Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)
Bedarf besteht.«
Benedikt hatte dazu das letzte Wort. »Dann kann die Lampe aus bleiben.«
*
Mittwoch, 10.30 Uhr
Mail von Annabell an BLATT -Reporter Klaus Rademann:
Betreff: Ihre Mail von heute Morgen
Hallo Herr Rademann,
danke für Ihre nette Anfrage und Ihr Interesse an meiner Situation! Es freut mich zu hören, dass die Berichterstattung über den Bankraub und über mich gut bei den Lesern angekommen ist, unglaublich, dass es dazu 395 Leserbriefe gab! Wobei ich vermute, dass sich ein Teil davon auf meine grauenhafte Frisur bezog. Seitdem habe ich mich aber gut erholt und gehe auch wieder zur Arbeit.
Ihre Frage, ob ich denn schon ein neues Dach über dem Kopf habe, muss ich dagegen leider verneinen. Im Moment habe ich überhaupt kein Dach über dem Kopf, denn der Dachdecker ist in die Karibik abgehauen. Ich war da wohl zu gutgläubig. Jetzt kann ich nur hoffen, dass es die nächste Zeit nicht regnet.
Und nein, die Polizei weiß noch nichts Neues. Es liegen keinerlei Erkenntnisse über den Bankräuber vor.
Zu Ihrer letzten Frage: Wir können gerne noch mal eine Story zusammen machen, und natürlich dürfen Sie auch das Dach fotografieren. Allerdings ist da oben nur die Pappe. Ihr Vorschlag (nächste Woche Freitag) passt mir gut, am liebsten nach sechzehn Uhr, da haben die Handwerker Feierabend.
Mit besten Grüßen,
A. Wingenfeld.
Mittwoch, 11.40 Uhr
Mail von Annabell an Ines:
Betreff: Gerüst und Abi-Treffen
Liebe Ines,
danke für die nette Geburtstagskarte, unglaublich, dass Du das Datum noch wusstest! Eine Feier gab es nicht, denn ich bin ja offiziell noch bis Montag krankgeschrieben, deshalb habe ich auch niemanden eingeladen. Nur meine Schwiegermutter ist zu Besuch gekommen.
Hab auch vielen Dank für Deine rechtliche Auskunft zu der blöden Gerüstfrage, das hat mir sehr weitergeholfen! Vorhin war dieser Typ da, der es unbedingt abbauen will. Ich habe ihm genau das erklärt, was Du mir empfohlen hast. Hoffentlich habe ich nichts durcheinandergeworfen. Gesagt habe ich ihm Folgendes: Einen Herausgabeanspruch hätte er nur, wenn ich unrechtmäßiger Besitzer wäre. Aufgrund meines Vertrages mit Fritz Jück als Eigentümer des Gerüstes habe ich aber ein Recht zum Besitz und obendrein die Pflicht, es nicht an unberechtigte Personen herauszugeben. Höchstens an solche, die einen Herausgabeanspruch gegen den Eigentümer haben und das auch dokumentieren können. Wozu er eine titulierte Forderung gegen Fritz Jück vorweisen müsste, welche er sich zuvor beim Gericht besorgen soll. War das alles korrekt so?
Ich bin wirklich sehr erleichtert, dass ich das Gerüst erst mal behalten kann, zumal es heute mit dem Außenputz losgeht und auch die Sache mit dem Dach nach wie vor offen ist, im wahrsten Sinne des Wortes. Daher nochmals danke für Deine Hilfe! Allerdings hat dieser Gerüst-Mensch sehr laut herumgeschrien und dabei irgendwas von einem Eigentumsvorbehalt gebrüllt, ich hoffe, das ist nichts Schlimmes. Aber ich will ja sowieso nächste Woche bei Dir in der Kanzlei vorbeikommen, wg. Abi-Treffen. Habe schon achtzehn Ehemalige bei Facebook und Stayfriends aufgestöbert. Dann hast Du für die Einladungsschreiben schon eine Adressliste.
Bis dann, viele liebe Grüße,
Annabell
P. S. Deine Idee, auch die Leute aus der Parallelklasse einzuladen, ist wirklich toll. Leider kenne ich von denen praktisch keinen mehr, nicht mal die Namen.
*
»Die Sache mit dem Dach macht mich fertig«, sagte ich zu Berit. Wir hatten uns zum Mittagessen bei unserem Stammitaliener verabredet, das erste Mal seit jenem verhängnisvollen Tag vor über einem Monat. Morgen war meine Rekonvaleszenz abgeschlossen, ich würde wieder zur Arbeit gehen.
Ich stocherte in meinen Gnocchi herum und dachte an mein Haus. In den letzten Wochen war sanierungsmäßig unglaublich viel passiert. Wir hatten ein Badezimmer im Keller und überall im Haus nagelneue Leitungen. Der Außenputz war zur Hälfte aufgetragen. Drinnen waren die Stuckateure auch schon fast fertig, und vorgestern waren die neuen Fenster und Türen angeliefert worden.
Und mein Dach war schutzlos den Elementen preisgegeben und der Dachdecker in der Karibik.
»Du solltest dir schnellstens einen neuen Dachdecker zulegen«, sagte Berit. »Diese Schönwetterperiode wird nicht ewig halten.«
»Ich habe Fritz Jück ein Vermögen in den Rachen geworfen«, widersprach ich. »Und er hat noch meine Dachpfannen!« Bedrückt setzte ich hinzu: »Falls er damit nicht längst heimlich
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