Lee, Sharon & Miller, Steve - Liaden 2 - Der Agent und die Söldnerin
Mann.«
Er hörte ihr schallendes Lachen, bis sich die Tür hinter ihm schloss; dann sprintete er zum nächsten Taxistand. Wenn er sich jetzt nicht beeilte, würde er zu spät kommen.
Handler hatte sich selbst übertroffen. Die Gruppe saß in einer Nische mit Blick auf die Musikband, die berühmte Tanzfläche und zwei der insgesamt sechs Bars; obendrein hatte er dafür gesorgt, dass terranisches Besteck aufgelegt worden war.
Edger zog ein Utensil nach dem anderen aus der Serviettentasche; jedes Messer, jede Gabel und jeden Löffel drehte und wendete er hin und her, um sie mit seinen untertassengroßen Augen zu inspizieren.
»Was denkt ihr, Brüder?«, fragte er in die Runde, einen Löffel hochhaltend. »Ist das auch ein Messer? Es besitzt eine scharfe Kante …«
Handler wickelte einen seiner Löffel aus und wog ihn in seiner riesigen Hand. »Es könnte tatsächlich ein Messer sein, ältester Bruder, und es überstiege nicht unsere Möglichkeiten, eine solche Form zu ermutigen. Aber dieses Objekt hier …« Er zeigte eine Dessertgabel. »Drei Zacken? Sechs Schneiden, das ist ja zum Fürchten!«
»Eine Kleinigkeit!«, wiegelte Edger ab. »Wir sollten mit diesem Problem zum …« An diesem Punkt wechselte er von Terranisch in ein sonores Grummeln über, das nach Miris Ansicht nur die Muttersprache der Turtles sein konnte.
Sie wandte sich ihrem Partner zu. »Meinen die das ernst oder plappern sie nur Blödsinn?«
»Hmm?« Er zuckte leicht zusammen und drehte sich zu ihr um, wobei der weite Ärmel seines Hemdes ihren bloßen Arm streifte. »Selbstverständlich ist das ihr voller Ernst. Der Middle-River-Clan produziert die schönsten Messer in Edgers Gesellschaft. Genauso gut könnte man sagen, dass sie die besten Messer herstellen, die man bisher gesehen hat.«
»Was heißt das – die schönsten und besten Messer? Sind sie etwa besonders ästhetisch, besonders nützlich oder besonders unverwüstlich?«
Er schmunzelte und füllte ihre Gläser nach. »Alles zusammen. Die Messer des Middle-River-Clans bestehen aus natürlich gewachsenen Kristallen. Die Klingen sind hervorragend gearbeitet, mit wunderbaren Griffen versehen und stecken in exquisiten Futteralen. Ohne Zweifel sind es formvollendete, makellose Objekte. Natürlich sind sie auch nützlich, denn schließlich ist ein Messer ein Werkzeug. Edger und sein Clan regen die Kristalle dazu an, sich zu allen möglichen Klingen zu formen – angefangen von Schraubendrehern bis hin zu rituellen Opfermessern.« Er nippte an seinem Wein. »Nun zur Frage der Unverwüstlichkeit. Edger wird nicht müde zu betonen, dass eine vom Middle River-Clan produzierte Klinge durchaus zerbrechen kann, unter Bedingungen, die er als ›traumatisch‹ bezeichnet. Darunter versteht er, dass ein Gebäude oder Vehikel, in welchem sich die Klinge befindet, total zerstört wird …«
Sie lachte. »Und was ist mit den Löffeln?«
Er zog einen Löffel aus seiner Serviettentasche. Mit einer eleganten Bewegung befreite er seine Hand von der Spitzenmanschette, hielt den Löffel so, dass Miri ihn sehen konnte, und fuhr mit einem Finger die Kante entlang. »Wie du siehst, ist die Form symmetrisch. Ein nützliches, sinnvolles Instrument. Und eine gewisse Ästhetik kann man diesem Objekt nicht absprechen.« Er zuckte die Achseln und legte den Löffel zur Seite. »Wer weiß? Vielleicht schon bald – wenn, sagen wir mal, deine Enkelkinder in mittleren Jahren sind – gelten Löffel vom Middle-River-Clan als der letzte Schrei bei den Leuten, die gesellschaftlich den Ton angeben.«
»In der Tat«, röhrte Edger, »gingen meine Gedanken in diese Richtung, jüngerer Bruder! Wenn diese Objekte täglich benutzt werden, wieso bestehen sie dann aus weichem Material, das so schnell verschleißt? Sie sollten wirklich aus Kristallen gezüchtet werden, die unser Clan in die entsprechende Form bringt, damit sie Hunderte von euren Standardjahren halten.«
Miri lachte wieder und führte ihr Glas an die Lippen. »Ja, sicher, warum nicht? Ich fürchte, die Menschen denken in viel zu kurzen Zeitspannen.«
»Daraus machen wir euch keinen Vorwurf«, warf Handler hastig ein, »denn es ist ja nicht eure Schuld, dass ihr nicht so lange lebt wie wir. Aber ich finde, es ist eine Verschwendung und zeugt von einem gewissen Chauvinismus, wenn ihr eure Artefakte so konzipiert, dass sie schnell entzweigehen, nur weil ihr selbst …« Er verhaspelte sich, als ihm keine elegante Formulierung einfiel, um den Satz höflich zu
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