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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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in mehreren Wohnungen beim Verlegen geholfen«, erklärte er und schaute lächelnd zu mir hoch.
    »Toll«, sagte ich, den Blick auf seine stramm sitzende Jeans geheftet. Ich konnte mich kaum an diesem Mann sattsehen. Merkwürdige Gefühle hatten sich meiner bemächtigt, ich war fast so aufgeregt wie bei meiner ersten Tanzstunde, und das war schon so lange her, dass es gar nicht mehr wahr war, denn damals war ich höchstens vierzehn gewesen. Dass Tobias heute hier war, hatte nichts mit seinen dienstlichen Aufgaben zu tun, so viel war sicher. Obwohl es gegen alle Regeln für den korrekten Altersabstand verstieß, begann ich zaghaft daran zu glauben, dass er … na ja, dass er mich attraktiv fand und mich näher kennenlernen wollte.
    Leider musste er früher aufbrechen als erwartet; das Präsidium beorderte ihn zu einem Einsatz.
    »Tja«, meinte er bedauernd. »Verbrecher kennen leider keinen Feierabend.«
    Eigentlich war das eine Art Stichwort, ich hätte an dieser Stelle leicht einhaken und etwas sagen können wie Apropos Verbrecher, dieses Frettchen heißt Hannes Schmöckler und wohnt in der Stresemannstraße 19. Doch dann sah ich wieder die hilflosen großen Augen von Klein-Frettchen vor mir und brachte es nicht über mich.
    Bevor Tobias sich auf den Weg machte, blieb er kurz an der Haustür stehen und räusperte sich. »Ähm … hast du eigentlich Freitagabend schon was vor?«
    »Freitag?«, fragte ich atemlos zurück.
    Er nickte. »Ich dachte, wir könnten mal zusammen weggehen. Privat, meine ich. Natürlich nur, wenn du Zeit hast.«
    »Ich müsste mal in meinem Kalender nachsehen«, meinte ich. Dann lachte ich ein bisschen zittrig. »Das war ein Scherz. Natürlich habe ich Zeit.«
    »Und Lust auch?«
    Mir wurde der Mund trocken. »Kommt drauf an, worauf.«
    »Wie wär’s mit Steak?«, fragte er. Diesmal funkelten seine Augen richtig .
    Ich konnte kaum atmen. »Steak klingt gut.«
    »Dann hole ich dich Freitagabend um acht ab, ist das in Ordnung?«
    Ich konnte nur stumm nicken und sah ihm nach, als er zu seinem Wagen ging.
    Meine Mutter und meine Schwiegermutter kamen wie auf Kommando aus der Küche geschossen und beäugten mich.
    »Du hast eine Verabredung mit diesem heißen Typen!«, rief meine Mutter.
    »Lieselotte!«, sagte Helga. »Mäßige deine Ausdrucksweise!«
    »Was denn?«, verteidigte sich meine Mutter. »Wieso soll ich nicht die Wahrheit sagen? Der Typ ist heiß, da gibt es kein Vertun!«
    »Welcher Typ ist heiß?«, erkundigte sich Sophie. Sie kam mit Berit zur Tür herein, die beiden hatten eine längere Spritztour hinter sich, Berit hatte sich von Sophie in den Nachbarort fahren lassen (»Damit das Kind endlich mehr Autobahnerfahrung bekommt!«), wo sie ihrer Mutter, die dort in einem Seniorenstift wohnte, einen Kurzbesuch abgestattet hatte.
    »Der Kommissar«, sagte Helga zufrieden.
    Sophie runzelte die Stirn. »War der wieder hier?«
    Berit hob fragend die Brauen, was so viel hieß wie Hast du ihm von Hannes erzählt? , doch ich tat einfach so, als hätte ich es nicht mitbekommen.
    »Deine Mutter geht mit ihm essen«, erklärte Helga.
    »Du hast ein Date mit ihm!«, meinte Berit begeistert. »Ein richtiges!«
    »Stimmt das, Mama?«, fragte Sophie, deutlich weniger begeistert.
    Ich hob die Schultern. »Ja, und?«
    »Sie wollen Steak essen!«, sagte meine Mutter bedeutungsvoll. Alle Blicke richteten sich auf mich, als hätte ich etwas besonders Sündhaftes vor.
    Ich räusperte mich ablenkend. »Ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass die Arbeiter fertig sind?«
    Tatsächlich waren die Handwerker vorhin mitsamt ihrem Werkzeug verschwunden. Mit einem Mal war es seltsam still im Haus, und erst in diesem Moment wurde mir richtig bewusst, dass sie wirklich fertig waren (abgesehen davon, dass das Dach immer noch kahl war). Nach all den Wochen würde niemand mehr mit schmutzigen Sicherheitsschuhen durchs Haus trampeln. Niemand mehr hämmern, bohren, sägen oder schleifen. Die Böden waren verlegt, die Decken und Wände entweder verputzt, gestrichen oder tapeziert, die Fenster, Türen und Leitungen erneuert, die Bäder installiert. Keine tropfenden, klopfenden Leitungen mehr, keine knarrenden Türen, keine klappernden Fenster.
    Wenn doch nur das Dach …
    »Hör auf, an das blöde Dach zu denken«, unterbrach Berit meine Gedanken. »Die fertige Innensanierung ist ein großer Etappensieg, das ist ein Grund zum Feiern!«
    *
    Richtige Feierlaune wollte sich bei mir allerdings nicht einstellen, denn der

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