Leg dein Herz in meine Haende
Cooper wieder ruhig.
»Wie geht es ihm?«, flüsterte Daniel.
»Das ist schwer zu sagen«, antwortete sie. »Er ist sehr unruhig, aber das Fieber scheint etwas nachgelassen zu haben.«
»Ich werde mich zu ihm setzen, Grace. Du solltest jetzt ein bisschen schlafen. Du siehst todmüde aus.«
»Ich gehe gleich«, versprach sie. »Aber im Augenblick bin ich noch zu unruhig, um zu schlafen. Ich habe an Rebecca gedacht. Glaubst du, dass ihr etwas zugestoßen ist? Ich hoffe von ganzem Herzen, dass sie noch am Leben ist.«
»Das bezweifle ich«, erwiderte er leise. »Auch ich muss ständig an sie denken. Ich finde einfach keine Erklärung dafür, dass das Abteil leer war. Das ergibt doch keinen Sinn.«
»Ja, das verstehe ich auch nicht.«
Er beugte sich vor und legte die Hände auf die Knie. »Der Schaffner sagte, das Abteil, in dem Cooper und Rebecca gesessen hatten, hätte ausgesehen, als ob es nie besetzt gewesen wäre.«
»Ja, ich weiß.«
»Wo mögen also ihre Sachen sein?«
»Coopers Sachen fehlten auch, nicht wahr?«
»Nein«, antwortete er. »Seine Satteltaschen waren im Gepäckwagen. «
»Vielleicht wurde Rebeccas Gepäck ja aus dem Zug geworfen?«
»Der Sheriff hat mit seinen Männern die ganze Gegend abgesucht. Sie suchten Rebecca, und dabei hätten sie ihr Gepäck gefunden, wenn es dagewesen wäre Aber sie fanden nichts.«
»Vielleicht haben die Männer, die Marshal Cooper angeschossen haben, ihr erlaubt, die Koffer mitzunehmen«, überlegte Grace. »Das wäre doch ein gutes Zeichen, weil es bedeuten würde, dass sie sie nicht töten wollten?«
»Das halte ich für ziemlich ausgeschlossen«, widersprach er. »Sie würden sie so schnell wie möglich zum Schweigen bringen wollen.«
»Weil sie sie für die Zeugin halten?«
»Ja.«
»Wie schrecklich!«, entfuhr es ihr. »Die arme Rebecca! Dabei war sie gar nicht da.«
Daniel starrte sie an. »Was soll das denn nun schon wieder heißen? Sie hat Cole und mir erzählt sie sei während des Überfalls in der Bank gewesen.«
»Sie hat ... was?«
»Rebecca sagte, sie habe von ihrem Versteck unter dem Schreibtisch aus alles mit angesehen. Sie hat uns eine genaue
Beschreibung der Geschehnisse und der Männer gegeben, die sie sah.«
»Sie kann gar nichts gesehen haben«, widersprach Grace und schüttelte den Kopf.
»Natürlich kann sie das - und sie hat es auch.«
»Wie du dich erinnern wirst, habe ich dir versichert, dass ich diejenige bin, die in der Bank war. Rebecca versuchte wahrscheinlich nur, Jessica und mich zu schützen, als sie dich belog.«
»Warum glaubst du, dass sie mich belog?«
Bevor Grace antworten konnte, sagte er: »Auch Jessica hat uns erzählt, sie sei in der Bank gewesen. Sie konnte uns allerdings keine Einzelheiten nennen, ganz im Gegensatz zu Rebecca, die uns alles genauestens beschrieben hat.«
Wieder schüttelte Grace den Kopf. »Das ist ausgeschlossen.«
»Ich sage dir doch, dass sie alles ganz genau beschreiben konnte«, beharrte er. »Was ist los? Warum siehst du mich so an, Grace?«
Sie schüttelte den Kopf. »Weil es absurd ist, Daniel, und nicht den geringsten Sinn ergibt...«
Es kostete ihn Mühe, nicht die Geduld zu verlieren. »Warum nicht, Grace?«
»Weil sie dir gar keine Einzelheiten hätte nennen können. Ich hatte versprochen, nichts zu sagen ... Ich hatte es geschworen, aber das war vorher ... Und nun ...«
»Grace, was willst du damit sagen?«
»Dass nicht Rebecca, sondern Jessica die Zeugin ist.«
34
Daniel war blass vor Zorn. »Ist dir klar, was du da sagst? Denn ich schwöre dir, wenn du mich anlügst...«
»Es ist die Wahrheit«, beharrte sie. »Jessica war in der Bank, nicht Rebecca.«
Nervös wie ein gefangenes Tier lief Daniel durch das Zimmer. Er sagte sich, dass es ihn nicht weiterbringen würde, Grace anzuschreien, doch es erforderte seine ganze Willenskraft, es nicht zu tun. Nach einem tiefen Atemzug fragte er mit bedrohlich sanfter Stimme: »Warum hast du mir erst jetzt erzählt, wie es tatsächlich war? Warum, in Gottes Namen, hast du so lange damit gewartet?«
»Weil ich Jessica versprochen hatte, nichts zu sagen. Ich habe ihr mein Wort gegeben.«
»O Gott, das darf nicht wahr sein!«, murmelte er, als er sich mit der Hand durchs Haar fuhr und sich setzte.
»Versuch es bitte zu verstehen«, bat Grace. »Jessica war so verängstigt.«
»Weiß Rebecca, dass Jessica die Zeugin ist?«
»Nein.«
»Bist du dir ganz sicher?«
»Ja.« Sie wandte sich ab, um nicht den unbändigen Zorn
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