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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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nach ihrer anderen Hand zu greifen, kam er ihrem Gesicht so nahe, dass er seine Wange gegen ihre hätte legen können. Priscilla, ich liebe dich … Er kämpfte gegen den Impuls an und brachte die Selbstbeherrschung auf, um mit sanfter Stimme auf sie einzusprechen. »Es tut mir leid, Priscilla. Es hätte nie dazu kommen dürfen. Sie wurden zum Äußersten getrieben. Vergeben Sie mir, weil ich Sie nicht beschützt habe.«
    »Sie sagten …«
    »Ich sagte, an Bord der Passage würden keine Mörder geduldet, ich weiß! Aber Selbstverteidigung, Notwehr, ist etwas anderes als Mord. Wenn man einem Freund das Leben rettet und dabei jemanden umbringt, ist das kein Mord!« Er holte tief Luft, um seinem Schmerz den schärfsten Stachel zu nehmen. »Bitte, Priscilla! Um der Freundschaft willen, die zwischen uns besteht, erlauben Sie mir, Sie auf die Passage zurückzubringen. Sie brauchen Fürsorge, Heilung, einen Hort der Geborgenheit, an dem Sie ruhig schlafen können. Wenn es Ihnen wieder besser geht, bringe ich Sie an jeden Ort, zu dem Sie wollen. Lassen Sie es zu, dass ich Ihnen helfe.«
    In seinem Gesicht und in seinen Augen lag ein Ausdruck der Verwirrung. Sie schwieg.
    Er hob eine Hand, berührte den Reif aus Platin in ihrem rechten Ohr und streichelte dann die Locken, die die Ohrmuschel umrahmten. »Bitte, Priscilla.«
    »Der Prozess …«
    »Hat bereits stattgefunden. Gordy sagte als Zeuge aus. Die Hafenmeisterin bekleidete das Richteramt. Sie sind vom Vorwurf des Mordes freigesprochen. Niemand wird kommen und Sie irgendwo hinbringen. Nur Shan ist hier, um Sie nach Hause zu holen.«
    »Nach Hause.« Ihre Hände umklammerten kurz die seinen, dann löste sie den Griff. Sie sah ihn an, doch der Ausdruck, der auf ihrem schmutzigen Gesicht lag, blieb unergründlich. »Bitte, Shan, bringen Sie mich nach Hause.«
    »Ja, Priscilla.«
    Beim Aufstehen taumelte sie und musste sich Halt suchend auf seinen Arm stützen. »Können Sie überhaupt laufen, meine Freundin? Oder soll ich die Hafenmeisterin um einen Tragstuhl bitten?«
    »Es wird schon gehen.« Sie straffte die Schulter und zeigte eine entschlossene Miene.
    »Also gut.« Er legte den Arm um ihre Taille und bugsierte sie zur Tür. »Mr. dea’Gauss«, prophezeite er mit aufgesetzter Fröhlichkeit, »wird entsetzt sein.«
    Falls Mr. dea’Gauss entsetzt war, so verbarg er seine Gefühle gut. Die Verbeugung, die er machte, fiel ungemein tief aus. »Lady Mendoza.«
    Sie neigte nur leicht den Kopf, denn zu mehr war sie wegen des Schwindelgefühls und Shans Arm, der um ihre Taille lag, nicht fähig. »Mr. dea’Gauss. Ich bin hoch erfreut, Sie zu sehen.«
    »Sehr freundlich.« Er blickte Shan an. »Der Arzt hat Meister Arbuthnot ein Medikament verabreicht, welches die unangenehmsten Symptome des Wahrheitsserums dämpft oder ihm zumindest einen ruhigen Schlaf verschafft, bis die Nebenwirkungen nachlassen. Außerdem stellte er uns die chemischen Formeln beider Drogen zur Verfügung.«
    »Wunderbar«, entgegnete Shan gelassen; er gab durch nichts zu erkennen, wie erschrocken er war, Gordy leichenblass und reglos auf der Bank liegen zu sehen.
    »Ich verstehe nicht …« Priscilla wollte sich zu dem Jungen begeben. Doch der Griff um ihre Taille festigte sich, und sie blickte hoch in Shans silbergraue Augen. »Es geht ihm gut! Sie werden ihn auf die Passage zurückschicken.«
    »Aber er weigerte sich, ohne Sie zu gehen«, fiel eine fremde Stimme ein. »Und später wurde es erforderlich, ihm ein Wahrheitsserum zu spritzen, damit er seine Zeugenaussage machen durfte.«
    Priscilla blinzelte, um ihren Blick zu klären. Die groß gewachsene, gut aussehende Frau in glitzerndem Abendkleid lächelte förmlich und verneigte sich. »Ms. Mendoza, ich bin Elyana Rominkoff, Hafenmeisterin im Dienste des Regenten. Bitte, nehmen Sie meine Entschuldigung an. Was Ihnen widerfahren ist, hätte sich in diesem Bezirk der Stadt, für den ich verantwortlich bin, niemals zutragen dürfen. Wenn Sie sich ausgeruht haben, nehmen Sie bitte mit mir Kontakt auf, damit wir über eine angemessene Entschädigung reden können.«
    »Ja, sicher«, murmelte Priscilla, die kaum imstande war, sich auf die Worte der Frau zu konzentrieren. Sie versank allmählich in einem indigoblauen Nebel, und das Einzige, was sie noch wahrnahm, waren Shans Arm um ihre Taille und die Wärme seines starken Körpers, auf den sie sich stützte. Abrupt befreite sie sich aus den indigofarbenen Schleiern, dehnte ihre Sinne aus und zapfte den

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