Leg dein Herz in meine Haende
triftigen Grund, mich einzusperren.«
»Wir wussten nicht, dass Sheriff Sloan seine Befugnisse überschreiten würde«, warf Cole ein.
»Er war überzeugt, dass eine von uns dreien log, aber das dürfte trotz allem noch kein Grund sein, einen Menschen einzusperren, oder?« Sie bemerkte, dass Daniel einen Notizblock und einen Stift aus seiner Tasche nahm, und wandte ihm wieder ihre volle Aufmerksamkeit zu.
»Wir wissen, dass Sie am Tag des Überfalls die Bank betreten haben«, begann er.
»Ja, das stimmt. Caleb war bei mir.«
»Wissen Sie noch, um wie viel Uhr das war?«
Sie strich glättend über ihre Röcke und hielt den Blick auf ihren Schoß gerichtet, als sie antwortete. »Ja, ich erinnere mich, dass ich etwa gegen zwei Uhr in der Bank war. Ich ging hinein und stellte mich vor einem Schalter an, aber ich könnte Ihnen nicht sagen, wer außer mir noch in der Bank war. Ich habe nicht...«
»Darauf geachtet?«, fragte Cole.
»Ja, das stimmt«, erklärte sie. »Ich habe auf niemanden geachtet.«
»Sie können sich an niemanden erinnern, der in Ihrer Reihe stand?«, fragte Ryan zweifelnd.
»Nein, weil ich zu beschäftigt damit war, auf Caleb aufzupassen. Er kann recht anstrengend sein. Die Schwingtür faszinierte ihn, und er versuchte immer wieder, sie als Schaukel zu benutzen. Mr MacCorkle wurde sehr wütend und schrie den Kleinen an. Der Bankdirektor hat sich furchtbar aufgeregt. Ich hatte alle Hände voll zu tun, Marshal , und einfach nicht die Zeit, auf irgendjemand anderen zu achten.«
Während sie sprach, schaute sie immer wieder zu Cole auf, um zu sehen, wie er reagierte. Er musste spüren, wie nervös sie war, so hastig, wie sie ihre Erklärung heruntergerasselt hatte. Sprich langsamer, ermahnte sie sich, während sie die Hände zusammenpresste. Sprich langsamer und beruhige dich, denn sonst werden sie beide denken, dass ich ihnen etwas verheimliche.
Cole sah nicht so aus, als ob er irgendeinen Zweifel an ihrer Aussage hegte. Eigentlich hatte sie viel eher den Eindruck, dass die Routinefragen ihn derart langweilten, dass er darüber einzuschlafen drohte.
Sie wandte sich wieder Ryan zu. »Es tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.«
»Ich dachte, kleine Kinder schliefen nachmittags«, meinte Cole. »Meine kleine Schwester hat früher immer einen Mittagsschlaf gehalten.«
»Ja, Caleb schläft sonst auch nach dem Mittagessen, aber sein gesamter Zeitplan ist in letzter Zeit durcheinander geraten. Ich war grippekrank, und da er in meinem Zimmer schläft, habe ich ihn die ganze Nacht wach gehalten. Er steht jetzt morgens später auf und hält ein wenig später seinen Mittagsschlaf. Deshalb ist er auch noch auf.« Sie redete wie ein Wasserfall, erkannte sie, und gab ihnen viel zu viele nutzlose, uninteressante Informationen.
»Hat Sheriff Sloan Ihnen den Beutel gezeigt, den wir gefunden haben?«
»Ja, das hat er«, antwortete sie. »Er sagte, er habe ihn unter einem der Schreibtische entdeckt. Aber er gehört mir nicht«, erklärte sie entschieden. »Ich nehme nie eine Tasche mit.«
Ryan klappte sein Notizbuch zu und schob es mit dem Stift in die Rocktasche zurück. Ihr war aufgefallen, dass er nicht ein einziges Wort geschrieben hatte.
»Sind Sie sich ganz sicher, was die Zeit betrifft?«, fragte er.
»Ja - obwohl es natürlich auch zehn Minuten vor oder nach zwei Uhr gewesen sein könnte.«
Die Marshals wechselten einen Blick. Ryan rieb sich seinen Nacken.
»Haben Sie die Absicht, Rockford Falls in nächster Zeit zu verlassen?«, fragte er.
»Ja, und zwar sobald wie möglich. Tatsächlich werden
Caleb und ich sogar schon morgen abreisen. Tilly wird mir fehlen, aber ich bin froh, aus dieser Stadt herauszukommen. Seit dieses Gerücht aufgekommen ist, habe ich furchtbare Angst, dass die Männer, die diese unschuldigen Menschen ermordet haben, hierher zurückkehren könnten. Vielleicht glauben sie jetzt, eine von uns hätte sie gesehen - und es dürfte Ihnen ja bekannt sein, was aus den Zeugen der anderen Überfälle geworden ist!«
»Ja, das wissen wir«, gab Cole zu.
»Wohin reisen Sie?«, fragte Ryan.
»Nach Colorado.«
Jede weitere Frage, die sie ihr vielleicht gestellt hätten, war vergessen, als Caleb auf die Veranda kam. Der Kleine entdeckte seine Stoffpuppe an der Treppe, hob sie auf und wackelte dann auf seinen kurzen Beinchen zu Cole hinüber. Er lehnte sich an ihn und schaute lächelnd zu ihm auf.
Jessica war nicht überrascht. Caleb war anfangs immer zurückhaltend
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