Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Leerer Kuehlschrank volle Windeln

Titel: Leerer Kuehlschrank volle Windeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario D Richardt
Vom Netzwerk:
glotzt ihr auf Äußerlichkeiten und scheißt auf die inneren Werte.«
    »Äh … so kann man das nicht sagen. Ich kenne dich doch überhaupt nicht, und zuerst sieht man nun mal das Äußere. Vielleicht solltest du da mal drüber nachdenken. Du weißt ja sicher um die Wirkung des ersten Eindrucks«, kontere ich.
    »Siehst du! Hab ich doch gewusst. Nur aufs Äußere!«
    Interessant, in welche Diskussion man nach nicht mal fünf Minuten verwickelt werden kann. Obendrein habe ich nicht im Ansatz Lust darauf. Und genau das sage ich ihr, was sie noch mehr erzürnt.
    »Ihr blöden Kerle! Nicht mal versuchen willst du es! Du bist so ein Feigling!«
    »Mandy! Es tut mir leid, wenn du dich schlecht behandelt fühlst – aber erstens kenne ich dich gar nicht. Zweitens: Was soll ich versuchen? Du schreibst mir eine E-Mail und erwartest, dass wir nun zusammenkommen? Drittens: Du bist viel zu jung für mich. Viertens: Du hast mich ganz schön verladen und unter einem falschen Vorwand hergelockt. Und fünftens: Ich bezahle jetzt und werde gehen.«
    Solche Gespräche hatte ich das letzte Mal im Ferienlager, als ich zwölf Jahre alt war.
    »Nein, du bleibst«, sagt sie nun fordernd, während ich das Geld für das Eis auf den Tisch lege.
    »Sorry, da hattest du leider die falschen Intentionen«, erwidere ich und will aufstehen. Da greift sie meinen Arm und sagt, ich solle ihr wenigstens eine einzige Chance geben.
    »Es hat absolut keinen Zweck. Bitte lass mich los!«
    Da mich Mandy offenbar nicht loslassen will und mir die Szene mehr als nur unangenehm ist, versuche ich es mit einem Trick.
    »Pass auf. Ich beweise es dir. Ich stelle dir eine Frage, und du wirst merken, dass wir nicht zusammenpassen.«
    »Da bin ich mal gespannt!«
    »Also: Wie heißt der aktuelle Bundespräsident?«
    Mandy kneift die Augen zusammen und blinzelt mich böse an. Das wäre jetzt der Punkt, an dem sie mich eigentlich loslassen müsste. Offensichtlich hat sie keinen blassen Schimmer und ahnt wenigstens im Ansatz, dass ihr Überrumpelungsmanöver absurd ist. Doch sie krallt sich noch fester in meinen Arm.
    Dann schickt mir der Zufall plötzlich die Lösung vorbei. Der Name der Lösung lautet Friederike. Seit Jahren sind sie und ihr Mann gute Freunde von mir. Ich sehe sie ein paar Meter entfernt am Café vorbeischlendern.
    »Schatz!«, rufe ich begeistert und extra laut. »Da bist du ja endlich!«
    Ich reiße mich von Mandy los, laufe freudestrahlend auf Rike zu, gebe ihr einen Kuss und umarme sie innig. Dabei flüstere ich ihr ins Ohr: »Halte mich jetzt nicht für völlig durchgedreht, spiel bitte einfach mit! Du bist meine Rettung. Ich erkläre dir das später!«
    Dann drehe ich mich zu Mandy um, die uns mit herunterhängender Kinnlade beobachtet, und rufe ihr zu: »Sorry, muss los. Die Antwort auf die Frage findest du übrigens bei Wikipedia.«
    Ich lege meinen Arm um Rike und ziehe von dannen.

2. AKT: Zu zweit
    DIE BEWEGENDE FRAU
    Haben Sie gewusst, dass über ein Drittel der Menschen den Partner bei der Arbeit kennenlernen? Ich meine nicht solche Geschichten wie die des ehemaligen US-Präsidenten und seiner Praktikantin, die von Millionen Männern nachgeahmt werden, wenn sie zu Hause anrufen und ihrer First Lady den Bären aufbinden, sie müssten leider schon wieder Überstunden schieben.
    Nein. Ich meine echte Partnerschaften. Worauf ich hinaus will: Beziehungen, die am Arbeitsplatz beginnen, sind eher Standard als Ausnahme. Das gilt nicht nur für Schauspieler, sondern auch für Bankangestellte, Verkäuferinnen und Verkäufer, Malerinnen und Maler, Journalistinnen und Journalisten. Eben querbeet von A bis Z, von der Arzthelferin bis zum Zierfischhändler. Weil es bei mir nicht anders war, muss ich jetzt mal über meinen Job plaudern.
    Für eine Live-Sendung soll ich eine Sportwissenschaftlerin interviewen und mir ein paar angesagte Übungen zeigen lassen. Oh, wie freue ich mich darauf, wo ich doch Sport über alle Maßen liebe … Um mit Frau Fitnessexpertin die Details abzusprechen und kurz den Ablauf zu proben, mache ich mich umgehend auf die Suche nach ihr. Ich finde sie in der Maske, wo Studiogäste für die bevorstehende Fernsehsendung schick gemacht werden. Die Expertin sitzt auf einem der Sessel und bekommt gerade die Augen gemacht. Ein bisschen Wimperntusche auf die Wimpern, ein bisschen von dem Augenbrauenzeug auf die Augenbrauen (die Leserinnen unter Ihnen wissen sicher, was ich meine).
    Mein Studiogast hat gerade die Augen geschlossen.

Weitere Kostenlose Bücher