Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2

Titel: Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 1 - Eine Frage der Ehre V2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Sharon & Miller Lee
Vom Netzwerk:
denen die Etikette der Terraner einen Körperkontakt strikt verbietet. Aber nur, wenn zwischen Liaden eine sehr enge, um nicht zu sagen intime Bindung herrscht, wie zum Beispiel unter Familienmitgliedern, streichen sie sich gegenseitig mit der Hand über das Gesicht oder schmiegen ihre Gesichter aneinander.« Er holte abermals tief Atem. »Daraus folgt natürlich, dass Liaden sehr viel Wert auf ein sauberes Gesicht legen. Terraner, deren Kultur dieses strenge Tabu, das Gesicht rein zu halten, nicht kennen, sind in dieser Hinsicht wesentlich lascher.«
    Der Junge schwieg, und Shan yos’Galan führte sein Glas an die Lippen, um es gleich wieder zu senken. »Der Ausdruck ›Tabu‹ ist vielleicht ein bisschen zu krass«, meinte er. »Ich denke, der Begriff ›Tradition‹ wäre angebrachter. Die Liaden lieben Traditionen, und du neigst zum Verallgemeinern, Gordy.« Wieder hob der Captain sein Glas an, und Priscilla sah, dass er dieses Mal einen Schluck trank.
    »Deine Informationen sind im Wesentlichen korrekt«, fuhr er fort. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob deine Schlussfolgerungen richtig sind. So etwas passiert leicht, wenn man in Schablonen denkt, anstatt jeden einzelnen Fall für sich zu betrachten. Ich für meinen Teil habe festgestellt – und zwar durch unvoreingenommenes Beobachten, um nicht zu sagen durch persönliche Erfahrung –, dass es ein angenehmeres Gefühl ist, sauber zu sein, anstatt dreckig herumzulaufen. Und ich selbst betrachte lieber ein sauberes Gesicht als ein schmutziges. Natürlich kann ich nur für mich sprechen, andere Leute mögen meine Ansichten vielleicht nicht teilen. Doch als Captain dieses Schiffsmaße ich mir das Recht an, ein paar harmlose exzentrische Vorlieben zu kultivieren. Und nun wiederhole ich es zum vierten Mal: Gordon, ich würde es sehr begrüßen, wenn du dich anstrengst, dein Äußeres so schmutzfrei wie möglich zu halten.« Abermals hob er das Glas. »Wenn ich dich das nächste Mal in schmuddeligem Zustand erwische, muss ich dich mit einer Kürzung deiner Heuer bestrafen. Welche Summe hältst du für angemessen?«
    Der Junge blickte zu Boden. Er rieb an dem schmutzigen Ärmel herum, dann schaute er wieder hoch. »Zehnbit?«
    »Akzeptiert.« Der Captain schmunzelte. »Mir scheint, du hast das Zeug zu einem Spieler. Oder einem Händler. In ungefähr einer halben Stunde möchten wir unseren Lunch einnehmen.«
    Gordy blinzelte verdutzt. »Lunch?«
    »Ja, Lunch. Habe ich das verkehrte Wort gewählt? Käse, Obst, Brötchen – etwas in der Art. Sprich mit BillyJo; ich vertraue fest darauf, dass sie dieser Aufgabe gewachsen ist. Und nun zisch ab.«
    »Jawohl, Sir.« Er flitzte los, und hinter ihm schloss sich die Tür mit einem klagenden Seufzen.
    Shan yos’Galan schüttelte den Kopf. »Es ist mein Schicksal, kleine Jungen großzuziehen.« Er nippte an seinem Glas. »Darf ich Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen, Ms. Mendoza? Oder haben Sie zwischenzeitlich Ihre Meinung geändert und sind an einer Stelle auf diesem Schiff nicht mehr interessiert?«
    Priscilla trank einen Schluck von ihrem Wein und erwiderte selbstbewusst den Blick des Liaden. »Von mir aus kann das Vorstellungsgespräch beginnen, Captain.«
    »Mir scheint, Sie sind eine mutige Frau.« Er fasste mit seinem langen Arm über den Schreibtisch und drückte auf zwei Schalter, die in die Platte eingelassen waren. »Bitte nennen Sie mir Ihren Namen und Ihren Heimatplaneten.«
    »Ich heiße Priscilla Delacroix y Mendoza und wurde auf Sintia geboren. Ich bin eine Bürgerin von Terra.«
    »Verehren Sie dann die Große Göttin?« Auf seinen Zügen zeichnete sich Interesse ab. »Befolgen Sie akribisch ihre Lehren?«
    »Das tat ich einmal«, antwortete sie vorsichtig. »Immerhin bestimmt die Große Göttin unseren Alltag … Aber seit meinem sechzehnten Lebensjahr reise ich auf Handelsschiffen. Und an anderen Orten der Galaxis ist die Große Göttin nicht so mächtig wie auf Sintia.«
    »Seit Sie sechzehn sind, arbeiten Sie für die Handelsflotte«, wiederholte er und ließ das Thema Religiosität abrupt fallen. »Was können Sie?«
    Sie hob die Augenbrauen. »Ich kann für eine zwanzigköpfige Crew kochen und für eine dreiunddreißig Mitglieder zählende Crew das Geschirr spülen. Ich kann Botschaften kodieren und dekodieren. Ich kann einen Transporter fahren, Berechnungen über die Verteilung der zu ladenden Fracht anstellen und Ladekapazitäten kalkulieren. Wann immer sich die Gelegenheit ergibt, setze ich meine

Weitere Kostenlose Bücher