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Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)

Titel: Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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duzen«, erklärte er.
    Himmel. Das war ein Date!
    »Ge-gerne«, sagte ich und fürchtete, dass ich wie ein gackerndes Huhn klang.
    »Schließlich werden wir jetzt für eine Weile zusammenarbeiten«, ergänzte er.
    Na gut. Dann war es doch eher beruflich. So eine Art quasi-kollegiales Duzen. Wahrscheinlich duzte er alle Verbrechensopfer, die er mehr als drei Mal treffen musste. Weil sich auf diese Weise die Vertrauensebene besser herausbilden und dadurch der Fall effizienter aufgeklärt werden konnte oder so was in der Art. Dann war dies hier ein Arbeitsfrühstück. Eigentlich noch weniger als ein Nicht-Date.
    »… einleiten«, sagte er.
    »Äh … wie?« Während ich die Basis dieses Frühstücks ergründete, hatte er mit mir geredet und ich ihm nicht zugehört. »Entschuldigen Sie, ich war in Gedanken.«
    »Entschuldige du .«
    »Wofür?«, fragte ich begriffsstutzig.
    »Nein, ich meine, wir waren doch schon beim Du«, führte er aus.
    »Ach so.«
    »Unter den gegebenen Umständen können wir keine gezielte Fahndung nach dem Kerl einleiten«, wiederholte Tobias. »Wir haben nichts gegen ihn in der Hand, das eine Festnahme rechtfertigen würde. Daran hat sich nichts geändert.«
    »Also glauben Sie … glaubst du nicht, dass er es war?«
    »Doch, ich bin nun erst recht davon überzeugt, dass er es war«, sagte Tobias. »Aber rein theoretisch kann er es auch einfach nur eilig gehabt haben, die U-Bahn zu kriegen. Jedenfalls würde ich das behaupten, wenn ich er wäre und die Polizei bei mir auftaucht, um mich zu befragen. Gegen ihn liegt buchstäblich nichts vor. Mit einem Notizbuch im Lokal zu sitzen ist genauso wenig strafbar wie zur U-Bahn zu rennen.«
    »Bin ich denn jetzt nicht in Gefahr?«, fragte ich. »Ich meine, er hat doch mitgekriegt, dass ich ihn erkannt habe. Vielleicht hält er es für eine gute Idee, mich schnellstens aufzuspüren und als mögliche Zeugin auszuschalten.« Mir fiel etwas ein. »Er hat mein Auto gesehen. Vielleicht hat er sich die Nummer gemerkt und hofft, mich auf diesem Weg finden zu können.« Nachdenklich fuhr ich fort: »Bisher musste er davon ausgehen, dass ich ihn nicht wiedererkannt hatte – es wurde ja nicht nach ihm gefahndet. Jetzt aber ist die Situation anders, er muss nun das Schlimmste befürchten. Denn so, wie wir uns gegenseitig angestarrt haben, kann er das nur so deuten, dass mir spätestens in diesem Moment ein Licht aufgegangen ist.«
    »Das ist unglaublich, weißt du das?« Tobias lächelte abermals, er strahlte mich förmlich an, und diesmal gluckerte kein Kaffee in meinem Magen. Dafür war gar kein Platz, denn mein Herz hatte sich schlagartig dermaßen ausgedehnt, dass es den gesamten Innenraum meines Körpers beanspruchte und sogar an Stellen pochte, wo ich nie einen Puls vermutet hätte.
    »Wieso unglaublich?«, brachte ich atemlos heraus.
    »Wie du die Problematik der ganzen Sache durchschaut und mit wenigen Worten zusammengefasst hast – alle Achtung! Hast du irgendwann mal überlegt, eine polizeiliche Laufbahn einzuschlagen?«
    »Nein. Grün ist nicht so meine Farbe.«
    Er lachte, und ich stimmte ein. Ein bisschen zittrig nahm ich einen Schluck Kaffee, der allerdings bloß aus Luft bestand, weil die Tasse leer war.
    »Wie geht es denn jetzt weiter?«, wollte ich wissen.
    »Genauso wie vorher. Wir sehen uns weitere Verbrecherfotos an und hoffen, dass er dabei ist. Der Kerl wird momentan auf heißen Kohlen sitzen, weil er sich fragt, ob du ihn mit dem Banküberfall in Verbindung bringst. Wenn aber in den nächsten Tagen nichts passiert und auch keine offizielle Fahndung gegen ihn eingeleitet wird, wird er sich wieder in Sicherheit wiegen. Bis dahin lasse ich dich selbstverständlich überwachen.«
    In meine Sorge wegen etwaiger Frettchen-Attacken mischte sich ein wohliges Kribbeln. Ob Tobias wohl auch eine Überwachungsschicht übernehmen würde? Man könnte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und beispielsweise zusammen ins Kino gehen. Natürlich rein beruflich.
    »… bringen«, sagte er.
    »Bitte?«, fragte ich. »Sorry, ich war schon wieder in Gedanken.«
    »Ginge mir in deiner Situation genauso.«
    Hauptsache, er hielt es nicht für ein Zeichen nahenden Alters.
    »Vielleicht wäre es eine gute Idee, noch mal was darüber in der Zeitung zu bringen«, wiederholte er seinen Vorschlag. »Nicht sofort, aber vielleicht so in drei oder vier Tagen. Nach dem Motto, die Polizei tappt leider immer noch im Dunkeln.«
    »Das trifft sich gut«, sagte ich

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