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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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ans Krankenbett ihrer Tochter. Die Rentnerin gab ihre gesamten Ersparnisse aus, um den Flug von Südamerika, wo sie seit Langem lebt, zurück nach Deutschland bezahlen zu können. Sie zögerte keine Sekunde, in den nächsten Flieger zu steigen. Zu groß war die Sorge um ihr einziges Kind. Mit Tränen in den Augen beugt sich die zierliche Seniorin über ihre Tochter.
    »Irgendwer muss ihr doch jetzt helfen«, sagt sie verzweifelt. »Sie steht ganz allein auf der Welt! Und die armen Kinder …« Die Stimme versagt ihr, beide Frauen weinen.
    Die Polizei fahndet weiterhin nach dem Täter, bisher allerdings ohne sichtbaren Erfolg. Über seine Identität lagen bei Redaktionsschluss noch immer keine Erkenntnisse vor.
    Erschüttert griff ich nach dem Wasserglas, das auf dem Nachttisch neben meinem Bett stand. Wenn ich mir nicht sowieso schon schrecklich leid getan hätte, wäre ich bestimmt vor Mitgefühl zerflossen.
    »Es tut mir sehr leid, was Ihnen da passiert ist«, sagte Tobias Anders.
    Mir auch, platzte ich um ein Haar heraus. Stattdessen sagte ich tapfer: »Ich komme schon wieder auf die Beine.«
    »Fühlen Sie sich stark genug, um ein paar Fragen zu dem Fall zu beantworten?«
    »Was hat denn die Verkehrspolizei mit der Sache zu tun?«, wollte ich irritiert wissen. »Müsste da nicht eigentlich das Raubdezernat ermitteln?«
    Das trug mir ein breites Grinsen ein. Er fuhr sich über das Kinn, was ein kratzendes Geräusch zur Folge hatte. Diesmal war er zwar besser rasiert als beim letzten Mal, aber offensichtlich hatte er einen starken Bartwuchs. »Ich bin beim Dezernat für Schwerkriminalität«, sagte er. »Dass ich Sie vorgestern angehalten habe, war eher Zufall. Sie sind mir aufgefallen, weil Sie mit dem Handy telefonierten. Da kann ich nicht beide Augen zukneifen, nur weil ich bei der Kripo arbeite. Die Polizei ist grundsätzlich für alle Arten von Vergehen zuständig, wenn sie gerade jemanden auf frischer Tat ertappt. Einfach wegschauen geht da nicht. Man nennt es das Legalitätsprinzip.«
    Ja, ganz toll, dachte ich missmutig. Immer ohne Fehl und Tadel.
    »Was den Hergang des Bankraubs betrifft, so haben wir das meiste schon von den anderen Zeugen in Erfahrung bringen können«, fuhr Tobias Anders fort. »Aber ein paar Fragen sind leider noch offen.«
    Ich nickte, zum Zeichen, dass er endlich anfangen sollte.
    »Ich nehme an, dass alle in dem Artikel aufgezählten Angaben der Wahrheit entsprechen, oder?«, fragte Tobias Anders.
    »Äh … ein paar Kleinigkeiten wohl eher nicht. Wir haben nicht geweint, meine Mutter und ich. Vielleicht sah es für den Reporter so aus, als würden wir heulen, das wäre eine mögliche Erklärung. Gute Laune hatten wir ja nun wirklich nicht.« Ich dachte kurz nach, was sonst noch falsch war. »Meine Mutter ist ein paar Jahre älter als in dem Artikel. Aber man sieht es ihr nicht an, sie hat sich super gehalten.«
    »Das kann ich bestätigen«, erklärte Tobias Anders zu meinem Erstaunen. »Ich habe bereits mit ihr gesprochen. Mir geht es aber weniger um ihr Alter, sondern eher um die zentrale Frage, was Sie uns über den Täter sagen können. Ihre Frau Mutter meinte zwar, dass Sie zum äußeren Erscheinungsbild des Mannes keine Erkenntnisse beisteuern könnten. Aber darüber möchte ich mir gern selbst Gewissheit verschaffen.« Aufmunternd blickte er mich an. »Erzählen Sie doch einfach mal von Anfang an, was Sie so dachten, als Sie den Kerl sahen.«
    Es wunderte mich ein wenig, dass er nicht wissen wollte, was ich gesehen, sondern was ich gedacht hatte. Das war ein gewaltiger Unterschied. Ich zögerte, denn auf einmal wusste ich nicht, was ich sagen sollte, obwohl ich normalerweise nicht um Worte verlegen war. Es war ja sogar mein Job, immer die richtigen Worte zu finden.
    »Ich war in Panik«, sagte ich schließlich. Das stimmte absolut. Mir schnürte sich immer noch die Kehle zu, wenn ich nur daran dachte, was ich beim Anblick der Pistole empfunden hatte.
    »Ich sah, dass er eine Waffe in der Hand hielt und kriegte keine Luft mehr vor lauter Schreck.« Zögernd hielt ich inne.
    Tobias Anders nickte. »Nur weiter.«
    »Dann kam die Sache mit dem Notizbuch. Es war irgendwie … surreal.« Ich lachte verunsichert, denn im Nachhinein war es tatsächlich komisch, dass die Bankangestellte die Schrift des Bankräubers nicht hatte lesen können. In dem Augenblick, als es passiert war, hatte ich es allerdings nicht im Mindesten erheiternd gefunden.
    »Ich habe überhaupt nicht besonnen

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