aber er konnte niemanden entdecken. Mit einem unwilligen Grunzlaut schloss er die Augen wieder. Doch die Stimme erklang von neuem, diesmal lauter, und sie nannte ihn beim Namen.
    Ein kalter Schauer lief Ciaran über den Rücken. Irgendjemand war in der Nähe. Wieder blickte er sich um, lauschte angestrengt ins Dunkel. Nichts. Dann sprach das Feuer zu ihm. »Ciaran.« Voller Entsetzen wich Ciaran ein Stück zurück. Heiliger Strohsack! Mit weit aufgerissenen Augen wartete er ab, was noch kommen würde, aber alles blieb still. Langsam begann er sich wieder
    zu entspannen, dabei schalt er sich einen Narren, weil seine Fantasie mit ihm durchgegangen war.
    Doch gerade als er erleichtert aufatmete hörte er die Stimme wieder. »Du minderbemittelter Highlandbastard!«
    Bis ins Mark erschüttert, beugte sich Ciaran über die sprechenden Flammen. Am liebsten wäre er aufgesprungen und davongerannt, aber er war in seinem ganzen Leben noch nie vor einer Gefahr geflüchtet und brachte das auch jetzt nicht über sich. Er starrte in das Feuer und wartete auf die nächsten Worte, obwohl er sich vor ihnen fürchtete.
    Wieder erklang die brüchige, kaum verständliche Stimme. »Ich wusste ja schon immer, dass mein Sohn ein Schwachkopf ist.«
    Ciaran schüttelte den Kopf. Das war nicht Pa. »Nein. Du bist nicht mein Vater.«
    »Ich bin nicht Dylan Dubh, das ist richtig. Aber nichtsdestotrotz dein Vater.«
    Ciaran begann zu zittern. Die Nachduft war nicht länger erfrischend kühl, sondern schien ihm mit einem Mal die Lebenswärme aus dem Körper zu saugen. Er grub die Finger in die Erde neben seinen Knien. Seine Kehle war wie zugeschnürt, als er krächzte: »Connor Ramsay?«
    Vom Feuer her hörte er ein schwaches, humorloses Lachen. »Also besitzt du zumindest ein Minimum an Verstand.«
    »Nein!«
    »Aye. Dylan Matheson hat mich getötet, um sich ungestört mit deiner Mutter vergnügen zu können, aber da kam er zu spät. Du warst damals schon auf der Welt, Ciaran Ramsay. Aye, du bist in Wirklichkeit Ciaran Ramsay.« Die Stimme brach in ein hysterisches Gekicher aus. »Das lässt sich nicht leugnen. Du bist nicht sein Sohn, und tief in deinem Herzen weißt du das auch. Ich sehe es dir an. Es fällt dir schwer, mit diesem Wissen zu leben, aber du kannst die Tatsachen nicht verleugnen. Du bist mein Sohn, nicht der dieses dreckigen Ehebrechers, der mich umgebracht hat.«
    »Aber Robin sagte doch ...«
    »Er hat gelogen! Er hat gelogen, um seine Stellung im Clan nicht zu verlieren und um sicherzugehen, dass die Wahrheit über seinen ach so teuren Freund nicht ans Licht kommt! Aus reinem Selbstschutz!«
    Das war zu viel. Mehr, als Ciaran ertragen konnte. Er stieß einen unartikulierten, tierischen Grunzlaut aus und begann Erde auf das Feuer zu schaufeln, um es auszulöschen. Doch noch immer versicherte ihm die gespenstische Stimme unaufhörlich, dass er jetzt wenigstens endlich die Wahrheit erfahren habe. Ciaran warf weiter Erde über die Flammen, um sie zu

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