Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)
Mein Sohn und die Frauen auseinandersetzen müssen. Obwohl es derzeit eigentlich nur eine Frau gab. Zumindest hatte ich in der letzten Zeit außer seiner immer noch aktuellen Flamme Sandra kein Mädchen in Benedikts Nähe gesehen. Vielleicht bestand ja noch Hoffnung, was die Bindungsfähigkeit meines Sohnes anging. Womit leider die Sache mit Lucy und ihrem etwaigen Zustand immer noch nicht geklärt war, aber auch daran wollte ich momentan lieber nicht denken. Sondern nur an den bevorstehenden Abend mit Tobias.
Benedikt starrte mich an. »Gehst du in die Oper oder so?«
»Nein, bloß essen.«
»Aber nicht mit Berit, oder?«
Ich war froh, dass es klingelte. Das ersparte mir die Antwort. Benedikt runzelte argwöhnisch die Stirn, als Tobias in die Diele kam und mich bewundernd betrachtete.
»Wow! Du siehst toll aus!«
»Danke«, sagte ich geschmeichelt. »Wollen wir?«
»Jederzeit!«
Ich schnappte mir eilig meine Jacke und meine Handtasche, bevor die komplette Familie sich versammeln und die Situation, in welcher Form auch immer, kommentieren konnte. Es reichte schon, dass mein großer Sohn stocksteif in Sichtweite stehen blieb und uns nicht aus den Augen ließ. Und dass meine Mutter und meine Schwiegermutter hinter der angelehnten Tür am Küchentisch saßen und die Ohren aufsperrten, um jedes Wort mitzukriegen. Und dass Timo auf der untersten Treppenstufe hockte, beide Arme um den neugierig dreinblickenden Spike gelegt, und mit großen, fragenden Augen verfolgte, wie ich mit Tobias das Haus verließ. Nicht zu vergessen meine Tochter, die aus dem Fenster ihres Zimmers herunterspähte und uns beobachtete, während Tobias mir die Beifahrertür seines Wagens aufhielt und anschließend selbst einstieg. Als ich zum Haus zurückschaute, sah ich, dass meine Mutter und meine Schwiegermutter sich nebeneinander am Küchenfenster die Nasen platt drückten und Benedikt zusammen mit Timo und dem Hund in der Haustür stand. Sophie hatte ihr Fenster inzwischen geöffnet, um besser hinausschauen zu können.
Ich schnallte mich an und tat dabei einfach so, als sei das alles völlig normal, ein nettes, interessiertes familiäres Umfeld, wo alle am Leben der übrigen Anteil nahmen und sich liebevoll umeinander kümmerten. Auf keinen Fall etwas, das Gedanken hervorrief wie Hilfe, ich bin von Spionen umzingelt!
»Du hast eine wirklich nette Familie«, sagte Tobias.
Erstaunt betrachtete ich ihn, auf der Suche nach Anzeichen dafür, dass er scherzte, doch er schien es völlig ernst zu meinen.
»Na ja«, sagte ich. »Sie stellen sich ein bisschen komisch an, weil ich mit einem Mann weggehe.«
»Das beweist doch nur, dass sie Anteil an deinem Leben nehmen und sich um dich kümmern.«
»Äh … Ja, so gesehen, stimmt es wohl.«
»Das kommt wohl nicht so oft vor, oder?«
»Dass ich mit Männern ausgehe?« Ich lächelte leicht nervös. »Schon lange nicht mehr. Ein, zwei Mal habe ich es nach Martins Tod versucht, doch das waren Reinfälle. Und in den letzten Jahren fand ich es einfach zu … umständlich.«
Er hielt an einer roten Ampel und musterte mich. »Da kann ich ja von Glück sagen, dass mir bei dir der Zufall zu Hilfe gekommen ist. Ohne den Bankraub hätte ich dich vermutlich nie kennengelernt.«
Ich fand, dass wir dieses Thema besser meiden sollten, sonst kamen wir am Ende noch auf das Frettchen, und darüber wollte ich auf keinen Fall sprechen. »Du hast mich ja schon früher kennengelernt. Als du mich wegen dieses Legalitätsprinzips aufgeschrieben hast.«
»Ich hoffe, du warst nicht lange sauer auf mich.« Er schaute ein wenig schuldbewusst drein. »Ich bin dir damals übrigens noch ein Stück weit gefolgt.«
»Ich weiß. Ich wollte gerade auf einem Anwohnerparkplatz parken und hab’s mir anders überlegt, als ich dich gesehen habe. Wolltest du mich noch mal aufschreiben?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich wollte sehen, wo du arbeitest. Ich fand dich toll und war neugierig.«
»Oh«, sagte ich schwach, weil mir wieder nichts Besseres einfiel.
Wir gingen in ein Steakhaus, wo er einen Tisch für zwei Personen reserviert hatte. Wir saßen einander gegenüber, und die Stimmung lud sich binnen Minuten mit erotischer Energie auf. Es war eine innere Hitze, die ich bis in die Zehen und Fingerspitzen fühlte. Unter seinen Blicken schmolz ich förmlich dahin. Es lag an der Art, wie er lachte und mich dabei unter leicht gesenkten Lidern ansah. Meine Mutter hatte völlig recht. Der Typ war heiß! Und er fand mich toll, er
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