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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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ein anderes Dach gedeckt hat. Oder sie auf dem Schwarzmarkt vertickt hat.«
    »Gibt es denn einen Schwarzmarkt für Dachpfannen?«
    »Keine Ahnung. Aber ich werde es googeln.«
    »Vielleicht solltest du ihn anzeigen. Zum Beispiel bei diesem netten Kommissar.«
    »Der ist nur für Raub und Mord und solche brutalen Sachen zuständig.«
    »Du könntest dem Dachdecker eine anonyme Morddrohung schicken«, schlug Berit vor.
    »Davon hat er in seiner Mailbox garantiert schon mehr, als er lesen kann. Zum Beispiel von diesem Gerüst-Typen, der mich andauernd belagert. Der hat mir auch erzählt, dass Fritz Jück nicht nur mit mir und mit ihm Stress hat, sondern mit allen möglichen anderen Lieferanten und Kunden.«
    »Immerhin konnte er sich noch einen Flug in die Karibik leisten.«
    »Ja, von meiner Hypothek.« Ich seufzte schwer.
    Berit wechselte taktvoll das Thema. »Wie läuft es mit Helga?«, erkundigte sie sich.
    Ich seufzte abermals. »Sie hat eine detaillierte Benutzerliste für das Badezimmer ausgetüftelt und als Zeittafel an die Wand gepinnt. Ich darf morgens zwischen sieben Uhr dreißig und sieben Uhr fünfzig rein. Vor der Tür steht eine Schachuhr, da muss man auf den Knopf drücken, bevor man mit der Badbenutzung anfängt. Und dann noch mal beim Rauskommen, damit keiner schummelt.«
    »Hält sich da denn überhaupt jemand dran?«
    »Alle. Sogar Timo. Er hat die Zeit zwischen sechs Uhr zwanzig und sechs Uhr dreißig. Länger braucht er nicht, Helga hat es gestoppt.«
    »Klingt ganz so, als hätte sie bei euch zu Hause das Regiment übernommen.«
    » An sich gerissen trifft es eher. Wenn ich einer Person begegnen möchte, die total unmündig und unfähig und unnütz ist, muss ich mir nur einen Spiegel suchen und reinschauen.«
    »Jetzt übertreibst du aber, oder?«
    »Kein bisschen. Sie hat sogar die Handwerker unter Kontrolle. Alle müssen sich die Füße abtreten, bevor sie ins Haus dürfen, sie hat überall Matten und feuchte Aufnehmer hingelegt. Zur Belohnung kriegen sie mittags heiße Würstchen. Wenn sie besonders wenig Dreck machen, gibt es Kuchen für alle und für den Heimweg einen Doppelkorn. Außerdem hat sie für die ganze kommende Woche einen Essensplan aufgestellt. Morgen gibt es Sauerbraten, Rotkohl und Klöße. Natürlich alles nach echter Hausfrauenart und komplett selbst gemacht. Sogar den Rotkohl schnetzelt sie eigenhändig klein.«
    »Mhm, ich liebe Sauerbraten, den könnte ich auch mal wieder machen.«
    »Du kannst ruhig vorbeikommen und mitessen, sie kocht immer die doppelte Menge und friert den Rest ein.« Hatte ich noch was vergessen? »Ach ja, Spike muss drei Mal am Tag mit ihr zu festgesetzten Zeiten Gassi gehen, damit er nicht mehr in den Garten pinkeln kann. Und er hat absolutes Gesichtableck- und Sachenverschleppverbot. An das er sich hält.«
    Berit staunte. »Wahnsinn!«
    Mir fiel noch mehr ein. »Sie hat alle meine Blusen gebügelt, gar nicht zu reden von einer Million anderer Teile. Sie bügelt sogar Benedikts Boxershorts. Er meinte, sie seien noch nie so weich und hautsympathisch gewesen. Er hat tatsächlich hautsympathisch gesagt.«
    »Wow. Du musst dir vorkommen wie in einer Werbung für den perfekt geregelten Haushalt.«
    »In der Tat«, stimmte ich zu. »Es ist ein Albtraum. Seit sie da ist, weiß ich, welcher Artikel im Grundgesetz noch fehlt: Jede Frau hat ein unveräußerliches Menschenrecht auf einen schlampigen Haushalt und vor allem darauf, von ihrer Schwiegermutter verschont zu werden.«
    Berit lachte. »Was sagt denn deine Mutter zu alledem?«
    »Sie geht viel aus. Ich beneide sie.«
    »Na, morgen kannst du ja wieder ins Büro. Obwohl du dich dann dort wieder mit dem Blödmann Jens herumplagen musst.«
    »Ach, das halte ich schon aus. Gemessen an dem Stress, den ich die ganzen letzten Wochen am Hals hatte, wird das ein Spaziergang.«
    *
    »Demnächst soll eine Zeitschrift extra für Blondinen rauskommen«, empfing mich Jens am nächsten Morgen im Büro. »Sie heißt Für ihr .«
    Er gackerte vor Lachen, doch außer einem matten Grinsen von unserem Praktikanten Niklas gab es kein Feedback aus dem Büro.
    »Den Witz hast du letztes Jahr schon mal erzählt«, sagte ich.
    »Echt?« Er runzelte die Stirn. »Mir kam der total neu vor.«
    »Das geht den meisten Leuten so, wenn sie älter werden.«
    Diesmal kamen etliche Lacher. Die Kollegen umringten mich, umarmten mich, tätschelten mir den Rücken und fragten, wie ich mich fühlte. Die meisten von ihnen hatten im Laufe des

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