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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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ist es nur ein etwas stärkeres Nieseln«, sagte mein Anwalt, den ich in meiner Not vom Handy aus anrief. Ich konnte ihn kaum verstehen, weil Spike immer noch bellend um mich herumsprang und zu allem Überfluss auch noch Helga aus dem Haus kam und wissen wollte, wieso ich plötzlich von der Arbeit heimgekommen war.
    »Hast du einen Rückfall erlitten? Hat der Hund einen wichtigen Gegenstand versteckt? Spike, aus !«
    Spike warf sich flach auf den Rasen und winselte unterwürfig. So laut, dass nebenan wie üblich Frau Hegemann ihren Kopf aus dem Fenster schob.
    »Sie machen sich wirklich zu viele Gedanken«, sagte Rechtsanwalt Besser beschwichtigend.
    »In meinem Garten regnet es!«, rief ich. »Ich stehe hier im Freien und spüre es auf der Haut! Halten Sie die Hand aus dem Fenster, dann merken Sie es auch!«
    Frau Hegemann musterte mich irritiert und hielt dann ihre Hand aus dem Fenster. Spike heulte immer noch.
    »Stopp!«, schrie Helga.
    Frau Hegemann riss ihre Hand zurück. Spike verstummte abrupt, weshalb meine nächste Bemerkung deutlich lauter ausfiel als nötig. »Das kann sich jederzeit zu einem Wolkenbruch entwickeln!«, rief ich.
    Frau Hegemann zuckte zusammen und blickte nach oben.
    »Es wird gleich wieder aufhören«, sagte Helga.
    »Es wird gleich wieder aufhören«, meinte Herr Besser. Es klang wie ein Echo. »Ihr Dach wird mit diesem bisschen Getröpfel leicht fertig.«
    »Aber es könnte jederzeit richtig regnen! Sie wissen schon, ein Regen von dem Kaliber, bei dem die Gullis überlaufen und die Flüsse über die Ufer treten und die Feuerwehr ausrücken muss, um die Keller leerzupumpen!«
    »Der Antrag liegt bei Gericht. Parallel dazu stehe ich mit dem Insolvenzverwalter in Verbindung. Es ist leider nur so, dass seine Kanzlei sich fünfzig Kilometer von hier entfernt befindet und er nicht ständig vor Ort sein kann. Doch er will sobald wie möglich persönlich das Gelände inspizieren und mir Nachricht geben. Bis dahin sind Ihre Pfannen sicher. Es kann sich nur noch um wenige Tage handeln.«
    »Aber ich dachte, bei einer einstweiligen Verfügung geht das schneller!«
    Herr Besser lachte. »Das dauert auch gerne schon mal mehrere Wochen! Gemessen daran, dass gerichtliche Verfahren sonst Monate und sogar Jahre benötigen, ist das wirklich sehr schnell!«
    »Sie haben gut reden. Sie haben ein Dach über dem Kopf.«
    »Das haben Sie auch bald, vertrauen Sie mir.«
    »Ihnen vertraue ich ja! Aber dem Wetter nicht!« Ich hob mein Gesicht dem Regen entgegen, doch zu meinem grenzenlosen Erstaunen kam keiner mehr. Es hatte wirklich aufgehört.
    *
    Trotzdem blieb ich auf der Hut. Ich fragte Herrn Herzog, was er von der Idee hielt, zur Sicherheit noch eine Unterspannbahn aufs Dach zu montieren, doch er lachte bloß und meinte, ich solle mal die Kirche im Dorf lassen, ein paar Tage würde das Dach dank der fabelhaften neuen Dämmung auch noch ohne Pfannen dichthalten, es sei denn, die Sintflut käme.
    Das kam mir auf unangenehme Weise bekannt vor, und richtig, niemand anderer als sein Zunftkollege Fritz Jück hatte diesen Spruch mit der Sintflut verwendet. Wenigstens konnte Herr Herzog nicht mein Geld veruntreuen und damit in die Karibik abhauen, denn er hatte für jeden Cent, den ich ihm bezahlt hatte, ehrliche und harte Arbeit geleistet.
    Auch Tobias, der am Nachmittag kam, war der Meinung, dass ich zu übertriebener Panik neigte, was das Dach betraf.
    »Der letzte wirklich schlimme Wolkenbruch ist schon Monate her. Warum sollte es ausgerechnet jetzt regnen?«
    Ich fühlte mich gleich besser, als er das sagte; er hatte eine unglaublich beruhigende Ausstrahlung. Was ihn jedoch nicht daran hinderte, mich auf andere Weise durcheinanderzubringen. Das hing hauptsächlich damit zusammen, dass sein Hintern in der abgewetzten Jeans, die er an diesem Nachmittag trug, unglaublich knackig aussah. Und dass sein unrasiertes Gesicht in mir den Wunsch wachrief, mit beiden Händen darüberzustreichen. Und dass in seinen Augen so ein gewisses interessiertes Funkeln stand …
    Na gut, das Funkeln bildete ich mir vielleicht nur ein. Oder er war zwar interessiert, aber nicht an mir, sondern am Laminat. Genauer, an der Technik, mit der die Handwerker es verlegten. Die beiden Parkettleger waren fast fertig, sie arbeiteten gerade am letzten Zimmer, es ging buchstäblich Schlag auf Schlag. Tobias gesellte sich kurz entschlossen zu ihnen und ging ihnen zur Hand, und man sah sofort, dass er eine Menge davon verstand.
    »Ich habe schon

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