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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Langzeitzinsen, Zinsbindungsfristen und Laufzeiten, Sondertilgungen und Zinsobergrenzen. Das Wort Zins kam ungefähr in jedem zweiten Satz vor, das Wort Tilgung in jedem dritten. Obwohl ich mich bemühte, konnte ich nicht mehr richtig folgen, denn das Ergebnis schien ganz offensichtlich schon festzustehen. Jetzt ging es nur noch darum, es mir schonend und mit vielen Fachbegriffen verbrämt beizubringen: Ich war zu alt, mein Haus zu baufällig, und ich verdiente zu wenig. Ganz zu schweigen davon, dass ich kein Eigenkapital besaß.
    »Sekunde mal«, sagte ich. »Habe ich das gerade richtig verstanden? Wenn ich zufällig schon hunderttausend Euro hätte und beruflich klotzig Geld verdienen würde, würde die Bank mir viel lieber das Geld für die Sanierung leihen?«
    »Also lieber ist nicht der richtige …«
    »Nämlich zu wesentlich geringeren Zinsen?«
    Er wand sich ein wenig. »Ja, nun, das ist das System.«
    Wie blutsaugerisch war das denn?
    »Kann es sein, dass das vielleicht ein kleines bisschen unfair ist?«, entfuhr es mir. Vermutlich grub ich mir damit endgültig das Wasser ab, aber das war mir egal. Irgendwer musste ihm das mal sagen! »Dass ausrechnet arme Leute für dasselbe Geld mehr Zinsen zahlen müssen als Reiche, ist doch die totale Ausbeutung! Und wozu sollte sich jemand Geld leihen, der schon welches hat und nebenher genug verdient? Wie blöd wäre jemand, der so was tut?! Die günstigeren Kredite sollten für Leute sein, die es wirklich nötig haben!«
    Mein Gegenüber schaute leicht gequält drein und legte die Fingerspitzen zusammen. »Die Sache ist die, dass wir als Bank auch eine soziale Verantwortung gegenüber dem Verbraucher haben. Natürlich könnten wir Ihnen den Kredit im Hinblick auf die vorhandene Sicherheit gewähren. Das Grundstück ist, wie vorhin schon erwähnt wurde, lastenfrei und bietet damit eine vorzügliche Sicherheit. Aber eine Kreditvergabe wäre gleichwohl sittenwidrig, wenn nicht sichergestellt ist, dass der Darlehensnehmer auch zur Erbringung der erforderlichen Zins- und Tilgungsleistungen imstande ist. Steht hingegen von vorneherein fest, dass diese Vorgabe nicht erfüllt ist, wäre der ganze Vertrag nichtig. Zu Lasten der Bank.«
    Das klang, als stünde die Bank unmittelbar vor der Pleite, bedroht von meinen unrealistischen Kreditwünschen.
    »Wissen Sie was?«, fuhr Herr Kleinlich fort, der seinen Namen anscheinend völlig zu Recht trug. »Ich habe mir Ihre ganzen Unterlagen noch gar nicht richtig angesehen. Um alles genau auszurechnen und einen etwaigen Finanzierungsvorschlag zu unterbreiten, benötige ich etwas Zeit. Das Ganze sollte auf keinen Fall übers Knie gebrochen werden, das wäre nicht in Ihrem Sinne.«
    Ich hatte schon begriffen und stand auf. »Danke für Ihre Mühe.«
    Er nickte. »Ich gebe Ihnen dann am besten schriftlich Bescheid.«
    Ja, klar, schriftlich war praktischer, das konnte die Sekretärin erledigen, bestimmt gab es Formschreiben dafür.
    Vielleicht hätte ich ihm noch erzählen können, dass ich plante, nach Timos Einschulung auf eine Vollzeitstelle umzusteigen. Und dass ich ein Buch schreiben wollte, für das ich vielleicht sogar irgendwann von einem Verlag Geld bekäme. Aber wen interessierten solche ungelegten Eier schon. Dafür konnte sich niemand was kaufen, erst recht kein Darlehen.
    Arm ab, dachte ich, nachdem ich ihm unter Aufbietung meiner restlichen Höflichkeit die Hand geschüttelt und sein Büro in Richtung Ausgang verlassen hatte. Ich fühlte mich hundeelend.
    Doch das war nichts gegen das, was mich in der Schalterhalle erwartete.
    *
    Tief in düstere Gedanken versunken, strebte ich dem Ausgang zu. In der Schalterhalle herrschte noch einiger Betrieb, viele Leute kamen nach Feierabend her, um Bankauszüge oder Geld am Automaten zu ziehen oder am Schalter Überweisungsformulare abzugeben. Oder um Kredite zu beantragen. Die allerdings nicht für jeden zu haben waren.
    Ich war schon fast bei der Tür, als der Tumult losbrach.
    »Aber ich kann es doch gar nicht lesen!«, hörte ich eine Frau schluchzen.
    Als ich mich umdrehte, sah ich eine der Angestellten hinterm Tresen verzweifelt auf ein Notizbuch starren, das ihr ein Mann mit Rauschebart und Pudelmütze hinhielt. »Gelb über … Rehen? Reben?« Sie war noch sehr jung, kaum älter als meine Tochter, vermutlich hatte sie gerade erst mit der Ausbildung begonnen.
    Ich zuckte entsetzt zusammen, als ich die Pistole in der Hand des Mannes bemerkte. Er wollte die Bank ausrauben!
    »Er

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