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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Bank in der Schalterhalle von einem Bankräuber niedergeschossen. Der attraktive Kommissar Tom Anderson geht davon aus, dass Alicia immer noch in Gefahr ist. Doch Alicia schlägt seine Warnung in den Wind, denn sie ist überglücklich, weil sie doch noch den beantragten Kredit erhält, auf Veranlassung des Bankdirektors Harold Best, zu dem Alicia sich auf verwirrende Weise hingezogen fühlt. Dann erfährt der Killer, dass Alicia den Mordversuch überlebt hat. Mit teuflischen Rachegelüsten spürt er sie auf und beginnt ein tödliches Katz- und Mausspiel …
    *
    Benedikt hatte in der Schule eine Freistunde und holte mich vom Krankenhaus ab. Er trug mir die Tasche zum Auto und stützte mich ritterlich. Schon nach ein paar Schritten hatte die darlehensbedingte Beschwingtheit nachgelassen. Mein Oberkörper fühlte sich steif und zerschlagen an, die linke Seite schmerzte. Die drei Wochen, die ich noch krankgeschrieben war, kamen mir plötzlich ziemlich kurz vor.
    »Daniel kommt nächste Woche und sieht sich den Wagen an«, sagte Benedikt.
    »Das ist toll«, sagte ich zerstreut. Im Geiste war ich damit beschäftigt, mich von meinen Gedanken an die teuflischen Rachegelüste des Killers abzulenken. Ob er mich schon suchte?
    Es ist nur eine Romanidee, meilenweit von der Realität entfernt!, rief ich mich zur Ordnung. Doch mit der Vernunft ist es so eine Sache. Gegen die Fantasie hat sie meist ganz schlechte Karten. Meine Fantasie hatte derzeit einen Royal Flush auf der Hand, und der Bube hatte das Gesicht des Frettchens. Ich schloss die Augen und prägte mir die Karte ein. Damit würde das Erstellen des Phantombilds ganz leicht gehen.
    »Ich wollte nächste Woche eine kleine Party machen«, sagte Benedikt. »Ein bisschen reinfeiern.«
    Oh. Mist. Er hatte ja Geburtstag! Unter normalen Umständen wäre mir das nie entfallen, ich hätte längst ein Geschenk besorgt und ihn gefragt, was er sich zum Essen wünschte. Ich konnte es nicht fassen, das war mir noch nie passiert! Ein Grund mehr, den Killer zu hassen.
    »Natürlich kannst du feiern«, sagte ich. »Kommen viele Leute?«
    »Och, nö, bloß so ungefähr zwanzig.«
    Ich schluckte. »Ihr könnt ja auch zwei Bierzeltgarnituren im Garten aufstellen, wenn es in deinem Zimmer zu eng wird.«
    »Ich dachte eigentlich, wir setzen uns ins Wohnzimmer, dann können wir noch die Terrasse dazunehmen.«
    »Ach so. Na ja. Okay.«
    Hallo? Was hätte ich auch sonst sagen sollen? Geh doch deinen neunzehnten Geburtstag woanders feiern? Oder etwa Lass uns zum Burger King gehen, da kriegt jeder von euch ein Big King Menü und du die Geburtstags-King-Krone?
    »Was soll es denn zu essen geben?«
    »Das ist kein Problem, du musst dir null Arbeit machen. Lieselotte will Fingerfood machen, und wir wollen Würstchen grillen. Getränke bringen die anderen mit, das wird alles ganz locker.«
    »Cool«, sagte ich. Über das Fingerfood meiner Mutter wollte ich momentan lieber nicht nachdenken.
    »Habt ihr schon was eingekauft?«, wollte ich wissen. »Ich meine, für heute zum Essen?«
    »Ja, ich war mit Lieselotte bei Edeka. Sie wollte was Leckeres kochen, extra für dich zur Begrüßung, etwas, das du gern magst.«
    »Oh. Hat sie auch gesagt, was?«
    Benedikt parkte den Wagen in der Einfahrt. Aus dem Küchenfenster, das der Straße zugewandt war, quoll unübersehbar Rauch.
    »Du lieber Himmel, brennt da was?«
    Benedikt hatte es auch gesehen, er war schon aus dem Auto gesprungen. Mit ein paar Sätzen war er bei der Haustür und dann drinnen. Ich folgte ihm, weit weniger schnell, aber mindestens genauso entsetzt.
    Die ganze Diele war von Rauch erfüllt. Die Schwaden kamen aus der Küche, wo die umnebelten Umrisse meiner Mutter zu erkennen waren. Sie schwenkte eine brennende Pfanne und fluchte aus Leibeskräften.
    Benedikt riss die Terrassentür auf. »Wirf sie raus!«, schrie er.
    Meine Mutter gehorchte. In hohem Bogen schleuderte sie die Pfanne hinaus auf den Rasen. Von irgendwoher kam Spike angeflitzt und wollte sich auf das vermeintliche Spielzeug stürzen, doch dann wich er jaulend zurück, als ihm die Hitze entgegenschlug.
    Ich erfasste den Raum mit einem raschen Blick. Gott sei Dank, nichts verkokelt, nichts angesengt, keine rußigen Stellen oder Brandschäden. Nur der Gestank würde vermutlich noch tagelang hängen bleiben. Wir würden die Schränke abledern, den Boden wischen und die Fenster putzen müssen, und die Filter von der Dunstabzugshaube gehörten in die Spülmaschine. Alles noch mal gut

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