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Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
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wandte er sich zu Priscilla um. »Der Rotwein schmeckt am besten«, verkündete er in ernsthaftem Ton, »aber ich denke, der Weiße ist auch nicht schlecht. Dann gibt es noch Brandy – aber über die Qualität kann ich mich nicht äußern …«
    »Wieso maßt du dir überhaupt ein Urteil an?«, erkundigte sich der Captain. »Probierst du etwa meine Spirituosen, wenn ich mal nicht aufpasse, Gordy? Und wer sagt dir, dass der Rotwein am besten schmeckt? Etwa dein trainierter Gaumen?«
    »Sie trinken den Roten, Cap’n.«
    »Du bist ein vorlauter Bengel! Außerdem bietet man keiner Person, die zu einem Vorstellungsgespräch antritt, Brandy an. Du solltest dich um etwas mehr gesellschaftlichen Schliff bemühen.«
    »Jawohl, Sir!«, krähte Gordy, dem dieser Rüffel nichts auszumachen schien. »Was darf ich Ihnen anbieten, Ms. Mendoza? Rotwein, Weißwein, Kanarienwein, grünen Wein, blauen Wein -ich meine Misravot – oder vielleicht Tee oder Kaffee …«
    Abermals hätte sie am liebsten losgeprustet. Jetzt werde ich schon hysterisch, dachte sie und riss sich zusammen.
    »Ich hätte gern ein Glas Weißwein«, antwortete sie; Gordy nickte und machte sich an der Bar zu schaffen.
    »Kommen Sie, setzen Sie sich«, lud der Captain sie ein und deutete mit seiner großen braunen Hand auf die Stühle und den Schreibtisch. Das Licht brach sich funkelnd in dem Stein des einzigen Rings, den er trug – dem riesigen, geschliffenen Amethyst eines Meisterhändlers.
    Priscilla folgte dem Captain an den Schreibtisch und ließ sich dankbar auf einem Stuhl nieder. Meisterhändler? Dieser hässliche, viel zu groß geratene Liaden sollte ein Meisterhändler sein? Und dazu noch der Captain eines Handelsschiffs? Mit einem zerstreuten Lächeln nahm Priscilla das Glas Wein an, das der Kabinensteward ihr kredenzte.
    Auf der Daxflan teilten sich Sav Rid Olanek – ein einfacher Händler – und Captain yo’Vaade die Leitung des Schiffs und der Crew. Eine übliche Vorgehensweise, die Priscilla von anderen Schiffen her kannte, und so ziemlich die einzige Routine, die dieser vermaledeite Kahn mit anderen Schiffen gemeinsam hatte. Immerhin war der Posten eines Captains eine Vollzeitbeschäftigung; und ein Händler hatte womöglich noch mehr zu tun. Aber der Mann, der nun vor ihr saß, übte anscheinend beide Tätigkeiten aus. Doch das war noch nicht alles. In der gesamten Galaxis gab es höchstens ein Doppel-Dexon – also zweimal ein Dutzend mal ein Dutzend – Personen, die den Rang eines Meisterhändlers bekleideten.
    »Gordy.« Seine klare, recht angenehme Stimme klang ein wenig gereizt. Priscilla riss sich aus ihren Überlegungen und kehrte in die Gegenwart zurück.
    »Cap’n?« Der Junge, der dabei war, dem Captain ein Glas zu reichen, erstarrte.
    Shan yos’Galan seufzte und legte einen Zeigefinger auf den mit Schmiere verschmutzten Ärmel von Gordys Hemd. Der Knabe wurde rot und biss sich verlegen auf die Lippe.
    »Auf deinem Kinn befindet sich ein ähnlicher Fleck. Ist uns das Wasser ausgegangen? Oder die Seife? Gibt es vielleicht einen atavistischen oder religiösen Grund, der dich veranlasst, mit Schmiere im Gesicht herumzulaufen? Oder hast du dich nach reiflichem Nachdenken dazu entschlossen, eine Art Gesichtsbemalung anzulegen, in der Hoffnung, Ms. Mendoza zu beeindrucken? Hast du etwa gehofft, sie würde durch deinen künstlerischen Gebrauch von Schmutz so überwältigt sein, dass sie gar nicht mehr auf den Gedanken käme, dich für dein Zuspätkommen zu tadeln?«
    »Wie kommen Sie darauf …« Gordy unterbrach sich und blickte dem Captain in die Augen. »Ich bin kein Liaden, Cap’n.«
    »Dieser Umstand war mir bereits aufgefallen. Offenbar glaubst du, deine Abstammung hätte etwas mit dem aktuellen Problem zu tun.« Der Captain nahm sein Glas und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
    »Jawohl, Sir.«
    »Jetzt bin ich aber neugierig. Darf ich um eine Erklärung bitten?«
    »Jawohl, Sir.« Gordy holte tief Luft und straffte seine rundlichen Schultern. »Die Liaden betrachten das Gesicht als den … Sitz des Charakters. Deshalb benutzen die Liaden, im Gegensatz zu vielen Terranern, keine Kosmetika, um das Gesicht zu schminken und ihre Züge eventuell zu verschönern.« Der Junge legte eine Pause ein; der Captain hob sein Glas und bedeutete ihm, er möge fortfahren.
    Gordy nickte. »Außerdem hat das Gesicht für die Liaden eine … erotische Bedeutung. Liaden dürfen sich in bestimmten sozialen Situationen untereinander berühren, in

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