Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2
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»Gehen Sie!«, schnauzte Shan in einer Aufwallung von Jähzorn. Die Frau prallte zurück – und flüchtete.
Die Wut loderte in ihm wie eine blaue, heiße Flamme – der Zorn der Korvals. Es kostete ihn Mühe, das Feuer wieder einzudämmen und abzukapseln. Nachdem er sich beruhigt hatte, trat er vor die Pritsche. »Priscilla.«
Sie zuckte zusammen, und er hielt den Atem an; dann kniete er vor ihr nieder und stützte die Hände auf die Matratze. »Priscilla, ich bin’s, Shan.«
»Shan«, flüsterte sie gequält. »Shan, es ging alles so schnell. Ich musste handeln, obwohl ich mir nicht sicher war!«
Ihr Schmerz überflutete ihn; er konnte sich kaum dagegen abschirmen. Im nächsten Moment riss er den Schutzwall nieder und flocht ein Band aus Trost und Liebe …
Eine Woge aus Angst, Begehren, Sehnsucht, Kummer, Scham und Liebe schlug ihm entgegen – ein reißender Strudel aus Emotionen, geradezu peinigend in seiner Intensität. Er schnappte nach Luft, und seine Finger krallten sich in die Matratze, während er versuchte, sich wieder hinter seine Schutzwand zurückzuziehen.
Die Mauer wurde so heftig hochgezogen, dass Priscilla leise stöhnte; doch sie hielt immer noch den Kopf gesenkt.
»Meine liebe Freundin …« Langsam lockerte er seinen Griff um die Matratze. »Priscilla, sehen Sie mich an.«
Stumm hockte sie da, ohne sich zu rühren; sie bibberte wie im Schüttelfrost.
»Priscilla?«
»Shan … Sie werden … mich umbringen. Ich … Können Sie bei mir bleiben? Bitte … bis sie kommen und mich holen …« Ihr Atem ging keuchend. »Ständig … laufen Sie weg …«
Er zwang sich dazu, logisch zu denken. »War ich denn schon einmal hier, Priscilla?«
»Ich glaube … ja. Ich sprach mit Ihnen, versuchte Ihnen zu sagen … Ich versuchte, Athetilu zu erreichen, aber Sie hatten sich gegen mich gesperrt. Ich wollte … Sie festhalten, doch Sie gingen weg. Ich dachte, ich hätte Sie verärgert …« Sie bewegte sich ein wenig, schlang ihre Arme enger um ihre Taille. »Cama se mathra te ezo mi …«
Sintianisch. Sie entglitt ihm; und in seinem erschöpften Zustand wagte er es nicht, die Schutzwand wieder fallen zu lassen. Vor Anspannung zitternd streckte er eine Hand aus und strich über ihre zotteligen Locken.
»Priscilla, bitte, Sehen Sie mich an.«
Sie gab durch nichts zu erkennen, dass sie seine Worte gehört hatte. Dann richtete sie sich langsam, beinahe schwerfällig aus der gekrümmten Haltung auf und setzte sich gerade hin; die Arme hielt sie vor der Brust verschränkt, die Augen lagen tief in ihren Höhlen.
Er lächelte, nahm die Hand von ihrem wirren Lockenschopf und legte sie auf ihr Knie.
»Danke. Und nun, da ich offenbar dazu neige, immer wieder zu verschwinden, geben Sie mir Ihre Hand, bitte, Priscilla.«
Es dauerte eine Weile, bis ihr Körper gehorchte, aber dann hielt sie ihm ihre zitternde Hand hin.
»Gut so.« Er zog den Meisterring von seinem Finger und schob ihn auf ihren Daumen, wo er locker zu liegen kam. »Jedes Mal, wenn Sie denken, ich sei wieder fort, schauen Sie meinen Ring an. Nur um ihn wiederzuerhalten, würde ich immer wieder zurückkommen, nicht wahr?«
Sie dachte darüber nach. »Ja.«
Er seufzte und hielt ihre Hand sanft in der seinen. »Was bin ich doch für ein ungehobelter Klotz! Es ist ein Wunder, dass Sie mir überhaupt Ihre Freundschaft gewähren, Priscilla. Was ist denn mit Ihrem Arm passiert?«
»Ich habe mich verbrannt.«
»Als Sie Feuerkugeln schleuderten?«
Sie zuckte zusammen. Er drückte leicht ihre Hand, und sie entspannte sich; mit der Zunge befeuchtete sie ihre Lippen. »Ja. Ich bin es nicht gewohnt, mit Feuerkugeln um mich zu werfen.«
»Das dachte ich mir. Fühlen Sie sich kräftig genug, um zu laufen?«
»Ja.«
»Gut.« Er stand auf. »Lassen Sie uns gehen.«
Sie starrte zu ihm hoch; ihre Hand, die in seiner ruhte, bewegte sich. »Wohin?«
»Zurück auf die Passage. Sie sind verletzt und am Ende Ihrer Kräfte. Ich bin erschöpft, Mr. dea’Gauss ist es ebenfalls, und sogar Gordy ist fix und fertig.« Er grinste. »Selbst die Hafenmeisterin kann nicht mehr, aber sie wird nicht mit uns kommen.«
Sie wollte ihm ihre Hand entziehen, aber er ließ es nicht zu.
»Ich kann nicht.«
Er runzelte die Stirn. »Sie können nicht?«
»Shan …« Tränen quollen aus ihren Augen, perlten über die Wangen und hinterließen auf der Haut schmutzige Streifen. »Shan, ich habe Dagmar getötet.«
»Ja, ich weiß.« Als er sich hinunterbeugte, um
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