Leg dich nicht mit Mutti an: Roman (German Edition)
romantisches Dinner werden. Kannst du dir ein romantisches Dinner vorstellen, bei dem Helga kocht?«
»Nein«, gab ich zu. Die Neugier überwältigte mich.
»Ist dieser Besuch … Äh, woher kennst du … Hm, was ich wissen möchte – bist du mit ihm zusammen?«
»Klar«, sagte meine Mutter. Sie strahlte mich an. »Er ist ein echt heißer Typ!«
Ich hatte das Interesse an weiteren Auskünften verloren und räumte schleunigst das Feld.
*
Im Laufe der Woche wurden die restlichen Fenster und Türen eingebaut, es wurde noch lauter, noch dreckiger und noch nervtötender als vorher. In allen Ecken wuselten Handwerker herum, es schienen eher mehr als weniger zu werden. Entsprechend Harald Kleinlichs Ratschlag hatte ich in den sauren Apfel gebissen und einen neuen Dachdecker engagiert. Solange ich darauf warten musste, dass Ines in meinem Auftrag herausfand, wen ich verklagen sollte, um meine Dachpfannen zu bekommen, konnte ich nicht einfach länger untätig bleiben. Der Chef der neuen Firma, Herr Herzog, kam vorbei, um mein Dach zu inspizieren. Ein paar Sachen könnte er schon noch machen, bevor die Pfannen drauf müssten, erklärte er. Zum Beispiel sei an der Innendämmung hier und da was nachzubessern. Länger als zwei oder drei Tage würde das aber nicht dauern, dann bräuchte er die Pfannen, um das Dach fertig zu decken. Aber bis dahin solle ich mir mal nicht solche Sorgen machen, es müsse schon sehr schlimm regnen, bis die Dämmung nass oder das Haus geflutet würde.
Danach fühlte ich mich etwas besser.
Am Freitagnachmittag kam wie verabredet Klaus Rademann vom BLATT , um mich mit meinem Dach zu fotografieren. Er wollte beides auf einem Bild, mich und das Dach. Ich war nicht schwindelfrei, doch das ließ er nicht gelten. Widerstrebend kletterte ich auf das Gerüst und bemühte mich, nicht nach unten zu sehen, wo meine Familie mitsamt Hund, Mutter und Schwiegermutter sich versammelt hatte und zu mir hochschaute.
»Ein bisschen mehr nach links«, rief Klaus Rademann. Er war zwecks besserer Perspektive in das Baumhaus geklettert. »Dann habe ich mehr von der Dachpappe drauf!«
Ich unterdrückte die Schwindelgefühle, kniff die Augen zu und tastete mich vorsichtig zur Ecke des Gerüstes vor, in der wachsenden Sorge, runterzufallen.
»Scheiße!«, brüllte es aus dem Baumhaus. Ich hörte ein Krachen und riss die Augen auf, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Klaus Rademann in einem Schauer abgerissener Äste und zersplitternder Bretter vom Baumhaus in die Sandkiste fiel.
Alle schrien laut auf, vor allem ich. Nebenan nahm Frau Hegemann ihren Logenplatz am Fenster ein. Spike sprang mit freudigem Bellen um die Sandkiste herum. Er hielt das für ein neues Spiel.
Mit zitternden Beinen kletterte ich über die Leiter nach unten.
»Alles in Ordnung?«, rief ich.
»Muss ich erst nachsehen«, meinte Klaus Rademann, während er sich hochrappelte und als Erstes die Kamera untersuchte.
Er hielt sie weit genug von sich, damit das Blut aus der Platzwunde an seiner Stirn nicht darauftropfen konnte.
»Super Fotos«, befand er, während meine Schwiegermutter ihm eine sterile Kompresse reichte. Zum Glück war ihm nichts weiter passiert. Die Platzwunde würde er nachher nähen lassen, erklärte er, aber erst die Pflicht, dann das Vergnügen, weshalb wir jetzt noch schnell das Interview machen würden.
Ich sah mir die Bilder an und fand, dass ich dabei aussah wie ein Huhn, das Angst vorm Fliegen hatte. Immerhin war das Dach gut getroffen. Man konnte genau sehen, dass keine Pfannen darauf lagen.
Der Reporter blutete im Laufe des Interviews eine zweite Kompresse voll. Ich musste sie ihm gegen die Stirn drücken, während er gleich die druckfertige Fassung in sein MacBook tippte und mich mitlesen ließ.
»Vielleicht sollten Sie dazuschreiben, dass Sie die Bilder unter Lebensgefahr aufgenommen haben«, meinte Benedikt grinsend.
»Ach, das war noch gar nichts. Da hättest du mich mal sehen sollen, wie ich ausgesehen habe, als ich die Fotos von dem abstürzenden Segelflugzeug gemacht habe.« Erklärend fügte Klaus Rademann hinzu: »Ich saß drin.« Dann klappte er sein MacBook zu und verabschiedete sich.
Am Gartentor gab er sich die Klinke mit Tobias in die Hand, der wie versprochen herkam, um nach dem Rechten zu sehen.
Klaus Rademann blieb wie angewurzelt stehen. »Polizei?«, fragte er mit verengten Augen. Anscheinend kannten die beiden sich. »Gibt es etwa doch neue Erkenntnisse? Oder einen ersten Verdacht?« Er
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